Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) ist der Verband der Studenten- und Studierendenwerke, die bundesweit rund 1.700 Studierendenwohnheime mit rund 196.000 Plätzen betreiben. Zum Stichtag 10. Oktober 2023 teilten die Studierendenwerke Berlin, Darmstadt, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt am Main, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Köln, Mainz und München dem DSW die Zahl der Studierenden mit, die bei ihnen auf einen Wohnheimplatz warten. Allein beim Studierendenwerk München Oberbayern sind es 1200 Studierende.
„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende in den Hochschulstädten ist seit Jahrzehnten ein eklatanter Missstand, ein Strukturdefizit des deutschen Hochschulsystems und ein soziales Problem“, sagt DSW-Vorstandsvorsitzender Matthias Anbuhl. Die Wahl des Studienorts dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. „Es kann nicht sein, dass wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bekommen, einmal die Studierenden aus vermögenden Familien, die in den teuren Hochschulstädten wohnen können, und dann die Studierenden aus weniger begüterten Familien, die dort studieren müssen, wo sie sich die Miete gerade noch leisten können.“
Durchschnittliche Mietpreissteigerungen von 6,2 Prozent
Doch wo ist die Miete noch bezahlbar? Dem „Studentenwohnreport 2023“ zufolge sind in allen 38 untersuchten Hochschulstädten die durchschnittlichen Kaltmieten, bereinigt um Qualität und Lage, um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Damit sind das zweite Jahr in Folge alle Städte teurer geworden; im vergangenen Jahr lag der Preisanstieg bei 5,9 Prozent. Spitzenreiter bei den diesjährigen Steigerungen waren Heidelberg (8 Prozent), Oldenburg (6,8 Prozent) und Berlin (6,4 Prozent).
Als Ursache der Preissteigerungen nennt der Report die größere Konkurrenz um Mietwohnungen. Neben der Zuwanderung erhöhe die Zinswende, die Wohneigentum für immer mehr Menschen unbezahlbar werden lässt, die Nachfrage nach Mietwohnraum – und infolge die Mietpreise. Eine weitere Belastung: die gestiegenen Nebenkosten, vor allem die Heizkosten. Seit Anfang 2022 stiegen die Abschläge für Heizkosten durchschnittlich um 43 Prozent.
Diskrepanz zwischen BAföG-Wohnkostenpauschale und realen Mietpreisen
Mit dem BAföG-Wohnzuschlag von maximal 360 Euro sei es Studierenden laut Report lediglich in Chemnitz und Magdeburg möglich, sich eine Musterwohnung – 30 Quadratmeter und in direkter Umgebung zur nächstgelegenen Hochschule – zu leisten. In den beiden ostdeutschen Städten wohnen sie für 294 Euro beziehungsweise für 282 Euro, standortspezifische Wohnnebenkosten eingerechnet. In Frankfurt und München dagegen kosten studentische Musterwohnungen aktuell 696 Euro beziehungsweise 695 Euro pro Monat. Dahinter folgen mit etwas Abstand Stuttgart (616 Euro) und Bonn (598 Euro).
Auch der Generalsekretär des Deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl, verweist auf die Diskrepanz zwischen BAföG-Wohnkostenpauschale und tatsächlichen Mietpreisen: In kaum einer deutschen Hochschulstadt ließe sich mit den 360 Euro ein WG-Zimmer bezahlen. Er fordert: „Wir brauchen dringend Erhöhungen beim BAföG.“ News4teachers (ach)
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