DÜSSELDORF. Zwei weitere Wochen sollen Schülerinnen und Schüler zuhause anstatt in der Schule lernen – das scheint für Nordrhein-Westfalen erst einmal klar. Unklar ist allerdings, wie es danach weitergeht. Unklar ist auch, welche Folgen der wochenlange Distanzunterricht für Abschlussprüfungen hat. Die Schulministerin gibt noch keine Signale. Offenbar hat sie keinen Plan B.
Die Auswirkungen des bis Mitte Februar verlängerten Distanzunterrichts auf Abschlussprüfungen und den weiteren Schulbetrieb in Nordrhein-Westfalen bleiben noch unklar. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will sich zunächst mit vielen Akteuren beraten. Sie suche den Austausch mit den Kultusministern der Länder sowie Verbänden und Schulträgern, sagte Gebauer am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags. Es müsse «klug und mit allen Akteuren» beraten werden. Mit Blick auf das mutierte Coronavirus werde jetzt «eine weitere Zeit der Vorsicht» gebraucht.
Wie geht es weiter mit den Abschlüssen? Gebauer will sich mit den Kollegen in der Kultusministerkonferenz beraten
Dabei strebe sie auch eine Abstimmung mit den Nachbarländern Nordrhein-Westfalens an, sagte Gebauer. Am Mittwoch stand das Thema Schulen zudem auf der Tagesordnung im Landeskabinett. Außerdem will Gebauer die weiteren Beratungen im Kreis der Kultusminister der Länder am heutigen Donnerstag abwarten. Die möglichen Auswirkungen des Beschlusses auf Abschluss- und Abiturprüfungen sollten im Konsens der Minister abgestimmt werden, sagte die Ministerin. In NRW seien bereits die Abiturprüfungen um neun Tage verschoben worden. In vielen Fächern gebe es zusätzliche Prüfungsaufgaben und damit mehr Auswahl für Schüler und Lehrkräfte.
Bund und Länder hatten am Dienstagabend beschlossen, dass Kitas und Schulen bis zum 14. Februar grundsätzlich geschlossen bleiben beziehungsweise die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. Zunächst war geplant, die Schulen nur bis zum 31. Januar zu schließen.
Laschet schließt vorzeitige Schöffnungen nicht aus – die RKI-Empfehlungen sind bislang kein Thema
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte im Anschluss an die Beratungen der Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aber auch betont, dass die weitere Entwicklung der Corona-Infektionslage ständig beobachtet werde. Wenn plötzlich etwas Anderes möglich würde, «dann werden wir neu entscheiden», hatte er gesagt. Noch könne aber nicht über Öffnungen geredet werden.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, Schulen ab einem Inzidenzwert von 50 in den Wechselunterricht zu nehmen, um die Abstandsregel in den Klassenräumen einführen zu können, und eine generelle Maskenpflicht im Unterricht einzuführen. Die Landesregierung lehnt, wie alle anderen Bundesländer, diese Empfehlungen ab. Gebauer hatte monatelang auf Präsenzunterricht gepocht – einen Plan B gibt es offenbar nicht.
Nach Worten Gebauers sind die Schulen in NRW beim Distanzunterricht inzwischen «deutlich weiter» als beim ersten Lockdown im März vergangenen Jahres. «Natürlich hat es an der ein oder anderen Stelle auch geruckelt.» Aber beim überwiegenden Teil der Schulen habe die Umstellung gut funktioniert. Dazu habe auch die vom Land betriebene digitale Lernplattform Logineo beigetragen, sagte Gebauer. Das Lernmanagement-System (LMS) werde bereits von rund 2260 Schulen in NRW genutzt. In den nächsten Tagen solle mit einem Videokonferenz-Tool eine weitere Anwendung bei Logineo hinzukommen. Bisher seien keine Hacker-Angriffe auf Logineo bekannt.
In NRW bleiben die Schulen weiterhin für eine Notbetreuung von Schülern der Klassen eins bis sechs geöffnet. Mit Stand 13. Januar hätten 4,7 Prozent aller rund 2,5 Millionen Schüler das Angebot angenommen, sagte Gebauer. In den Grundschulen würden gut zehn Prozent der Schüler betreut und in den Förderschulen rund sieben Prozent. In allen anderen Schulen liege der Anteil unter einem Prozent.
Grüne fordern: Kleine und stabile Lerngruppen bis Ende des Schuljahres bilden!
Die oppositionellen Grünen forderten von Gebauer im Plenum kommende Woche eine Unterrichtung, wie es mit dem Distanzunterricht weitergehe. «Wir müssen jetzt alle Optionen ausloten», sagte die Grünen-Abgeordnete Sigrid Beer. Die Schulen in NRW müssten auf einen Wechselunterricht zuhause und in der Schule vorbereitet werden. Es müssten kleine und stabile Lerngruppen bis Ende des Schuljahres gebildet werden. Der SPD-Schulexperte Jochen Ott sagte: «Viele Familien sind am Limit.» Sie brauchten jetzt Planungssicherheit.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung NRW (VBE) begrüßte die Entscheidung für längeren Distanzunterricht. «Niemand würde von einer vorzeitigen Öffnung profitieren, wenn wenige Tage später die Schulen wieder schließen müssen», sagte der Landesvorsitzende Stefan Behlau. «Auch Distanzunterricht ist schulischer Unterricht.» News4teachers / mit Material der dpa