Evangelische Christen aber auch die Gesellschaft insgesamt sollte den Buß- und Bettag nach Auffassung der Landeskirche für Besinnung und Neuorientierung nutzen. «Für Christen ist der Tag Anlass, das eigene Leben und Handeln kritisch zu betrachten, und, wo nötig, umzukehren von falschen Wegen», erklärte ein Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern anlässlich des Gedenktages an diesem Mittwoch (16. November). «Aber nicht nur einzelne Menschen, auch eine Gesellschaft kann auf falschem Kurs sein. Darum gibt der Tag auch Anlass, die grundsätzlichen Ziele und Ausrichtungen in der Gesellschaft kritisch zu würdigen.»
Seit 1995 ist der Buß- und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr in Bayern. Evangelische Christen begehen ihn dennoch als Tag der Neuausrichtung. «Und jetzt?» heißt das diesjährige Motto. «Corona und der Angriffskrieg in der Ukraine hinterlassen ihre Spuren. Menschen werden getötet, Existenzen bedroht, und die Bilder verletzen unsere Seele», teilte der Landeskirchen-Sprecher mit. «Wo ist der Notausgang, der Weg ins Freie? Und was kommt danach? Das sind Fragen für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.»
Auch wenn der Tag kein gesetzlicher Feiertag mehr ist: In Bayern haben dennoch die rund 1,6 Millionen Schülerinnen und Schüler frei – damit die evangelischen Lehrer etwa Gottesdienste besuchen können. «Hintergrund dafür ist, dass den bekenntniszugehörigen Arbeitnehmern sämtlicher öffentlicher und privater Betriebe sowie Verwaltungen grundsätzlich das Recht zusteht, von der Arbeit fernzubleiben», erklärte eine Sprecherin des Kultusministeriums. «Bei Lehrkräften besteht aber die Besonderheit, dass sie wegen der Aufrechterhaltung des Unterrichts nicht problemlos einen Tag frei nehmen können.» Damit Pädagogen nicht ungleich behandelt würden, entfalle der Unterricht.
Weil Lehrer aber nicht dienstfrei haben, nutzen die meisten den schülerfreien Tag für Fortbildungen, wie Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, sagte. Berufstätige Eltern, die ihre Kinder an dem Tag nicht betreuen können, sollten sich an ihre Schulen wenden. Teils gebe es Hortmöglichkeiten, Träger von Ganztagsschulen hätten Konzepte, aber auch Kirchgemeinden hätten Angebote wie einen Kinderbibeltag.
Protestanten feiern den Buß- und Bettag seit 1532. Der Feiertag geht auf den Brauch zurück, in Notzeiten einen Buß-Gottesdienst abzuhalten, in dem Gott um Vergebung und Hilfe gebeten wird. Seit 1995 ist er allerdings nur noch in Sachsen gesetzlicher Feiertag. In den anderen Bundesländern wurde er zur Finanzierung der Pflegeversicherung gestrichen. News4teachers / mit Material der dpa
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