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Virologe Schmidt-Chanasit: Schulen kein Ort fürs Impfen (“Impfpflicht durch die Hintertür”)

HAMBURG. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hat sich gegen Impfaktionen für Kinder an Schulen ausgesprochen. «Der Raum für eine mögliche Impfung ist ganz klar das vertraute Kinderarztzimmer – der geschützte Raum, in dem beraten werden kann, wo man Fragen stellen kann – und sicherlich nicht die Schule», sagte der Hochschulprofessor. Er warnte davor, dass «indirekt Druck aufgebaut wird, sozusagen eine Impfpflicht durch die Hintertür».

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Die Stiko empfiehlt die generelle Impfen von Kindern und Jugendlichen ausdrücklich nicht – geimpft wird jetzt trotzdem. Foto: Shutterstock

Die Gesundheitsminister und Senatoren von Bund und Ländern hatten sich darauf verständigt, das Impfangebot für 12- bis 17-Jährige nach den Sommerferien auszuweiten, ohne dass die Ständige Impfkommission (Stiko) bisher allgemein zu Impfungen von Kindern rät. Auch in Schulen soll es verstärkt Impfaktionen geben.

«Ich stehe und stand immer vollkommen hinter der Empfehlung der Stiko», sagte Schmidt-Chanasit. Zudem gebe es schon jetzt eine Impfempfehlung für Kinder mit entsprechenden Vorerkrankungen. «Und gesunde Kinder und Jugendliche, die zusammen mit ihren Eltern und den Ärzten zur Entscheidung gekommen sind, sich impfen zu lassen, konnten das auch schon in der Vergangenheit.» Insofern sei für ihn gar kein großer Gegensatz der Positionen zu erkennen.

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Als Vater freue er sich, dass die Schulen in Hamburg nach den Ferien wieder mit vollem Präsenzunterricht geöffnet haben

Auch vor dem Hintergrund, dass in den Ländern des globalen Südens nicht genügend Impfstoff vorhanden ist, sieht der Hamburger Virologe das Impfen von Kindern kritisch. «Die globale Impfstoffgerechtigkeit ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Bevor wir bei uns gesunde 12-Jährige impfen, die eben ein sehr, sehr geringes Risiko haben, sollten wir darüber nachdenken.» Für ihn sei klar, «dass im Rahmen der Impfstoffgerechtigkeit die weltweit betrachtet wenigen Impfstoffe erst einmal für die Älteren und das Pflegepersonal in den Ländern des globalen Südens eingesetzt werden sollten».

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte jüngst kritisiert, dass Länder mit hohem Einkommen 100 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht hätten, «Gleichzeitig konnten Länder mit niedrigen Einkommen nur 1,5 Dosen pro 100 Menschen verabreichen, weil ihnen Impfstoff fehlt.»

Schmidt-Chanasit sagte weiter, als Vater freue er sich, dass die Schulen in Hamburg nach den Ferien wieder mit vollem Präsenzunterricht geöffnet haben – trotz der steigenden Corona-Inzidenz. Als Virologe sehe er, «dass sehr viel gemacht wird in Hamburg. Angefangen von den Tests, Hygienekonzepten in den Schulen, Luftfiltergeräte, die angeschafft werden, Impfungen der Lehrkräfte – das ist sehr, sehr viel». Schmidt-Chanasit vertritt unter Virologen immer wieder Außenseiterpositionen. So sprach er sich zum Beispiel im Herbst gegen eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum aus. News4teachers / mit Material der dpa

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