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Warnstreiks von Kitapersonal: „Es geht auch um die Aufwertung von Frauenberufen“

STUTTGART. Die Gewerkschaft Verdi hat die geplanten Warnstreiks am kommenden Dienstag in den kommunalen Kitas verteidigt. Nach einer ergebnislosen ersten Verhandlung in der vergangenen Woche sei keine Entlastung für die Beschäftigten in Sicht, so die Gewerkschaft. Den «Stuttgarter Nachrichten» sagte ein Verdi-Vertreter: «Wir wollen ein starkes Signal an die Arbeitgeber und an Politik und Gesellschaft richten, dass es in dieser Runde auch um die Aufwertung von immer noch typischen Frauenberufen geht: Rund 90 Prozent der Beschäftigten sind weiblich».

Die Stimmung in den Kita-Kollegien ist alles andere als entspannt. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Welche Kitas, Schulkindbetreuungen oder Wohngruppen dem Aufruf zum Warnstreik folgen, stehe noch nicht fest. «Wir sind aber bereit, dort Notdienstvereinbarungen abzuschließen, wo es unbedingt nötig ist», sagt Ariane Raad von Verdi Stuttgart den Blättern.

Weitere Verhandlungen in Potsdam soll es am 21. und 22. März sowie am 16. und 17. Mai geben. Verdi fordert für die bundesweit rund 330 000 betroffenen Beschäftigten Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und eine höhere Eingruppierung vieler Beschäftigter. In Baden-Württemberg sind nach Angaben der Arbeitgeber rund 50.000 Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst von den Tarifgesprächen betroffen.

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«Nach zwei Jahren besonderer Herausforderungen durch die Pandemie fühlen sie sich im Regen stehen gelassen»

Verdi wirft den kommunalen Arbeitgebern mangelndes Entgegenkommen bei den laufenden Tarifgesprächen vor. Die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle sagte, die Beschäftigten seien von den Arbeitgebern maßlos enttäuscht. «Nach zwei Jahren besonderer Herausforderungen durch die Pandemie fühlen sie sich im Regen stehen gelassen.» In den sozialen Berufen seien insgesamt rund 83 Prozent Frauen tätig, bei den Erzieherinnen in Kitas sogar 94 Prozent. Es gehe also auch um die Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben – deshalb der Termin für die Warnstreiks am internationalen Frauentag.

Behle sagte: «In der heutigen Zeit ist es nicht nachvollziehbar, dass beispielsweise Sozialarbeiterinnen weniger verdienen als Ingenieure, bei gleichwertigem Studienabschluss. Dennoch bekommen die Ingenieure bis zu 280 Euro monatlich mehr.»

Die Aktionen stoßen auf heftige Kritik der Arbeitgeber. Nach Ansicht des Kommunalen Arbeitgeberverbandes ist der Bereich für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bereits in den Tarifrunden 2009 und 2015 ganz erheblich aufgewertet worden. Kundgebungen könne man in Berlin machen, wo der 8. März ein Feiertag sei und die Einrichtungen ohnehin geschlossen seien.

Der städtische Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen Dresden beispielsweise kritisierte die geplante Arbeitsniederlegung scharf. «In der Ukraine ist Krieg. Wir bereiten uns gerade auf die Ankunft von Flüchtlingen mit ihren Kindern vor. Auch die Einschränkungen der Corona-Pandemie mit dem erst heute endenden eingeschränkten Regelbetrieb sind nicht ohne Auswirkungen an Eltern und Kitas vorbeigegangen», sagte die Leiterin Sabine Bibas am Freitag. Sie habe Respekt vor dem Streikrecht. Dies zum Auftakt der Verhandlungen zu nutzen, sei aus ihrer Sicht aber nicht zu vermitteln. News4teachers / mit Material der dpa

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