BERLIN. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin fordert zwei jährlichen Stunden Wiederbelebungs-Unterricht pro Jahr für alle Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse. Jährlich könnten so bis zu 10.000 Leben gerettet werden.
Rund 70.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr an einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Etwa 10.000 von ihnen könnten gerettet werden, wenn alle Bürgerinnen und Bürger wüssten, wie man einen anderen Menschen wiederbelebt. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wartet mit eindrücklichen Zahlen auf, um die Forderung nach einer flächendeckenden Einführung von Wiederbelebungsunterricht für jedes Kind ab spätestens Klasse 7 zu untermauern. Mit einem offenen Brief will die wissenschaftliche Fachgesellschaft die Kultusminister der Länder auf die „stille Pandemie“ aufmerksam machen.

Im Notfall reiche es nicht, den Notarztwagen zu rufen, wenn ein Mensch leblos zusammenbricht. Es sei vielmehr höchst wichtig, dass bei den betroffenen Patienten die Pumpleistung des Herzens direkt und ohne zu zögern von den Angehörigen, Freunden oder fremden Menschen in nächster Nähe übernommen werde. Dauere es im Durchschnitt neun Minuten, bis ein Rettungswagen eintreffe, sei meist nach drei Minuten ohne Sauerstoff das Gehirn bereits geschädigt und nach fünf Minuten ohne schlagendes Herz oder Herzdruckmassage und ohne Sauerstoff sei das Gehirn meist tot.
„Eigentlich sei es sehr einfach“, schreibt die DIVI. Ein Rettungsversuch nach der Faustformel „Prüfen, Rufen, Drücken“ erfordere nur ein wenig Wissen und ein wenig Mut.“ Leider würden aber weiterhin in Deutschland auf politischer Ebene kaum Initiativen ergriffen, um das Wissen in die Bevölkerung zu tragen. Schon zwei Schulstunden Wiederbelebungs-Unterricht einmal im Jahr ab der siebten Klasse in allen Schulen könnten hingegen Abhilfe schaffen. Leben retten solle so selbstverständlich werden wie Fahrrad fahren.
Ein Beispiel liefere Dänemark. Dort wurde im Jahr 2005 der Wiederbelebungs-Unterricht gesetzlich festgeschrieben und Kinder in der Schule in Wiederbelebung ausgebildet. Die Kinder hätten keine Angst zu helfen, würden das Gelernte in die Familien und weiter in die Gesellschaft tragen. „Die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislaufstillstand hat sich seither bei unseren nördlichen Nachbarn verdreifacht. Das können wir auch in Deutschland schaffen!“, so die DIVI.
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