GENF. Corona-Geimpfte sind bei einer Durchbruchsinfektion nicht nur vor schwerer Erkrankung gut geschützt, sie sind auch weniger ansteckend als Ungeimpfte. Anders als bei der Delta-Variante sind bei der Omikron-Variante allerdings drei Impfdosen nötig, um die Menge infektiöser Viruspartikel wirksam zu senken. Das berichten Schweizer Forscher um Isabella Eckerle und Benjamin Meyer von der Universität Genf im Fachmagazin «Nature Medicine». Umso bedauerlicher für die Schulen, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland immer noch vergleichsweise selten vollständig geimpft sind.
Die Studie bezieht sich dabei auf die Omikron-Subvariante BA.1, nicht auf die mittlerweile in Deutschland dominierende Subvariante BA.2. «Unsere Ergebnisse unterstreichen die positive Wirkung von Impfungen über den individuellen Schutz vor schweren Erkrankungen hinaus», schreiben die Forscherinnen und Forscher. Der Befund ist für Schulen relevant: Von den Fünf- bis Elfjährigen in Deutschland sind erst 18 Prozent zweifach geimpft; ein Booster ist für Jüngere gar nicht vorgesehen. Von den Zwölf- bis 17-Jährigen haben erst 45 Prozent eine Auffrischungsimpfung bekommen.
Was übrigens auch dafür spricht, die Masken noch ein bisschen länger beizubehalten: auch wenn man sich mit Maske infiziert, so ist doch von einer geringeren Infektionsdosis auszugehen & damit wahrscheinlich geringere Krankheitsschwere. #SARSCoV2 #COVID19
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) April 3, 2022
Die Wissenschaftler hatten zwischen April 2020 und Februar 2022 bei insgesamt 565 Corona-infizierten Menschen innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn Abstriche von der Nasenschleimhaut genommen. Die Untersuchung deckt also quasi den gesamten bisherigen Pandemie-Verlauf ab: Es wurde Infektionen mit der ursprünglich zirkulierenden Variante sowie mit der Delta- und der Omikron-Variante erfasst. Ein Teil der Probanden war ungeimpft, ein anderer Teil war zweifach geimpft oder geboostert. Fast alle Geimpften hatten einen RNA-Impfstoff bekommen.
Die Wissenschaftler ermittelten dann den sogenannte Ct-Wert, der angibt, wie viel Erbgut des Virus in einer Probe vorhanden ist. Zudem bestimmten sie über Zellkultur-Versuche die Menge infektiöser Viruspartikel in einer Probe. Dies ist ein besserer Indikator für die Ansteckungsfähigkeit eines Erkrankten, wie die Untersuchungen der Forscher bestätigten.
Die Auswertung der Daten ergab, dass Zweifach-Geimpfte bei einer Delta-Infektion deutlich weniger infektiöse Partikel in den oberen Atemwegen hatten als Ungeimpfte, nämlich knapp ein Fünftel. Außerdem konnten Geimpfte das Virus der Untersuchung zufolge schneller bekämpfen. Bei Omikron-Durchbruchsinfektionen war die Menge infektiöser Viruspartikel nach einer doppelten Impfungen so hoch wie bei Ungeimpften. Erst eine Booster-Impfung drückte den Wert deutlich auf etwa ein Fünftel.
Ein weiteres Ergebnis: Während der Omikron-Welle fanden die Forscher insgesamt deutlich geringere Mengen infektiöser Partikel bei den geimpften Probanden als während der Delta-Welle – trotz der höheren Ansteckungsfähigkeit der Omikron-Variante. Sie folgern daraus, dass Omikron-Infizierte nicht deshalb ansteckender sind, weil sie mehr Viren ausscheiden. Möglicherweise sei der Eintrittsmechanismus des Virus in die Zelle ein anderer.
Ich bin bei allem Wunsch nach „Normalität“ davon überzeugt, dass es trotzdem besser ist, sich nicht, oder nur möglichst selten mit #SARSCoV2 anzustecken. Zunehmend Daten zu systemischen Folgen. Auch wenn Impfung vor schwerem #COVID19/Tod schützt, ist Impfdurchbruch ein Risiko
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) March 31, 2022
Die Forscher weisen darauf hin, dass nicht bekannt ist, ab welcher Menge nachgewiesener Viruspartikel ein Infizierter ansteckend ist. Die Schwankungen in der Virusmenge könnten zudem auch durch die jeweilige Qualität des Abstrichs beeinflusst worden sein oder dadurch, dass die Proben nicht bei allen Probanden zum gleichen Zeitpunkt der Infektion genommen wurden. News4teachers / mit Material der dpa
Durchseuchung! Virologin Eckerle warnt Eltern davor, ihr ungeimpftes Kind zur Schule zu schicken
