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Kita-Leitungen, steht auf! Kämpft um bessere Bedingungen! Ihr seid unverzichtbar!

DÜSSELDORF. „Wir lassen uns nicht unterkriegen! Kitaleitungen zwischen Erschöpfung und Engagement“ – so berichtete News4teachers über den Auftakt zum Deutschen Kitaleitungskongresss (DKLK) in Düsseldorf sowie die Ergebnisse der dort vorgestellten DKLK-Studie, nach denen die Personalsituation in den Einrichtungen immer schwieriger wird. Leserin „Tamu“ nahm den Beitrag zum Anlass zu einem flammenden Appell an die Kitaleitungen, für bessere Bedingungen in den Kindertagesstätten zu kämpfen. Wir dokumentieren im Folgenden den überaus lesenswerten Post.

Es reicht! Illustration: Shutterstock

TaMu 10. April 2022 um 11:45  

Kita-Leitungen! Ihr seid nicht die eierlegende Wollmilchsau, die zwischen Erschöpfung und Engagement pendelt! Ihr seid Chefs und Chefinnen und ihr tragt Verantwortung. Nachdenklich lese ich die Haltung einiger Leitungen, die in diesem Artikel beschrieben sind und ich wage wider aller Einsicht in die Realität zu hoffen, dass diese Haltung ein Einzelfall ist.

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Es genügt in der Vorgesetztenposition nicht, dass die Kunden, hier also die Eltern und die Kinder, euch lieben, vor allem dann nicht, wenn ihr dafür alles tun müsst, um nirgends anzuecken. Wertgeschätzt zu werden für „Auch das Unmögliche möglich Machen“, sowohl bei Eltern als auch bei den Trägern, kann nur auf Kosten der eigenen Belastungsgrenzen gehen, die dafür überschritten werden müssen und zu Lasten der Selbstfürsorge.

Bei Kita-Leitungen ist es unterlassene Fürsorge gegenüber den Beschäftigten, wenn sie mit müdem Lächeln und Resignation mit „Weiter so“ bis zur Rente antworten, anstatt ihrer Vorgesetzten-Rolle gerecht zu werden. Da müsste bei dauerhaftem oder plötzlich sehr starkem Personalausfall umgehend der Träger informiert werden, dass der Schutz der Kinder nicht mehr gewährleistet ist und die Einrichtung deshalb ab sofort schließen/ teilweise schließen/ mit verringerten Öffnungszeiten arbeiten wird.

Politik und Wirtschaft nutzen euch schamlos aus, liebe Kita-Leitungen mit dem milden Lächeln

Wenn hier leichter erkranktes Personal vor der Gesundung noch infektiös aus dem Krankenstand zurückkommt oder dauerhaft der Mindestpersonalschlüssel unterschritten wird, wenn generell krank gearbeitet werden muss, weil auch starke Erkältungen, Kopf- und Rückenschmerzen zum „normalen Dasein“ der eierlegenden Wollmilchsau gehört und jede Kita schließen müsste, wenn Beschäftigte schon wegen diesen „Wehwehchen“ zu Hause bleiben wollten, dann ist letztendlich auch das Kindswohl gefährdet. Es führt zu langfristigem auch wirtschaftlichem Schaden, denn kein junger Mensch mit Selbstfürsorge möchte Erzieher oder Erzieherin werden und dann wegen dem Verbiegemechanismus in der Leitung gesundheitlich ausgebeutet werden, während er noch nicht einmal den Kindern dabei gerecht werden kann.

Solange Kita-Leitungen nur Missstände benennen ohne Konsequenzen innerhalb ihrer Vorgesetzten-Tätigkeit zu ziehen, sich nicht deutlich gegen die Ausbeutung der menschlichen Ressourcen in ihren Einrichtungen stellen und sogar vom Kita-Leitungskongress Überschriften liefern, die implizieren, dass sie bereit sind, weiterhin zwischen Erschöpfung und Engagement pendeln zu wollen, weil ihnen ja sowieso keiner aus Politik und Wirtschaft helfen wird, reiben sich die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft natürlich die Hände: Ach, auf unsere Kita-Leitungen ist eben Verlass! Trotz widriger Umstände setzen sie alle unsere Forderungen um, erst bei Corona, jetzt bei den Flüchtlingen. Da ist sogar noch Luft nach oben!

Solange sie nicht in Scharen während ihrer Arbeit aufstehen und sagen, so nicht, unsere Forderungen also klar und konsequent zurückweisen, wie es selbstverständlich von allen großen Wirtschaftsunternehmen der Fall wäre, können wir zum Glück so weiter machen! Es lebe die Paritätische Wohlfahrt! Auf ihr können auch unsere absurdesten Ansprüche abgestützt werden, denn wer da Nein sagt, benimmt sich unsozial! Jede Kita-Leitung, die im Angesicht der Flüchtlinge aus der Ukraine über Personalknappheit jammern möchte und anfängt, Forderungen zu stellen, hat wohl die Bilder aus Butscha nicht gesehen!

Nein, natürlich können wir dieselben exorbitanten Forderungen, die wir politisch in der paritätischen Wohlfahrt ausagieren, nicht auf die Wirtschaft übertragen… Überstunden anordnen, damit über Nacht Energieerzeugung ohne Gas und Öl möglich wird zum Beispiel. Oder Einbußen in der allgemeinen Lebensqualität, angefangen beim Tempolimit, falls das Projekt „Über Nacht neue Energien Erschließen“ nicht gut läuft.

Politik und Wirtschaft nutzen euch schamlos aus, liebe Kita-Leitungen mit dem milden Lächeln. Schon jetzt fehlt aus diesem Grund der Nachwuchs. Lernt von der Wirtschaft! Verhandelt hart! Setzt euch für eure Mitarbeiter ein… wir sind am Limit heißt: wir bremsen jetzt die Produktion … und morgen wird sich die gebremste Produktion in irgendeiner Form von Ärger zeigen! Das ist außerhalb unserer Verantwortung. Wir achten auf die Qualität. Unser Träger steht für das Wohl der Menschen… Paritätische WOHLfahrt! Ich als Kita-Leitung sehe mich verpflichtet, das umzusetzen.

Wertschätzung bedeutet, anerkannt zu sein als starkes Gegenüber, das für das Wohlergehen aller am Betrieb Beteiligten einsteht

Schiebt den Ball dorthin zurück, von wo er euch zugeworfen wurde und setzt das um, was gut ist in euren Betrieben, nicht das, was ständig überfordernd verlangt wird. Besinnt Euch auf echte Qualität. Verzichtet darauf, von allen „wertgeschätzt“ werden zu wollen, was gerne verwechselt wird mit „möglichst überall gut ankommen und Ärger vermeiden“. Lasst euch keine Schuldgefühle einreden, wenn ihr aus Stroh nicht Gold spinnen könnt und wollt. Lernt aus Politik und Wirtschaft – setzt euch aus und kämpft egoistisch für euren Betrieb. Sucht euch privat Freunde, eine Leitung muss gegebenenfalls auf Freundschaft und „Geliebtsein“ auch mal verzichten, sogar in der „heilen Welt“ der KiTas.

Echte Wertschätzung bedeutet, anerkannt zu sein als starkes Gegenüber, das für seinen Betrieb und das Wohlergehen aller am Betrieb Beteiligten einsteht. Wenn ihr bisher zuverlässig „alles immer möglich“ gemacht habt, auch zu Lasten eurer Gesundheit, der eurer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, auf Kosten des ausbleibenden des Nachwuchses, der sich lieber anders orientiert, dann bleibt bei diesem Motto. Richtet eure Forderung aber nicht mehr gegen euch selbst, sondern dorthin, wo ihr einen Partner, vielleicht auch einen Gegner habt. Jemand will etwas? Was tut er dafür? Das reicht nicht? Fordert! Setzt Grenzen! Lernt von Wirtschaftsunternehmen und Banken!

Es wäre von unschätzbarem Wert, wenn ihr euch nicht einfach umseht auf dem Kongress, um festzustellen, dass ihr nicht alleine seid in eurer Überforderung, sondern dass Ihr alle Chefs seid, die stattdessen Forderungen stellen! Chefs fordern! Von sich und anderen! Und genau dadurch entsteht echte Wertschätzung und auch Wertschöpfung. Von der Überforderung zur Forderung, von der Erschöpfung zur Wertschöpfung! Werdet Chef! Stand up, please! Ihr seid tatsächlich unverzichtbar! Eure Kraft wird gebraucht, damit sich Kindertagespflege gesund, lebendig und lebenswert entwickelt! Danke an euch alle! News4teachers

Wir lassen uns nicht unterkriegen: Kitaleitungen zwischen Erschöpfung und Engagement – Impressionen vom DKLK

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