Home Politik Bildungsministerin: „Wir verlängern nicht die Arbeitszeit von Lehrern, wir verlagern sie“

Bildungsministerin: „Wir verlängern nicht die Arbeitszeit von Lehrern, wir verlagern sie“

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MAGDEBURG. Das erste Bundesland hat offenbar Konsequenzen aus dem Gutachten der Ständigen Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK zum Lehrermangel gezogen. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt entschied: Damit nicht mehr so viel Unterricht ausfällt, sollen die Lehrer mehr arbeiten. Sie können sich die Stunden auszahlen lassen oder ansammeln – und sollen sie ab 2032/33 abbummeln dürfen. Die SWK sieht allerdings auch dann noch keine Entspannung der Lage voraus: Sie hat einen mindestens 20 Jahre dauernden Lehrermangel prophezeit.

Die Arbeitszeit soll den Lehrkräften zurückgegeben werden – nur von was? Foto: Shutterstock

Um den Unterrichtsausfall zu reduzieren, sollen Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt voraussichtlich ab Mitte März eine Stunde länger pro Woche vor den Klassen stehen. Das Kabinett habe am Dienstag beschlossen, dass es künftig ein Arbeitszeitkonto für die zusätzlich geleisteten Stunden geben soll, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) am Dienstag in Magdeburg. Im nächsten Schritt würden die Verbände angehört. Nach einer weiteren Befassung des Kabinetts könne die neue Regelung im März in Kraft treten, so die Ministerin. Bis zum Schuljahr 2027/28 sollten die Lehrkräfte eine Stunde pro Woche zusätzlich unterrichten.

Ausgenommen seien rund 2000 Lehrkräfte ab 62 Jahren sowie Behinderte ab einem Grad von 50 Prozent. Auch befristet angestellte Lehrkräfte werden nicht erfasst. Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt rund 14.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Wer zu der sogenannten Vorgriffsstunde verpflichtet wird, soll sie sich monatlich auszahlen lassen können, sagte Feußner. Wahlweise könne die Arbeitszeit bis zu einem Volumen von bis zu 1000 Stunden angesammelt werden. Laut Feußner entspricht das etwa einem Schuljahr, das werde ihrer Erwartung nach aber wohl nur von wenigen Lehrkräften erreicht. Ab dem Schuljahr 2032/33 dann sollen die Stunden abgebaut werden können; etwa in Form eines Sabbaticals oder eines früheren Eintritts in den Ruhestand. In den 2030-er Jahren wird mit einer Entspannung beim Lehrermangel gerechnet.

Woher der Optimismus rührt, ist allerdings unklar: Das Gutachten der SWK sagt voraus, dass der Lehrermangel noch 20 Jahre andauern wird (News4teachers berichtete).

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«Offensichtlich sollen jetzt die Lehrkräfte die unsägliche Personalpolitik der Landesregierung der vergangenen Jahre wegtragen»

Die Bildungsministerin betonte: «Wir erhöhen nicht die Arbeitszeit, sondern wir verlagern die Arbeitszeit.» Mit der sogenannten Vorgriffsstunde liege Sachsen-Anhalt im Durchschnitt der Lehrer-Arbeitszeit der Bundesländer. Für Grundschullehrerinnen bedeutet die Neuregelung 28 statt bislang 27 und bei Sekundarschule- und Gymnasiallehrern 26 statt 25 Stunden Unterricht pro Woche. Mit der zusätzlichen Stunde pro Lehrkraft würde ein Arbeitszeitvolumen gewonnen, das 500 Vollzeitlehrerstellen entspreche. Rund 1000 Kräfte fehlen an den Schulen im Land.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die Maßnahme scharf. «Offensichtlich sollen jetzt die Lehrkräfte die unsägliche Personalpolitik der Landesregierung der vergangenen Jahre wegtragen. Diese zusätzliche Stunde ist aus Sicht der GEW Sachsen-Anhalt eine falsche Maßnahme für die ohnehin schon überlasteten Kollegien, die wir nicht akzeptieren!» Für den 13. und 14. Februar hat die Gewerkschaft zu Kundgebungen nach Magdeburg und Halle eingeladen.

Der jüngsten Erhebung zufolge sind nur rund 93,5 Prozent des Unterrichts abgesichert. Die Unterrichtsversorgung variiert nach Schulform. An den Grundschulen lag sie zuletzt bei 95 Prozent, an den Gymnasien bei knapp 98 Prozent, an den Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen bei 88 Prozent. Das Land versucht seit vielen Jahren gegenzusteuern, etwa mit der Einstellung von mehr Quereinsteigern. Zuletzt bekundete die Regierung, Grundschullehrkräfte besser bezahlen zu wollen. Der Landtag als Haushaltsgesetzgeber muss die konkreten Schritte beschließen.

Beschlossen ist auch, dass die Schulen mehr finanziellen Freiraum bekommen sollen, um etwa vorübergehend fehlende Lehrkräfte zu kompensieren. Zudem soll es künftig mehr Abordnungen geben von gut versorgten Schulen zu solchen, an denen besonders viele Lehrer fehlen. Bildungsministerin Feußner sagte, es müsse nach Inkrafttreten der Regelung geprüft werden, wie die Unterrichtsversorgung an den einzelnen Schulformen sei und wie gewonnenes Arbeitsvermögen am besten eingesetzt werden könne. News4teachers / mit Material der dpa

„Wie in einem schlechten Film“: KMK-Gutachten zum Lehrermangel sorgt bundesweit in Schulen für Empörung

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62 Kommentare
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Marie
1 Jahr zuvor

Ja, ja, so ging es damals in NRW auch los (allerdings nur zum Ansparen, Auszahlung war nicht vorgesehen). Die Regelung war befristet bis Januar 2004. In den Weihnachtsferien 2003 hat die damalige Landesregierung mal eben schnell die 28 Stunden zur Dauerregelung erklärt. Die haben wir jetzt, fast 20 Jahre später, immer noch…

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

In Berlin hat sich das schon seit 20 Jahren „bewährt“.

Bettina
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Und das mit 3 Wochenstunden mehr ohne Bezahlung. Pro Jahr 5 Tage Arbeitszeitkonto. Beschiss auf der ganzen Linie.

Egvina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bettina

3 Wochenstunden mehr werden mit 5 Tagen pro Schuljahr berechnet???
Würde ich jetzt spontan mit 1 Tag je 2 Schulwochen rechnen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Egvina

Es waren/sind 2 Wochenstunden mehr, dafür gab es (aber nur bis 2014) 5 Tage AZK. Die Rechenkünste der KuMis sind schon erstaunlich. Es wird aber noch besser: Wollte man später vom AZK Stunden abbummeln, wurde/wird wie folgt gerechnet: ! Stunde weniger pro Woche = Abzug von 8,5 Tagen vom AZK. Das ist höhere Mathematik und die Gewerkschaften und alle Lehrer haben das ohne großen Protest hingenommen. Ich kann hiermit nur alle Kollegen in anderen Bundesländern warnen. Die Rechenkünste unserer Dienstherren sind genial!

Mein_Senf
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Hessen hat noch immer seine „Koch“-Std, die uns Roland Koch aufgedrückt hatte…

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mein_Senf

Der „Rote Daumen“ hat offensichtlich was“ gegen Fakten! Vielleicht könnte er/sie uns ja mal seine/ihre „alternativen Fakten darlegen?

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mein_Senf

Jaja, die „Koch-Stunde“ in Hessen…
Heißt, GS- LuL arbeiten aktuell seit JAHREN (!) sowieso schon 28,5 Stunden. Bei einer Stunde mehr wird`s „lustig“… Schon beim Lesen wird mir schlecht: 29,5
Ich weiß gar nicht worüber sich alle hier beklagen? –> Vorsicht: Sarkasmus!

Heideblume
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

In Niedersachsen ist seit damals 1 Stunde dauerhaft geblieben. Das Abbummeln der weiteren 1 bis 2 Stunden (je nach Schulform) sollte nach den versprochenen 10 Jahren weiter in die Zukunft verlagert werden. Erst nach massivem Protest lenkte die Landesregierung ein und wir konnten tatsächlich abbummeln.

Also alles schon mal dagewesen …

Franconian
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Zu diesen 28 Stunden kommt dann noch die Mehrarbeit in Form von ad-hoc-Vertretungen hinzu, die ja bei beamteten Lehrkräften erst ab vier Stunden vergütet werden.. So kommt man auf durchschnittlich 31-32 Stunden…

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Franconian

Auch angestellte Lehrkräfte bekommen Vertretung erst ab der vierten Stunde vergütet.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Wir konnten sie tatsächlich ein paar Jahre später wieder „abbummeln“. Die grundsätzliche Erhöhung wurde jedoch nie zurück genommen.

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Es müsste doch beruhigen, dass der Soli auch nach 30 Jahren bestehen bleibt …

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

In Berlin kann man die AZK-Tage vor dem Ruhestand abbummeln oder sich auszahlen lassen. Auszahlen ist aber keine gute Lösung, wegen der Steuern.

Marc
1 Jahr zuvor

A13 wurde versprochen und gebrochen. Jetzt noch die Arbeitszeit erhöht, da sich nicht mehr genug Deppen finden lassen, die sich diese Ausbeutung zum Hungerlohn antun wollen.

Ganz ehrlich liebe Kollegen: Wenn ihr könnt…. RENNT!

Heideblume
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Fragt sich nur, wohin mit 50 oder 60 Jahren …

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heideblume

Fragt sich nur, wohin mit 50 oder 60 Jahren …“

Zum Arzt!

Dirk Meier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Warum sind Sie kein Vorbild und rennen selbst?

Mit Ihrer A12 Stelle, dem Pensionsanspruch, der PKV und den vorhandenen Sozialleistungen gehören Sie in NRW übrigens ziemlich sicher zu den 20 % der Top-Einkommensbezieher. Sowas als „Hungerlohn“ oder „Ausbeutung“ zu bezeichnen ist einfach nur unredlich.

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Rechnen sie das Mal als Stundenlohn mit realer Arbeitszeit nach. Da kommt ein Hungerlohn raus 😉

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

Nicht zu vergessen den Arbeitsplatz und die Materialien, Fachbücher, Lehrbücher, Fortbidlungen, die alle selbst finaziert werden müssen. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig, zumindest für angestellte Lehrer ohne Beamtenprivilegien.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

Hmmh, eine reale Arbeitszeit anzuführen ohne nachvollziehbare Belege zu geben, wie diese durch Gesetz als Arbeitszeitaufzeichnung erforderlich wären ist müßig, oder?

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dirk Meier

NRW setzt ja jetzt A13 um, sonst wäre ich tatsächlich weg.

Top 20? Nicht ganz. Unter allen Vollzeitarbeitern gerade so Top30. Mit Master und Staatsexamen eher eine Schmach.
Aber wenn sie es so gut finden gebe ich ihnen gerne meine Kontonummer und sie überweisen mir die Differenz. A12 reicht Ihnen doch oder?
Oder…oder reicht es nur bei anderen? Hauptsache sie selbst bekommen A13???

Marianne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Ihr müsst das NETTO vergleichen…!

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Ja mit 50 % Sofortrabatt, da auf die Laufzeit in etwa nur die Hälfte der eigentlichen Kosten aufgewendet werden müssen, da ja nicht ab sofort die volle Erhöhung ausgezahlt wird.

Doppel A15
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Neid war schon immer eine besondere Form der Anerkennung!

Graezist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Hmm, nur wenn man verbeamtet ist. Tarifangestellt: Kein Pensionsanspruch (rund 1000 Euronen weniger Rente), keine PKV (dafür Zusatzversicerungen für die Kinder), keine Orts- und Familienzuschläge (Bei mir 24000 Euro, bei voller Ausbildung und zusätzlichem 3. Fach und Magistergrad, weniger! Gilt für aller Tarifler, egal welche Schulform). Aber wenn es um Mehrarbeit geht, dann werden wir herangeholt. Darf ich mich beschweren, oder bin ich auch „unredlich“?

Keko
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Es gibt immer noch Kollegen die das alles begrüßen 🙂
Aber auch sehr viele Studierende die durch diese Entwicklungen geneigt sind den Studiengang zu wechseln.
Es wird früh oder später eine große Anzahl an Seiteneinsteiger in diesem Beruf geben, die auch nicht mit A13 bezahlt werden müssen 🙂

Es beschweren sich die Eltern auch gar nicht. Diese sind froh, wenn die Kids einfach nicht zuhause sind.

Last edited 1 Jahr zuvor by Keko
Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Keko

Schule ist eine Betreuungsveranstaltung. Vor allem die Grundschulen. In Sachsen-Anhalt sollen künftig nach dem Willen der CDU auch Erzieherinnen den Unterricht übernehmen. Weil’s einfach billiger ist. Sachsen-Anhalt setzt auf „Hauptsache billig.“ Bildung is wurscht.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Tschüüüüüss – mit 5 Ü – es sind nämlich noch 5 Monate bis zum Ende des Schulhalbjahres.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

“ 1000 kleine Lehrerlein, … dann waren es noch 999 … usw.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Habe ich auch schon überlegt… RUN!

Georg
1 Jahr zuvor

Da es angeordnet wurde, ist es nicht zu vermeiden. Zehn Jahre lang in Vorleistung treten würde ich aber auf keinen Fall, sondern alles sofort auszahlen lassen. Die Frage ist aber, ob die Stunde nach Deputat ausgezahlt wird oder — viel weniger — als Vertretungsstunde.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Na, das kann man sich doch wohl jetzt denken! – Selbstverständlich nach der billigeren Methode; das dürfte eher nicht die Variante nach Deputat sein…

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

Korrigiert mich, sollte ich falsch liegen, aber wenn ich pro Woche eine Stunde mehr arbeite, dann sind das bei 40 Schulwochen im Jahr 40 Stunden. Bis zum Schuljahr 2027/28 habe ich rund 200 Stunden gesammelt…. Von 1000 weit entfernt…. Das schaffe ich nur dann wenn ich jeden Tag eine Stunde mehr arbeite…. Dann sind es im Jahr 200 Stunden….
Das Modell hat die Dame schon auf 20 Jahre gerechnet….
Das 10er Einmaleins beherrschen wir auch in der Grundschule 🙂

Last edited 1 Jahr zuvor by Fräulein Rottenmeier
gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Es ist das zweite Halbjahr 2022/23 angebrochen, wären noch 20 Std.
2023/24 bis 2027/28 sind 4 Schuljahre.
Macht dann nur 180 Std. und 12 Wochen also knapp drei Monate pro Schuljahr ohne Arbeit, also Freizeit !?

Keko
1 Jahr zuvor

Das ist so für Angestellte Lehrkräfte gar nicht umsetzbar.
Deshalb appelliere ich hier an alle Angestellten:
Schaltet einen Juristen ein, denn in den Arbeitsverträgen sind die Zeiten ganz klar geregelt und diese Vereinbarungen können nicht einseitig geändert werden.

Bei den Beamten sehe ich „schwarz“.

Graezist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Keko

Ich will erst Solidarität von den verbeamteten. Ich will die Orts- und Familienzuschläge. Und ich will einen eigenen Tarifvertrag, denn den haben wir tarifangestellten Lehrer nicht, wohl aber Binnenschiffer, gut für sie. Für unsere Arbeitszeit gilt: „Bei Lehrer*innen wird die Arbeitszeit nicht wie sonst üblich als Wochenarbeitszeit festgelegt. Der Dienstherr legt lediglich die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden in einer Rechtsverordnung fest. Sie gilt nicht nur für Beamt*innen, sondern auch für angestellte Lehrkräfte. Der Grund: Im Tarifvertrag für die Länder (TV-L § 44) steht zur Arbeitszeit der Lehrkräfte nur, dass die einschlägigen Regelungen für vergleichbare Beamt*innen gelten. Damit gilt für alle Lehrkräfte in NRW grundsätzlich die Arbeitszeitregelung des § 60 Absatz 1 Landesbeamtengesetz (LBG). Danach darf die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit im Jahresdurchschnitt 41 Stunden nicht überschreiten.“ (GEW NRW)
Und das ist Verfassungskonform, weil alle Verbände nur für die verbeamteten Arbeiten.
2013, Nullrunde für Beamte: Eine Klagewelle!!!!!! „Lügenlore“, was haben die Beamten nicht alles gerufen, über den Abstand der tarifangestellten zu ihnen, haben sie allerdings geschwiegen, die Kameraden.
2015, wir angestellten hätten gerne einen eigenen Tarifvertrag: DBB: können wir verstehen, aber wir verbeamteten haben alles, was wir wollten, weil ihr auf die Straße gegangen seit. Jetzt seht zu, wir haben den neuen Vertrag schon unterschrieben!
2017: Die Forderung nach Orts- und Familienzuschlägen für Tarifler wird zurückgezogen, denn die Arbeitgeberseite will sich damit nicht an den Tisch setzen. Damit die Forderungen auch ja 1 zu 1 für Beamte gelten, werden die Tarifler einfach geopfert!
2020: Überhaupt keine Forderung. Hauptsache 1 zu 1 füer die Beamten, oh, und 60 Euro mehr Brutto im Monat für Krankenschwestern auf Intensivstationen, wenn sie es nachweisen konnten. Wie die Tageschau so recht sagte: „Ein kräftiger Zuschlag“.
2023: Comba fordert alle Forderungen 1 zu 1 auf die Beamten zu übertragen.

Ich habe kein Problem auf die Straße zu gehen. Meine Verbände werden aber nicht gegen Verträge klagen, die sie selbst ausgehandelt haben, unseren privaten Rechtsschutzversicherungen ist das etwas zu heikel und meiner angeblichen Verbündeten kann ich nicht sicher sein! Welcher Verband wird mich als nächster verraten.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

„Wir erhöhen nicht die Arbeitszeit, sondern wir verlagern die Arbeitszeit.“

Ultradreistes Politikersprech!
Wie weit sollen diese euphemistischen Lügen eigentlich noch getrieben werden…und was kommt als nächstes??

…und welches KuMi zieht als nächstes nach – der Dammbruch ist ja nun quasi auf breiterer Fläche erfolgt?

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Sachsen-Anhalt hat den Dammbruch eingeleitet. Jetzt ist es zu spät. Kaum einer der jungen Absolventen im Grundschulbereich wird auf diese Weise den Job hier attraktiv finden. Wer noch kann, wird wechseln. Man kann auch ein Beamtenverhältnis kündigen und ein neues eingehen, wenn man erst ein paar Jahre im Dienst ist. Kenne mittlerweile zwei Leute, die das schon getan haben. Bei jungen, gesunden Leuten ist das kein so großes Problem.

BondiBeach
1 Jahr zuvor

So wird das nichts. In Niedersachsen hatten wir 18 Jahre Arbeitszeitkonten: 9 Jahre lang wurde angespart (2 Stunden pro Woche) und dann 9 Jahre lang ‚zurückgezahlt‘. In meiner jugendlichen Naivität habe ich das Ganze mitgemacht, ohne meine Stundenzahl zu reduzieren. Nie wieder! Nie wieder 25,5 Stunden pro Woche (am Gymnasium).
Es geht nicht darum, ob man dann zu wenig Freizeit hat; es geht darum, wie man das alles schaffen soll. Der Tag hat nur 24 Stunden. Und die Korrektur einer Spanischarbeit in der 6. Klasse dauert nun einmal 25 Minuten pro Person. Man soll das zu Papier Gebrachte ja individuell bewerten, d.h. auf Stärken UND Schwächen in einem Kommentar eingehen. Da werden nicht nur einfach entspannt die Fehler angestrichen. Bei 30 Schülern kommen da locker 12,5 Stunden zusammen. Und wenn in dem gleichen Zeitraum noch zwei Oberstufenklausuren und eine 10. Klasse-Arbeit in Englisch liegen (auf die Terminierung haben wir nämlich praktisch keinen Einfluss), dann muss man sich schon etwas einfallen lassen, um die Korrekturfristen ohne Nachtschichten einhalten zu können. Manche werden bevorzugt in den Klausurphasen krank … Und ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen.

Es ist wahnwitzig, Beschränkungen bei der Teilzeit ins Spiel zu bringen. Das würde die Falschen treffen. Und da möchte ich nicht der Schulleiter sein, der entscheiden soll, wer nicht wie gewohnt reduzieren darf. Ich brauche auch nicht mehr Geld … Ich will einfach normale Arbeitszeiten haben. Das geht nur mit Stundenreduzierung.

Die Vorschläge der Expertenkommission sind unterirdisch. Größere Klassen, Wiedereinführung des Arbeitszeitkontos, Beschränkungen bei der Teilzeit … Dadurch wird der Beruf nicht attraktiver, meine liebe Expertenkommission.

Hybridunterricht … Was soll ich dazu noch sagen? Als es mir während der Homeschooling-Phase einmal zu bunt wurde, habe ich meiner 8. Klasse gesagt, dass ich von ihnen nicht noch einmal Texte bekommen möchte, die sie offensichtlich nicht selbst geschrieben, sondern einfach von einem Volltextübesetzer (Vorläufer von ChatGPT) hatten übersetzen lassen. Eine halbe Stunde später flatterten mir wieder mindestens 10 erstaunlich perfekte Texte auf 10. Klasse-Niveau ins Haus. Ach ja, und die Mikros funktionierten bei vielen gar nicht. So kann man nicht unterrichten.

Graezist
1 Jahr zuvor
Antwortet  BondiBeach

Ich bin tarifler, ich nehme mehr Geld!

Geheimsache
1 Jahr zuvor

Da es wie immer am Geld hängt, hier ein Vorschlag: wir lösen den Bildungsföderalismus auf und führen die freigewordenen Kräfte den Schulen zu. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

447
1 Jahr zuvor

Mein Unterricht fällt auch garnicht aus – ich bin nur nicht da.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Und wenn ich da bin, mach ich einfach nicht mit. Now beat this!

Leider wurde uns seinerzeit bis in die Knochen klargemacht, dass nur selbstorganisiert und eigenverantwortlich die Zukunft der Bildung heraufziehen wird. Ich kann also nicht anders als nur Lernbegleiter zu sein. Beschwerden bitte ans Seminar vor grob 20 Jahren.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Erste Zeile: Prinzip verstanden.

So geht es.

Informationen aufnehmen, anpassen, gewinnen.

Hanno Hübsch
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Dadurch wird die Qualität ja schließlich nicht reduziert, sie wird nur verschoben 🙂

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hanno Hübsch

Die Quantität wird erhöht.

Anna Konda
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Sehr schön gekontert!

Hirschlgruber
1 Jahr zuvor

In Baden-Württemberg sind für Grundschullehrer schon seit über 20 Jahren 28 Wochenstunden zu leisten. Ob es zuvor weniger Stunden waren entzieht sich meiner Kenntnis.
Fände es aber fair, wenn in ganz Deutschland die Stundenanzahlen einheitlich sind, ebenso wie die Bezahlung. Soll aber nicht heißen, dass 28 Stunden der neue Standard werden soll. Würde mich über 26 Stunden und A13 freuen. So wäre der Beruf auch für Anfänger attraktiver.

TaMu
1 Jahr zuvor

Nach „… hat nicht geschlossen, hat nur aufgehört, zu produzieren“ von Habeck nun also die nächste politische Redewendung für den Social Media Stammtisch. „Du arbeitest ja gar nicht länger, du verlagerst nur deine Arbeitszeit“.
Den shitstorm hat sie sich verdient!

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Solcher Art sprachliche Umdrehungen scheinen der neue Zeitgeist zu sein. In Sachsen-Anhalt kommt noch dazu, dass die Verbände, Gewerkschaften usw. beim Bildungsgipfel nur Zuschauer waren und wie beschrieben, kein Dialog stattfand. Also auch noch keine Beteiligung.

Carsten
1 Jahr zuvor

Die politische Kraft, den Wählern zu sagen, dass ein paar Versprechen – Ganztag, Inklusion etc. – nicht gehalten werden können, scheint nicht mehr da zu sein.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

„In den 2030-er Jahren wird mit einer Entspannung beim Lehrermangel gerechnet.“

Rechenfehler. 1 Punkt Abzug.

Nur nicht auf den Käse hereinfallen. Ansparen und dann abkratzen wegen Überarbeitung und Burnout.

Die Auszahlung erfolgt am St. Nimmerleinstag.

Eine-Diagnose-für-sich
1 Jahr zuvor

Es ist schon erstaunlich, wie ähnlich diese Titelaussage mit der von Habeck klingt: Die Unternehmen gehen nicht Pleite, sie hören nur auf zu produzieren. Wird bestimmt in der Zukunft Gegenstand einer sprachwissenschaftluchen Untersuchung und politischer Folgen sein.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

40 Jahre lang täglich 25 Std. … grübel, studier … 30 Jahre lang täglich 35 Std. … stimmt, keine Arbeits(lebens)zeitverlängerung!

Realist
1 Jahr zuvor

Sagt der Bankräuber vor Gericht:

„Entschuldigung Frau Richterin, ich habe das Geld nicht gestohlen, ich habe es nur an einen anderen Ort gebracht.“

Karl Heinz
1 Jahr zuvor

Alle Unmutsäußerungen werden rein gar nichts bewirken.
Im Gegenteil – wer weiterhin servil handelt, wer daneben noch Zeit hat, in Foren zu diskutieren oder auf der Straße zu demonstrieren, der hat noch Zeitfenster und Energie. So wird man jedenfalls in politisch verantwortlichen Kreisen denken und jenseits der Öffentlichkeit argumentieren.
Es muss schon substanziell spürbar sein, dass es so nicht weiter gehen kann.

Andernfalls wird es weiterhin heißen:
Das Schiff ist nicht gesunken, es hat nur den Standort verändert.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Sachsen-Anhalt: 28 Unterrichtsstunden für Grundschullehrer UND E11/ A12. Grenzt an -> Sachsen und Thüringen: 27 Unterrichtsstunden für Grundschullehrer UND E13/ A13. Finde den Fehler…

Keko
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Na dann sofort wechseln?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Keko

Warum denn auch nicht? Sachsen, Thüringen und Brandenburg warten!

PetKue
1 Jahr zuvor

Eine ‚Verlagerung‘ der Arbeitszeit hatten wir in Bayern auch schon mal. Das kann man natürlich durchsetzen, aber es geht doch weitgehend an den Problemen vorbei. Die Teilzeitlehrkräfte waren zumindest an unseren Berufsschulen schon über viele Jahre unser Puffer für die schwankenden Schülerzahlen in den einzelnen Berufsbereichen. Das war zeitweise unsere Rettung. Und dass die meisten jungen Kolleg*innen auf Teilzeit gehen, liegt an Überforderung, Familienplanung etc. Die jetzt zwangsweise zu ‚verdonnern‘ macht nicht viel Sinn. Dasselbe gilt für den FDP-Vorschlag mit mehr Bezahlung für höhere Leistung. Haben wir bei der Stadt Nürnberg auch schon versucht. Scheiterte an beamtenrechtlichen Hürden, komplexen Regelsystemen und Personalratseinsprüchen. Abordnungen an andere Schulen hatten wir auch schon. Berufsschullehrer*innen an Gymnasien, Realschulen und in der Stadtverwaltung hat geklappt, Gymnasiallehrer*innen an beruflichen Schulen nicht. Und was sollen wir mit mehr finanziellem Freiraum – wen bitteschön sollen wir mit diesen Geldern denn ‚einkaufen‘? 
Es geht wohl nur mit effektiverem Einsatz der vorhandenen Lehrkräfte: weniger Lehrplanvorgaben und sonstige fachfremde Wünsche, ein Pool fertiger Unterrichtseinheiten, deutlich mehr eigenverantwortliches Lernen der Schüler, gute EDV-Ausstattung zur Lehrerentlastung und Minimierung der Verwaltungstätigkeiten.

Wrrlprmft
1 Jahr zuvor

Verdammt nochmal! Ich habe das nie bestellt! Es nervt!! Ich finde keinen Knopf zum Abbestellen!!

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