Buß- und Bettag: Warum sich (Bayerns) Schüler auf den Nicht-Feiertag freuen

14

MÜNCHEN. Nicht nur für Protestanten könnte der Buß- und Bettag ein Tag des Innehaltens werden: Anders als wohl die meisten Menschen in Deutschland haben Schülerinnen und Schüler in Bayern den Tag frei.

Es darf gebetet werden. Foto: Shutterstock

Evangelische Christen aber auch die Gesellschaft insgesamt sollte den Buß- und Bettag nach Auffassung der Landeskirche für Besinnung und Neuorientierung nutzen. «Für Christen ist der Tag Anlass, das eigene Leben und Handeln kritisch zu betrachten, und, wo nötig, umzukehren von falschen Wegen», erklärte ein Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern anlässlich des Gedenktages an diesem Mittwoch (16. November). «Aber nicht nur einzelne Menschen, auch eine Gesellschaft kann auf falschem Kurs sein. Darum gibt der Tag auch Anlass, die grundsätzlichen Ziele und Ausrichtungen in der Gesellschaft kritisch zu würdigen.»

Seit 1995 ist der Buß- und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr in Bayern. Evangelische Christen begehen ihn dennoch als Tag der Neuausrichtung. «Und jetzt?» heißt das diesjährige Motto. «Corona und der Angriffskrieg in der Ukraine hinterlassen ihre Spuren. Menschen werden getötet, Existenzen bedroht, und die Bilder verletzen unsere Seele», teilte der Landeskirchen-Sprecher mit. «Wo ist der Notausgang, der Weg ins Freie? Und was kommt danach? Das sind Fragen für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.»

Auch wenn der Tag kein gesetzlicher Feiertag mehr ist: In Bayern haben dennoch die rund 1,6 Millionen Schülerinnen und Schüler frei – damit die evangelischen Lehrer etwa Gottesdienste besuchen können. «Hintergrund dafür ist, dass den bekenntniszugehörigen Arbeitnehmern sämtlicher öffentlicher und privater Betriebe sowie Verwaltungen grundsätzlich das Recht zusteht, von der Arbeit fernzubleiben», erklärte eine Sprecherin des Kultusministeriums. «Bei Lehrkräften besteht aber die Besonderheit, dass sie wegen der Aufrechterhaltung des Unterrichts nicht problemlos einen Tag frei nehmen können.» Damit Pädagogen nicht ungleich behandelt würden, entfalle der Unterricht.

Weil Lehrer aber nicht dienstfrei haben, nutzen die meisten den schülerfreien Tag für Fortbildungen, wie Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, sagte. Berufstätige Eltern, die ihre Kinder an dem Tag nicht betreuen können, sollten sich an ihre Schulen wenden. Teils gebe es Hortmöglichkeiten, Träger von Ganztagsschulen hätten Konzepte, aber auch Kirchgemeinden hätten Angebote wie einen Kinderbibeltag.

Protestanten feiern den Buß- und Bettag seit 1532. Der Feiertag geht auf den Brauch zurück, in Notzeiten einen Buß-Gottesdienst abzuhalten, in dem Gott um Vergebung und Hilfe gebeten wird. Seit 1995 ist er allerdings nur noch in Sachsen gesetzlicher Feiertag. In den anderen Bundesländern wurde er zur Finanzierung der Pflegeversicherung gestrichen. News4teachers / mit Material der dpa

„Wünsche aus der Praxis“: Erstes Bundesland schafft Winter- und Pfingstferien ab

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

14 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Carsten60
1 Jahr zuvor

Also die Kinder freuen sich, wenn Unterricht wegen eines Feiertags ausfällt. Andererseits tut es ihnen doch angeblich so gut, dass die Ferien nicht zu lang werden und dass sie ganztägig in der Schule sein dürfen. Mehr Ferien und mehr Freizeit gelten doch inzwischen schon fast als schädlich, wenngleich andere Länder deutlich mehr Ferien haben (die scheinen das noch nicht bemerkt zu haben). Ich schlage vor, über eine optimale Quantität von schulischer Anwesenheit plus Hausaufgaben nachzudenken. Zu wenig geht nicht, aber zu viel scheint mir auch nicht gut zu sein, irgendwo dazwischen gibt’s die optimale Mitte. Dabei könnte das individuelle Lerntempo ja auch irgendwie berücksichtigt werden.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Warum freuen sich? Damit sie noch etwas Zeit zum Üben für die Schulaufgaben haben – zum Beispiel.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich schlage 10 Wochen Sommerferien vor. Dann muss man nicht so viel in der Schule schwitzen.

Carstimachtfrei
1 Jahr zuvor

Alle freuen sich, wenn nichts zu tun ist. Die Frage ist nur, ob da guttut oder nützlich ist. Auch ist fraglich, ob die evangelische Lehrerschar nicht einsam in den Kirchen rumhängt, während der Rest der Bevölkerung arbeitet und die Kinder unbetreut zuhause rumhängen hat.
Ich schlage vor, wir orientieren uns mit allem am untersten Ende des Benchmarks: Löhne und Gehälter (auch von Staatsdienern), Rente, Lebensstandard, Wohnfläche, Lebenserwartung, IQ. Wird schon nicht schädlich sein.
Ich hoffe nur, die LuL überarbeiten sich nicht an diesem zusätzlichen unterrichtsfreien Tag. Feiertag ist es ja nicht…

PuMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carstimachtfrei

Tja…

Ich für meinen Teil hatte tagelang einen Riesenufwand, meine Kinder heute den ganzen Tag lang beaufsichtigt zu bekommen.
Obwohl ich nur Teilzeit arbeite und heute meinen freien Tag hätte, muss ich zur SchiLF. Angesetzt bis 15:00 Uhr.

Soll ja nicht so aussehen, als hätten wir heute frei….

Dafür musste ich meinen Arzttermin am Vormittag absagen (nächster Termin erst Ende Januar möglich) sowie Musikschule und Sportverein für die Kinder.

Danke für NICHTS!

Makus
1 Jahr zuvor
Antwortet  PuMu

Willkommen in der Welt der Betreuungssorgen. Kennen LuL sonst nicht so, gell.
PuMu, stellen Sie sich den Spaß für 13-6 Wochen vor.
Danke auch!

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carstimachtfrei

„Ich hoffe nur, die LuL überarbeiten sich nicht an diesem zusätzlichen unterrichtsfreien Tag. Feiertag ist es ja nicht…“

Auch nicht für die SuS.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carstimachtfrei

Oder einige LuL tatsächlich denken, dass alle SuS nur zum Spaß in der Schule gehen.
 
Der Berg von SuS wird auch nicht kleiner, egal wie viel sie arbeiten und leisten.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carstimachtfrei

Und Herr Kretschmann will zurück zu G8 für alle, auch in Bayern. Viele seiner Generation sollten zurück in der Schule (Piazolo unbedingt), um jetzt zu versuchen ihre Abschlüsse zu bekommen.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Die Damenundherrenvondaoben sollten zurück in die Schule um einmal zu sehen, wie die Realität an und in den Schulen heutzutage ausschaut.

GS in SH
1 Jahr zuvor

In SH gibt es kaum Katholiken. Die Mehrheit ist evangelisch.
Der Buß- und Bettag ist kein Feiertag. An Allerheilige, Fronleichnam, Dreikönigen und anderen Kath. Feiertagen kann sich niemand einfach freinehmen, nur weil er katholisch ist, es sei denn, er nimmt sich einen Urlaubstag, was bei LuL nicht geht. Für SuS gelten andere Regeln. Da können die Eltern das Kind beurlauben lassen.

Makus
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Ich denke, in Bayern kann man 1 Tag auf die evangelischen LuL verzichten (also die, die auch noch Kirchenmitglieder sind). Dann sollten sie aber auch brav in die Kirche gehen. Wie viele Menschen sind in Bayern gleich nochmal evangelisch? 15%? Aber nein, es haben alle LuL frei, weil sonst uuuuuuuungerecht…. AN bekommen den Sonderurlaubstag übrigens nicht bezahlt.
LuL merken doch gar nicht mehr, in welcher (ungerechtfertigten) Privilegienblase sie leben. Ich kann echt nur den Kopf schütteln….
Ich frage mich echt, wie die Heerscharen an Evangelischen (auch LuL) in z.B. HE oder BW überleben…

Last edited 1 Jahr zuvor by Makus
Palim
1 Jahr zuvor

Es wurde der einzige rein evangelische Feiertag gestrichen, katholische hätte es div. gegeben, aber eben nur in überwiegend katholischen Ländern.
Sachsen hat die Regelung nicht umgesetzt, stattdessen muss mehr Geld für die Pflegeversicherung aufgebracht werden.

Was bringen die BY auf, wenn sie am Feiertag Freizeit gewähren?

Konfutse
1 Jahr zuvor

Ich bin Lehrerin, Protestantin und finde das ganze Gebahren einfach lächerlich. Ich brauche nicht die Institution Kirche und keinen extra Feiertag, um zu reflektieren, mich zu besinnen usw. Da schlägt doch die Lobby Kirche zu: Wo sind die ganzen Schäfchen…?