SAARBRÜCKEN. Bei der wegen des Lockdowns ausgesetzten Präsenzpflicht für Schüler im Saarland gibt es Ausnahmen: Schüler, die dieses Schuljahr an allgemeinbildenden Schulen Abschlussprüfungen ablegen, werden ab dem 11. Januar wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. «Für sie gilt Präsenzpflicht», teilte das saarländische Bildungsministerium am Donnerstag in Saarbrücken mit. Der Verband Reale Bildung (VRB) zeigt sich entsetzt.
Konkret heißt das, dass Schüler der Klasse 12 an Gymnasien und Schüler der Klasse 13 an Gemeinschaftsschulen ab nächsten Montag zum Unterricht in Schulen kommen müssen. Für Schüler an Gemeinschaftsschulen, die in Klassen 9 und 10 den Hauptschulabschluss oder den Mittleren Bildungsabschluss anstreben, beginnt der Präsenzunterricht ab dem 18. Januar. An den beruflichen Schulen soll es auch ab dem 11. Januar für einen Teil der Schüler wieder Unterricht vor Ort geben. Den Anfang machten Schüler, die in diesem Jahr das Abitur an Oberstufengymnasien ablegen wollten. Die Beratungen seien aber noch nicht abgeschlossen, hieß es.
Für die meisten Schüler gibt es Fernunterricht, für jüngere aber ein Betreuungsangebot
Für alle anderen Schüler bleibe die Präsenzpflicht vom 11. bis 24. Januar vorerst ausgesetzt: Es finde Fernunterricht statt. Es gebe aber Angebote für Schüler der Klassen 1 bis 6, die nicht anderweitig betreut werden könnten. Überlegungen, die Winterferien (15. bis 19. Februar 2021) zu verschieben oder zu streichen, gebe es derzeit nicht. Die Familien hätten mit den Winterferien geplant.
Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) erklärte, sie setze sich zudem bei den Kontaktbeschränkungen für Ausnahmen zur Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen ein. «Die Beschränkung auf eine weitere Person aus einem anderen Haushalt verschärft die angespannte Situation für viele Familien und insbesondere Alleinerziehende deutlich», sagte sie. Das sei «nicht zumutbar». Familien müssten sich Kinderbetreuung teilen können.
„Keine 24 Stunden nachdem die Bundeskanzlerin zur Vorsicht gemahnt, auf die Gefährlichkeit der aus Großbritannien stammenden neuen Mutation des Corona-Virus hingewiesen und deshalb die schärfsten Kontaktbeschränkungen seit Frühjahr verkündet hat, ordnet Bildungsministerin Streichert-Clivot an Schulen wieder zu öffnen. Ausgerechnet ab dem Tag, an dem private Treffen nur noch mit einer weiteren Person, die nicht zum eigenen Hausstand gehört, möglich sein werden, schließt die Bildungsministerin die Schulen für tausende Schüler der 12. bzw. 13. Klasse auf. Mich erreichen Nachrichten von Schülerinnen und Schülern sowie Kolleginnen und Kollegen, die entsetzt und fassungslos auf die neuesten Pläne aus dem Saarbrücker Ministerium reagieren“, erklärt die VRB-Landesvorsitzende Karen Claassen.
“Die Aufforderungen zur Kontaktreduzierung werden durch die Schulpläne Makulatur”
„Die Pläne von Streichert-Clivot bedeuten insbesondere an vielen Standorten von Gemeinschaftsschulen sowie Berufsbildenden Schulen, dass sich dort ab übernächster Woche wieder Haushalte im dreistelligen Bereich treffen müssen. Die Aufforderungen zur Kontaktreduzierung werden so Makulatur. Dies ist umso dramatischer, als dass die nun zurückkehrenden Schüler aufgrund ihres Alters laut einhelliger Meinung von Virologen und Epidemiologen im Infektionsfall eine Virenlast wie Erwachsene aufweisen.
Zudem zerstört die Bildungsministerin durch ihr neuestes Vorpreschen gerade entstandene Strukturen: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer haben sich gerade inhaltlich und organisatorisch auf die kommenden Wochen eingestellt, haben geplant und abgesprochen. Nun soll diese ganze Arbeit für nichts gewesen sein.“
Auch die Auswahl der Klassen, die ab dem 18. Januar zurückkehren sollen, sei nicht nachvollziehbar: Claassen: „Es sollen alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse, die den Hauptschulabschluss absolvieren, sowie alle Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse, die den Mittleren Bildungsabschluss erlangen möchten, in die Schulen zurückkehren. Jedoch: Die zentrale Abschlussprüfung zu eben diesen Schulabschlüssen wurden bereits im Dezember abgesagt, die Lehrpläne der schriftlichen Prüfungsfächer schon im Sommer vergangenen Jahres zusammengestrichen. Warum diese Maßnahmen, wenn die Schülerinnen und Schüler nunmehr doch rückbeordert werden?“ News4teachers / mit Material der dpa