Website-Icon News4teachers

Corona-Tests bei Kita-Kindern laufen an – kommt die Test-Pflicht für Kleine?

MANNHEIM / SCHWÄBISCH GMÜND. Schon längere Zeit ist klar, dass auch Vorschulkinder am Infektionsgeschehen beteiligt sind. In immer mehr Kitas werden die Kleinen nun auch getestet. Kommt womöglich für sie bald eine Test-Pflicht? Die GEW und auch so manche Kommune würde das befürworten.

Kita-Kinder sollen auch schnellgetestet werden – möglichst flächendeckend. Foto: Shutterstock

In Nordrhein-Westfalen sollen seit dieser Woche auch Kinder-Kinder regelmäßig auf Corona getestet werden – eigentlich. Zwar gibt es auch hierbei Lieferschwierigkeiten (das Familienministerium musste einräumen, dass längst nicht so viele Tests-Kits verteilt werden konnten wie versprochen). In einzelnen Kommunen sind die Tests bei den Kleinen aber schon in der Fläche angelaufen. So in Köln. Bilanz nach einer Woche: 665 von 685 Kitas haben teilgenommen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet. Dabei wurden 24 Coronafälle entdeckt. Wie viele Kinder mitgemacht waren, wurde nicht bekannt. In NRW ist die Teilnahme an den Tests in den Kitas – anders als die in den Schulen – freiwillig.

«Eine Test-Pflicht für Kita-Kinder wäre sinnvoll, um das Risiko von Ansteckungen zu reduzieren – und sie wäre konsequent»

Die GEW fordert unterdessen, die Corona-Testpflicht auf Kita-Kinder auszuweiten. Das sei wegen der Corona-Entwicklung sowohl im Sinne des Gesundheitsschutzes der Kinder und deren Eltern als auch der Beschäftigten, sagte die hessische Landesvorsitzende Birgit Koch. Die Tests sollten zweimal die Woche und kindgerechte erfolgen. Es zeichne sich ab, dass Gurgel-, Spuck- und Lolly-Tests dafür geeignet seien. Die Tests sollten zu Hause von den Eltern durchgeführt werden, sagt Koch. Ein negatives Testergebnis könne dann schriftlich bestätigt und dem Kitapersonal vorgelegt werden. Keinesfalls sollten die Kitabeschäftigten selbst die Tests durchführen. Die Erzieherinnen arbeiteten schon lange am Limit.

Anzeige

Ähnlich verläuft die Diskussion in Baden-Württemberg. Hier bringt der Städtetag eine landesweite Testpflicht für Kita-Kinder und -Beschäftigte ins Gespräch – ein Schritt, den die Stadt Mannheim ab kommender Woche bereits vollzieht. «Das wäre sinnvoll, um das Risiko von Ansteckungen zu reduzieren und es wäre konsequent, weil es in Schulen ab Montag ja eine Testpflicht gibt», sagte der Bildungsdezernent des Kommunalverbandes, Norbert Brugger. Durch Tests könnten Kinder identifiziert werden, die keine Symptome zeigen, aber andere anstecken können. In Mannheim können ab Montag nur Kinder und Personal die Einrichtungen betreten, wenn sie zwei negative Testergebnisse pro Woche vorlegen.

Das Landesgesundheitsamt hat seit Jahresbeginn Ausbrüche in 277 Einrichtungen mit 2265 Infizierten in Baden-Württemberg gezählt. Fast jede fünfte Neuinfektion in den vergangenen sieben Tagen entfiel auf Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beschreibt Kitas als Orte verstärkten Ausbruchgeschehens. “Die anhaltende Viruszirkulation in der Bevölkerung (Community Transmission) mit zahlreichen Ausbrüchen in Privathaushalten, Kitas und zunehmend auch in Schulen sowie dem beruflichen Umfeld erfordert die konsequente Umsetzung kontaktreduzierender Maßnahmen und Schutzmaßnahmen sowie massive Anstrengungen zur Eindämmung von Ausbrüchen und Infektionsketten”, so heißt es im aktuellen RKI-Lagebericht.

Städte wie Mannheim und Schwäbisch Gmünd sind Vorreiter mit bereits abgeschlossenen Pilotprojekten, Friedrichshafen steht mit Spucktests als auch Lolli-Tests in den Startlöchern. Mannheim, dessen Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) auch Städtetagspräsident ist, und der Ost-Alb-Kreis ziehen eine positive Bilanz ihrer Modellversuche. Das Interesse der Eltern an den Antigen-Schnelltests sei sehr groß gewesen.

Teilweise hätten sich alle Eltern einer Einrichtung an den Testungen zuhause beteiligt. Im Durchschnitt hätten drei Viertel der anwesenden Kinder in zwölf Einrichtungen mit 238 notbetreuten Kindern teilgenommen. Unterschiede in der Akzeptanz zwischen Krippen- und Kita-Kindern seien nicht erkennbar gewesen. Die Mütter und Väter befürworteten zu 85 Prozent eine dauerhafte Einführung der Selbsttests. Die Eltern der Krippenkinder bevorzugten den Nasaltest, die der über Dreijährigen den Spucktest. Bereits in der ersten Woche der Testungen sind im Ost-Alb-Kreis nach Angaben der Verwaltung 15 positive Coronafälle bei Kindern verzeichnet worden.

“Wir beobachten bei Kindern eine starke Zunahme der Übertragungen sowohl im familiären Umfeld als auch in Schule und Kita”

Auch in Mecklenburg-Vorpommern steigen die Corona-Infektionszahlen in den Kindertagesstätten an. “Die Virusvariante B.1.1.7 geht mit einer erhöhten Übertragbarkeit einher, so dass wir aktuell bei Kindern eine starke Zunahme der Übertragungen sowohl im familiären Umfeld als auch in Schule und Kita beobachten”, erklärte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD).  Die ersten Landkreise schlossen bereits die Einrichtungen bis auf eine Notbetreuung.

Um den Kita-Betrieb so weit wie möglich aufrecht erhalten zu können, verfügte Drese, dass erkältete Kinder einen negativen PCR-Test vorlegen müssen, wenn sie in die Kita sollen. “Um umfassende Kitaschließungen verhindern beziehungsweise begrenzen zu können, ist die PCR-Testung die sicherste Maßnahme den Eintrag von SARS-CoV-2 in die Einrichtungen zu minimieren”, erläuterte sie. Nach massiver Kritik hat Drese ihren Vorstoß allerdings schon wieder revidiert, teilweise jedenfalls. Ab nächster Woche gilt: ein Schnelltest für erkältete Kinder reicht. News4teachers / mit Material der dpa

„Psychische Belastung“: Klagewelle gegen Testpflicht an Schulen überrollt Gerichte

Die mobile Version verlassen