BERLIN. Jeder kennt den zweifelnden Blick auf den Corona-Schnelltest: Stimmt das Ergebnis oder nicht? An Schulen und Kitas werden Berge dieser Tests verbraucht. Ob sie mehr Sicherheit bringen, steht dahin. Die Landesregierungen haben trotzdem viel Geld dafür ausgegeben, Bayern zum Beispiel eine halbe Milliarde Euro, Nordrhein-Westfalen sogar 1,2 Milliarden Euro.
Die bayerische Staatsregierung hat alleine für die Corona-Selbsttests an den Schulen des Freistaats in den letzten Monaten eine halbe Milliarde Euro ausgegeben. Seit vergangenem September bis März habe Bayern Selbsttests in Höhe von rund 500 Millionen Euro für die Schulen abgegeben, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in München. Zusätzlich zu den Schnelltests werden in Grund- und Förderschulen sowie in den 5. und 6. Klassen PCR-Pooltests gemacht.
Für die Kitas – an denen mindestens jeden zweiten Tag ein Schnelltest gemacht werden muss – könnten noch keine Zahlen zu den Kosten vorgelegt werden. Die Abrechnung der Berechtigungsscheine, mit denen die Eltern in Apotheken die Tests für ihre Kinder bekommen, dauert noch.
Die Staatsregierung will mindestens bis zu den Osterferien an den massenhaften Tests festhalten – selbst wenn die Tests manchmal gar nicht oder nur spät anschlagen. Nach den Ferien werde anhand der Infektionslage und der Laborkapazitäten geprüft, ob die Tests an Schulen und Kitas noch sinnvoll seien, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Unter anderem der Virologe Hendrik Streeck hatte das massenhafte Testen von symptomlosen Schülern kritisiert
Das Land Nordrhein-Westfalen hat bislang für rund 1,2 Milliarden Euro Schnelltests gekauft. Das seien die Mittel, die bis zum 31. Dezember 2021 vom zuständigen Landtagsausschuss genehmigt worden seien, heißt es in der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion. Teilweise waren demnach auch die Lieferkosten enthalten, heißt es in einer weiteren Antwort der Regierung auf SPD-Anfrage. So seien Tests der Firma Siemens Healthcare für Schulen ab April 2021 direkt an 6200 Adressen gegangen. Bezahlt habe man das Gesamtpaket.
Fragen der Opposition nach den genauen Kosten der Tests von verschiedenen Lieferanten will das zuständige Innenministerium weiter nicht beantworten: Die Vergabeverfahren unterlägen einem «besonderen Vertraulichkeitsschutz». Wie die SPD-Abgeordnete Sarah Philipp am Dienstag betonte, hatte die Regierung bei der Bestellung von Masken die Kosten allerdings noch öffentlich gemacht: «Offenbar hat man sich jetzt für eine intransparente Form der Kommunikation entschieden.»
Unter anderem der Virologe Hendrik Streeck hatte das massenhafte Testen von symptomlosen Schülern kritisiert, es schaffe mehr Schaden als Nutzen, schrieb er in «Der Zeit». Für Masken oder Luftfilter in Schulen haben die Landesregierung, wenn überhaupt, nur einen Bruchteil der Kosten für Schnelltests aufgewendet. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte davon gesprochen, dass die Schulen als “Hygienefilter” in der Pandemie wirkten – offenbar versprach sie sich von den Schnelltests eine Wirkung über die Schulen hinaus.
Neben den Kosten fällt auch tonnenweise Müll durch die Schnelltests an. Die Pandemie habe weltweit zu deutlich mehr Müll geführt, ob es nun Masken, Desinfektionsmittel oder Tests seien oder die zusätzlichen Abfälle aus Praxen, Kliniken, Impf- und Testzentren, so das Bayerische Gesundheitsministerium. Es lasse sich in der Pandemie «eine gewisse Müllproduktion» nicht vermeiden. Nach Möglichkeit würden Tests in großen Gebinden und Großpackungen bestellt, so dass nicht jeder Test noch einzeln verpackt ist. News4teachers / mit Material der dpa
Infektionslotto: Studie weist nach, dass Schnelltests Omikron oft nicht erkennen