LÜBECK. Im Unterricht und auf dem Schulhof müssen Schüler in Corona-Zeiten Abstand halten. Im Schulbus dagegen stehen sie oft dicht gedrängt. Das beunruhigt viele Eltern, die in Schleswig-Holstein nun zusammen mit Schulen und Kommunen nach Lösungen suchen. Wohlgemerkt: Seit drei Monaten läuft das Schuljahr – ohne dass die Landesregierung bislang irgendetwas zur Lösung des Problems beigetragen hätte. Das Bildungsministerium hält sich auch jetzt noch für nicht zuständig.
Im Kampf gegen überfüllte Schulbusse setzen jetzt, drei Monate nach Schuljahresbeginn, erste Städte in Schleswig-Holstein jetzt auf eine Entzerrung der Schulanfangszeiten. Sie folgen damit auch dem Wunsch vieler Eltern, die seit den Sommerferien Lösungen fordern, damit ihre Kinder auf dem Schulweg vor Ansteckungen mit dem Coronavirus möglichst geschützt werden.
In Flensburg haben sich 15 Schulen auf einen gestaffelten Unterrichtsbeginn verständigt
Vertreter der Landeselternbeiräte der Gemeinschaftsschulen und der Gymnasien in Schleswig-Holstein sind dafür, den Unterrichtsbeginn zu entzerren und auf stark frequentieren Linien mehr Busse einzusetzen. In Flensburg haben sich 15 weiterführende Schulen bereits im September auf gestaffelte Schulanfangszeiten verständigt. Nach langem Zögern will jetzt auch Lübeck einen Runden Tisch nach Flensburger Vorbild einrichten.
Das hat der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Bislang hatte die Hansestadt Lübeck stets auf die Zuständigkeit des Bildungsministeriums verwiesen. «Wir haben gegenüber den Schulen keine Verfügungsgewalt», sagte Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Für das Bildungsministerium dagegen ist die Schülerbeförderung Sache der Kreise und kreisfreien Städte. «Wenn die die Beförderung entzerren wollen, können sie sich mit den Schulen auf einen gestaffelten Unterrichtsbeginn verständigen», sagte Sprecher David Ermes. Im Übrigen sehe das Ministerium im Schülerverkehr wegen der geltenden Maskenpflicht keine erhöhte Ansteckungsgefahr.
Eltern wundern sich: Abstandsregel? Scheint in Schulbussen “völlig belanglos zu sein”
Elternvertreter kritisieren dagegen dieses Kompetenzgerangel. «Während im sonstigen öffentlichen Raum, in Geschäften und Restaurants, Abstandsregelungen auch mit Mundschutz gelten, scheint das mit dem Abstand im ÖPNV völlig belanglos zu sein», sagte Claudia Pick, Vorsitzende des Landeselternbeirats der Gymnasien in Schleswig Schleswig-Holstein. Dabei sei die Rückverfolgung von Kontakten bei überfüllten Bussen besonders schwierig.
Auch für den Vorsitzenden des Landeselternbeirats der Gemeinschaftsschulen, Thorsten Muschinski, führt die derzeitige Schülerbeförderung das Kohortenprinzip ad absurdum. «Sinnvoll wäre auf jeden Fall die Entzerrung des Unterrichtsbeginns», sagte er.
Das sei allerdings nicht so einfach, wie es sich zunächst anhöre, sagte Ellen Kittel, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Sport und Kultur der Stadt Flensburg. Sie hat schon im September Vertreter der weiterführenden Schulen, der Schulverwaltung und des kommunalen Busunternehmens an einen Tisch geholt, um die Schulanfangszeiten neu zu regeln. «Man muss jede Schule und ihre besonderen Gegebenheiten einzeln betrachten, doch wir sind auf einem guten Weg», sagte sie.
Risiko im Schulbus? Angesichts der Fülle von Missständen im Schulbetrieb macht das manchen nichts mehr aus
Manche Eltern haben offenbar resigniert – angesichts der Fülle an Missständen im Schulbetrieb. Eine Mutter aus Handewitt, deren zwei Kinder ein Gymnasium in Flensburg besuchen, sagte: «Das Busfahren stellt in meinen Augen kein größeres Risiko dar als der tägliche Schulbesuch mit Sportunterricht ohne Maske, den kleinen Klassenräumen und dem Gedränge an den Ein- und Ausgängen.» News4teachers / mit Material der dpa
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