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Knapp ein Viertel der freien Lehrerstellen bleiben im zweiten Halbjahr unbesetzt

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DRESDEN. Am Montag – wenn die Schule wieder beginnt – haben Hunderte Lehrkräfte ihren ersten Arbeitstag in Sachsen. Doch viele Stellen bleiben weiterhin unbesetzt, vor allem in ländlichen Regionen.

Ohne Lehrer – kein Unterricht. Foto: Shutterstock

Zum Start des zweiten Schulhalbjahrs sind in Sachsen insgesamt 817 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt worden, weniger als geplant. «Auch wenn wir im Vergleich zum letzten Schulhalbjahr knapp 100 Personen mehr einstellen konnten, hätte ich mir zur Entlastung unserer Schulen mehr neue Lehrkräfte gewünscht», sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) in Dresden. Es fehle hier nicht an Geld und Stellen, sondern an Köpfen. Ursprünglich waren bis zu 1.100 Neueinstellungen vorgesehen.

Neben dem Mangel an Bewerbern sei es nach wie vor schwierig, genügend junge Lehrer für einen Einsatz in den ländlichen Regionen zu begeistern. Um die Lücke zu schließen, soll es künftig einfacher werden, Seiteneinsteiger einzustellen. So sollen zum kommenden Schuljahr auch Absolventen von Fachhochschulen ohne Fachzuordnung als Lehrkräfte tätig werden können. Zudem sei geplant, Seiteneinsteiger an den Gymnasien in allen Fächern einzustellen. Bislang war dies nur für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) vorgesehen. Auch das Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte aus dem Ausland soll beschleunigt werden.

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Hinter den 817 neu eingestellten Personen stehen insgesamt 599 grundständig ausgebildete Lehrer, die an allen Schulen arbeiten können, sowie 19 pädagogische Fachkräfte, die ausschließlich an Förderschulen eingesetzt werden. Hinzu kommen 199 Seiteneinsteiger, die sich seit vergangenem November in der Einstiegsqualifizierung befanden. Im Vorjahr wurden insgesamt 719 Lehrkräfte neu eingestellt, darunter 564 grundständig ausgebildete Lehrkräfte und 16 pädagogische Fachkräfte sowie 139 Seiteneinsteiger.

Piwarz betonte, dass die gestiegenen Lehramt-Studienplätze noch nicht in vollem Umfang auf dem Arbeitsmarkt spürbar seien. Als Grund hierfür nannte er unter anderem die Corona-Pandemie, wodurch sich die Studienzeiten verlängert hätten. «Wir müssen gemeinsam mit den Universitäten die MINT-Fächer attraktiver machen und die Erfolgsquoten erhöhen. Dazu sind wir mit dem Wissenschaftsministerium im Gespräch», so Piwarz. Dem Minister zufolge zeigen die Maßnahmen zur Lehrergewinnung bereits Wirkung. Vor allem durch die Verbeamtung der Lehrkräfte sei Sachsen auf dem Lehrermarkt deutschlandweit konkurrenzfähig. News4teachers / mit Material der dpa

Zahl der Studienanfänger fürs Lehramt bricht ein – Lehrermangel verschärft sich

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Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Auch in Sachsen war man zur Verbeamtung zurückgekehrt mit der Behauptung, damit könne der Lehrermangel beseitigt werden. Man konnte auch hier in Kommentaren lesen, dass das erfolgreich gewesen sein soll. Und nun?

(War die Verbeamtung dort nicht auf zunächst 5 Jahre befristet worden?)

Canishine
1 Jahr zuvor

Ohne Verbeamtung wäre es noch schlimmer.
(Im aus dem Bauch heraus Thesen aufzustellen, ohne sie zu begründen, habe ich mir hier in den letzten Corona-Jahren so einiges abschauen können.)

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Den Lehrermangel lässt sich halt nur mit A13 für alle beseitigen. Neues Personal ist dafür garnicht nötig.
Ansonsten lassen sich Lehrer auch weiter beseitigen, indem die Arbeitsbedingungen in der Breite attraktiver gestaltet werden. Dazu gehört die Ausweitung der Ganztagsschulen zur verbesserten Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf sowie Erhöhung des Stundendeputats zur ebenfalls verbesserten Vereinbarkeit zwischen Familie udn Beruf.

Cecilia Fabelhaft
1 Jahr zuvor

Es war immer klar, dass die Verbeamtung nicht der Grund für den Lehrermangel ist, denn jahrzentelang wurden in ostdeutschen Bundesländern und Berlin Lehrer als Angestellte eingestellt und es gab sogar zeitweilig zu viele. Obwohl sie nicht verbeamtet wurden.

Ich wüsste mal, wie viele Lehrer dieses Jahr Sachsen oder Berlin verlassen. Trotz Verbeamtung. Das werden wir wohl nie erfahren.

Ron
1 Jahr zuvor

Mich wundert, dass der Ortswunsch der Junglehrer vielfach immer noch auf Stadtschule abzielt. Auch bei uns wohnt ein guter Teil in der nahe gelegenen Großstadt und pendelt mit bis zu einer Stunde (einfacher) Fahrzeit. Irgendwie realisieren viele schlicht nicht, wie schick das Landleben sein kann. Gerade wenn man sich ökologisch verortet, eine Familie gründen will und sich auch sonst von übermäßigem Stress gerne fernhält. Auf dem Land oder in der kleineren Kreisstadt gibt es freie Straßen, Parkplätze, keine überlaufenden Geschäfte, Ärzte und Stadtämter. Meinen Pass beantrage ich ohne Termin in 10 Minuten. Der Physiotherapeut hat auch übermorgen noch einen Termin frei, Wald und See sind nahe, das Einfamilienhaus angenehm und abbezahlt. Den Arzt duze ich, der Postbote stellt das Paket einfach vor die Tür und man trifft sich beim Nachbarschaftsgrillen ohne Einladung zum Bier. Leute, was hält euch in der Stadt? Wenn ich Theater oder Stadtlocation will, fahre ich abends halt kurz rein und freue mich, wenn ich dann Stunden später wieder zuhause bin. Auch die Schüler dürften vielfach verträglicher sein.

NichtErnstZuNehmen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

OK Boomer

potschemutschka
1 Jahr zuvor

?

Georg
1 Jahr zuvor

Ist das als Zustimmung oder Kritik zu werten? Welcher Teil genau? Mit welcher Begründung? Oder ist das mal wieder nur ein rein diffamierender Kommentar?

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ja, Ron,
genauso ist es! 🙂

Und: Die Schulen sind kleiner, der Migrantenanteil geringer, das „Klientel“ i.d.R. tatsächlich meist besser erzogen!
Ich verstehe es auch nicht, warum so viele nicht aufs Land wollen…???
Es gibt nichts Angenehmeres für die Work-Life -Balnce 🙂
Ich kann das beurteilen, denn ich lebe und unterrichte seit 34 Jahren auf dem Land!

Last edited 1 Jahr zuvor by mama51
So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Mama51, mama51, schnell !
Der @Reimer vermisst Sie.
Vielleicht hört er auf, wenn Sie kommen und sagen: Nein Du wirst nicht reimen.

Sorry, bin so in etwa der Dil von der Pflege 😉 [A.D.]

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ich relativiere ein wenig:

Land definiere ich als wirklich Land, also 50km von der nächsten „richtigen“ Stadt entfernt. Ihr Leben in Umkreis einer Großstadt ist damit nicht zu vergleichen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Land:
Welcher Arzt?
Welcher Physiotherapeut?
Theater etc. in der Stadt, braucht 1 Stunde Fahrzeit, viele andere Angebote entsprechend auch.

Den Vergleich der Schüler:innen kann ich nicht ziehen, aber Schulen im Brennpunkt gibt es auf dem Land auch, überlastete Jugendämter ebenso,
dafür fehlen die Kinder der Ärzt:innen, weil es die ja auf dem Land nicht gibt, wie einige andere Akademiker:innen auch.

Last edited 1 Jahr zuvor by Palim
Rosalia
1 Jahr zuvor

Ich persönlich liebe die Anonymität der Großstadt. Ich kann am Samstag morgen – wenn ich will – mit ungewaschenen Haaren und meiner alten Jogginghose mit Löchern Brötchen holen und treffe garantiert keine Eltern von Schülern. Ich unterrichte gerne auf dem Land, aber wohne doch lieber in der Großstadt. Ich brauche kein Auto und kann beim Pendeln in der S-Bahn lesen. Für mich ideal.

Wenn ich so weit entfernt von einer Stadt arbeiten würde, dass ich auf ein Auto angewiesen wäre, würde ich mich wahrscheinlich nicht so wohl fühlen.

GS in SH
1 Jahr zuvor

Wenn man sich anschaut, wie viele der eingestellten Personen tatsächlich Lehrer sind, ist die Situation ja noch schlechter.
Und auch die Seiteneinsteiger scheinen nicht im Übermaß vorhanden zu sein.

Von unseren 2 Seiteneinsteigern hat eine zum Schuljahresende gekündigt und eine ihre Stunden drastisch reduziert!
Grund: sie hatten es sich nicht so belastend vorgestellt.

Lehrer_sachsen
1 Jahr zuvor

Vielleicht denkt Herr Piwarz mitsamt seinen grandiosen Mitstreitern nochmal drüber nach, welche Außenwirkung die letzten Äußerungen des Kultus in der Presse und auf dem SMK Blog hatten – Wir haben eigentlich zu viele Lehrer, die arbeiten halt nur nicht genug. Wenn wir die Pflichtstundenzahl ( von bereits abenteuerlichen 26) erhöhen würden, Teilzeit rigoros einschränken und Altersermäßigungsstunden streichen würden, dann…….
MDR Berichte zur besten Sendezeit über Lehrer, die mit 72 noch vor der Klasse stehen und jede Woche noch irgendso eine Realsatire vom Feinsten!
Ich kann jedem nur abraten, diesen Beruf zu ergreifen!

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