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Was Eltern tun sollten, um die Schulleistungen ihres Kindes zu verbessern

MÜNCHEN. Eltern haben einen starken Einfluss auf die Schulleistungen ihres Kindes. Was sie konkret tun können und wie Schulen diese Potenziale nutzen sollten, haben Wissenschaftlerinnen der TU München untersucht.

Vom Engagement der Eltern hängt viel ab – allerdings auch von der Art des Engagements. Foto: Shutterstock

Familiäre Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf die schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern. Deren Einfluss kann sogar stärker sein als etwa die Größe der Schulklassen oder die Investitionen ins Bildungssystem. Zum einen hängt dabei der Schulerfolg mit dem sozioökonomischen, dem Bildungs- und dem Migrationshintergrund der Familien zusammen. Zum anderen beeinflussen konkrete Verhaltensweisen der Eltern die Leistungen.

Für Doris Holzberger ein lohnender Ansatzpunkt. „Um Bildungsungleichheit abzubauen, bietet die Unterstützung der Eltern in ihrem Verhalten einen vielversprechenden Ansatz, da sie dieses leichter ändern können als ihr Einkommen oder ihre Sprachkenntnisse“, so die Professorin für Schul- und Unterrichtsforschung an der Technischen Universität München (TUM). In einer umfangreichen Forschungssynthese hat nun ein Team um Doris Holzberger 18 Metastudien zur Beteiligung der Eltern in der Schulzeit ihrer Kinder ausgewertet, die wiederum insgesamt rund 1.700 einzelne Studien ausgewertet hatten.

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Unterstützung zu Hause wichtig für Motivation

Die Ergebnisse zeigen, dass die naheliegendste Aktivität der Eltern, die Beteiligung am Lernen zu Hause, die Schulleistungen nur vergleichsweise geringfügig verbessert, allerdings die Motivation stärken kann. Kinder entwickelten eine positivere Einstellung zum Lernen, wenn sie auf diese Weise ermutigt würden, selbstständig zu arbeiten, zum Beispiel eigene Lösungswege auszuprobieren. Gute Leistungen könnten Eltern außerdem begünstigen, wenn sie zu Hause eine Umgebung schaffen, die zum Lernen geeignet ist. Hilfe bei den Hausaufgaben könne sich aber auch negativ auswirken, wenn sie sich darin erschöpft, die Kinder und Jugendlichen zu kontrollieren. Dies sei vor allem bei Schülerinnen und Schülern mittleren Alters der Fall. Lohnender scheint es dagegen zu sein, wenn Eltern Regeln festlegen, wann und wo die Aufgaben erledigt werden, wenn sie Hilfestellungen anbieten und Feedback zur Genauigkeit der Bearbeitung geben.

Größte Effekte durch positive Erwartungshaltung

Eine größere Wirkung als mit der Kontrolle der Schulleistungen erzielen Eltern laut der Untersuchung, wenn sie ihren Kindern eine positive Erwartungshaltung zur Bildung vermittelten. Indem Eltern mit ihren Kindern über mögliche Leistungen, Schulabschlüsse oder Berufswege sprechen, indem sie Lernstrategien diskutieren oder Lob und Kritik möglichst differenziert auf einzelne Schularbeiten beziehen, könnten sie positiv darauf einwirken, was sich die Kinder in den einzelnen Fächern selbst zutrauen und inwieweit sie sich in der Schule engagieren. Dieser Effekt nehme mit dem Alter der Jugendlichen sogar noch zu. Als weniger wirkungsvoll hätten sich dagegen Diskussionen über die Bedeutung von Bildung im Allgemeinen gezeigt.

Engagement der Eltern in der Schule

Eine positive Wirkung können Eltern auch mit eigenem Engagement in der Schule erreichen. Schülerinnen und Schüler, deren Eltern ehrenamtlich und mitbestimmend tätig sind, beispielsweise in einem Elternbeirat, erzielen bessere Leistungen. Motivierter sind Kinder, deren Eltern an Schulveranstaltungen wie etwa Theateraufführungen teilnehmen. Allerdings zeigen die untersuchten Studien hier nur Zusammenhänge, keine Kausalität, sodass es auch möglich ist, dass Eltern sich eher engagieren, wenn ihre Kinder bereits motiviert und leistungsstark sind. Nur eine sehr geringe Wirkung auf die Leistungen der Kinder hat die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Eltern.

Unterschiede aufgrund des sozioökonomischen Status

Nur wenige Metastudien hätten bislang untersucht, so die Wissenschaftlerinnen, ob sich die Effekte der Elternbeteiligung zwischen Familien mit hohem und mit niedrigem sozioökonomischen Status unterscheiden. Noch weniger erforscht seien Zusammenhänge mit einem Migrationshintergrund. Gezeigt wurde aber, dass Familien mit Migrationshintergrund vergleichsweise hohe Bildungserwartungen haben. Von der Unterstützung bei den Hausaufgaben können Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Bildungs- und Wohlstandsniveau sowie mit Migrationshintergrund in besonderem Maße profitieren. Dagegen wirken sich Gespräche zwischen Lehrkräften und Eltern eher auf die Leistungen von Schülerinnen und Schülern in Familien mit hohem sozioökonomischen Status aus.

Viele Fördermöglichkeiten für Schulen

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Beteiligung der Eltern die Leistung und Motivation der Schülerinnen und Schüler über alle Altersstufen hinweg und unabhängig vom sozioökonomischen Status stärken kann“, fasst Studienleiterin Holzberger zusammen. „Umso wichtiger ist eine gute und dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern. Wenn Lehrerinnen und Lehrer die Väter und Mütter erreichen, können sie auch außerhalb des Unterrichts Kinder fördern, bei denen eine positiv wirkende Rolle der Eltern nicht selbstverständlich ist. Ein großes Potenzial, Bildungsungleichheiten zu reduzieren, besteht auch bei Eltern mit Migrationshintergrund, die tendenziell hohe Bildungserwartungen haben, aber aufgrund von sprachlichen und kulturellen Hürden nicht alle Möglichkeiten der Beteiligung ausschöpfen können.“

Aus der Forschungssynthese haben die Autorinnen schließlich auch abgeleitet, wie Schulen im Alltag die Elternbeteiligung fördern können:

Die Forschungssynthese ist in einem Themenheft für Schulleitungen, Lehrkräfte und alle an der Schulpraxis Interessierten aufbereitet – das Heft kann hier kostenfrei heruntergeladen werden. News4teachers

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