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Jetzt auch Söder: Kein Wechselunterricht mehr – egal welche Inzidenz

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MÜNCHEN. Auch Bayerns Schüler und Schülerinnen sollen künftig nicht mehr in den Wechselunterricht geschickt werden, wenn die Corona-Infektionszahlen steigen. «Es gilt der Präsenzunterricht», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Der Umstieg zum Wechselunterricht ab einer Inzidenz von 100 wird gestrichen, die Quarantäne-Regeln werden aufgeweicht. Damit nimmt sich Bayern ausgerechnet NRW zum Vorbild – wo die Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schülern gerade exponentiell steigen.

Vorbei mit dem Sicherheitskurs in den Schulen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Foto: photocosmos1 / Shutterstock

Zuvor hatten bereits mehrere Ministerpräsidenten – darunter Armin Laschet (NRW, CDU), Stephan Weil (Niedersachsen, SPD) und Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg, Grüne) – entschieden, die Schulen unter allen Umständen offenzuhalten. Mit Söders Kurswechsel, er hatte bislang stets auf Vorsicht bei den Schulen gepocht, missachtet nun auch Bayern die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI), das nach wie vor ab einem Inzidenzwert von 50 die Einführung der Abstandsregel in Klassenräumen und damit Wechselunterricht vorsieht. Das RKI mahnt aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante weiterhin in Kitas und Schulen zur Vorsicht. In Nordrhein-Westfalen, wo das Schuljahr bereits vor zwei Wochen begonnen hat, steigen die Inzidenzen unter Schülerinnen und Schülern drastisch. Der NRW-Landtag hat deshalb für Donnerstag eine Sondersitzung anberaumt.

Trotzdem nimmt sich Söder Laschet zum Vorbild. Der bayerische Ministerpräsident kündigte an, dass – wie in NRW – ebenfalls die Quarantäne-Vorschriften gelockert werden. Gibt es einen Infektionsfall, soll anders als bisher nicht zwangsläufig die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt werden, sondern nur die, die unmittelbaren und ungeschützten Kontakt zu dem erkrankten Mitschüler hatten. Gibt es Luftreiniger, könne sogar vollständig auf die Quarantäne anderer Schüler verzichtet werden, sagte der CSU-Chef. Einzige Konzession an die Sicherheit: Die bayerischen Schüler und Schülerinnen sollen im neuen Schuljahr weiterhin Masken tragen – auch an ihrem Platz, zunächst jedenfalls.

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Erst zehn Prozent der Fördermittel für mobile Luftfilter wurden abgerufen – ist den Kommunen der Eigenbeitrag zu viel?

Bei Luftfiltern in Schulen allerdings hapert es: Zwei Wochen vor dem Schulstart in Bayern am 14. September sind nach Söders Angaben erst zehn Prozent der Fördermittel für die Geräte abgerufen worden. «Aber das wird jetzt täglich mehr». Rund 190 Millionen Euro stellt die Staatsregierung den Kommunen für die Ausstattung von rund 60.000 Klassenzimmern und 50.000 Räumen in Kindergärten mit mobilen Filteranlagen zur Verfügung. Damit können sich die für die Schulausstattung verantwortlichen Kommunen bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten kofinanzieren lassen. Das ist etlichen Städten und Gemeinden aber wohl zu viel.

Der Bayerische Philologenverband (bpv) sieht Lockerungen bei den Corona-Schutzmaßnahmen in Schulen kritisch. Zum aktuellen Zeitpunkt seien diese «der falsche Weg und stellen ein unnötiges Risiko dar», teilte der Vorsitzende Michael Schwägerl mit. «Wo doch ein möglichst unbelasteter und sicherer Schulbeginn das ist, was sich alle wünschen.»

Der Wegfall der FFP2-Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr, der auch von Schülern genutzt wird, sei problematisch. Dort sollen künftig medizinische Masken ausreichen. Der Schuljahresbeginn in anderen Bundesländern habe gezeigt, dass das Risiko von Infektionen unter anderem durch Reiserückkehrer ernst zu nehmen sei, meint Schwägerl. Im ÖPNV träfen Menschen zu Stoßzeiten dicht gedrängt aufeinander, weshalb der FFP2-Standard eine zusätzliche Sicherheit biete. Diese Sicherheit sei erforderlich, wenn in den ersten Schulwochen noch ungeimpfte Kinder und Jugendliche Busse und Bahnen nutzen und anschließend den Tag in ihren Klassen verbringen, sagte der Philologen-Chef.

«Wenn es Fortschritte in der Test-Strategie gibt, müssen diese allen Schularten zugutekommen»

Zu den wöchentlich drei Tests an Schulen sagte Schwägerl, diese seien «nach wie vor ein wichtiger Baustein in der Unterbrechung von Infektionsketten und in der Sicherung des Präsenzunterrichts». Grund- und Förderschulen nutzten die PCR-Pooltests, die zeitsparend und aussagekräftiger seien. Weiterführende Schulen dürften dabei nicht benachteiligt werden, forderte Schwägerl. «Wenn es Fortschritte in der Test-Strategie gibt, müssen diese allen Schularten zugutekommen.» News4teachers / mit Material der dpa

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