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Studie: Mobbing, das auf Diskriminierung beruht, verletzt besonders stark

LONDON/PENNSYLVANIA Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Mobbingopfer, die das Gefühl haben, aufgrund sozialer Merkmale ins Visier genommen zu werden, stärker unter den Folgen leiden.

Mobbing aufgrund von Diskriminierung wirkt schlimmer (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Schülerinnen und Schüler, die das Gefühl haben, aufgrund sozialer Merkmale wie ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer Sexualität gemobbt zu werden, sind einer neuen USA-weiten Studie zufolge einem zusätzlichen Trauma ausgesetzt. Für die Studie, die in der Fachzeitschrift Journal of School Violence veröffentlicht wurde, befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Pennsylvania State University um die Kriminologin Allison Kurpiel mehr als 2.200 junge Mobbingbetroffene. Die Schülerinnen und Schüler gaben an, dass ihre körperliche Gesundheit, ihr Selbstwertgefühl, ihre sozialen Beziehungen und ihre schulischen Leistungen stärker litten, wenn sie das Gefühl hatten, dass Vorurteile hinter den Handlungen der Täterinnen und Täter steckten. Dies traf besonders auf diejenigen zu, die das Gefühl hatten, dass sie mehr als ein Merkmal aufwiesen, das sie einem Risiko aussetzte, gemobbt zu werden.

„Diese Studie ergänzt die wachsende Flut von Belegen, die zeigen, dass vorurteilsmotiviertes Mobbing von Jugendlichen eine verstärkte Wirkung hat“, erklärt Kurpiel. Schülerinnen und Schüler, die vorurteilsbasierte Viktimisierung erlebt hatten, hätten häufiger von negativen Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen berichtet als die Betroffenen anderer Mobbingformen. Das deute Kurpiel zufolge darauf hin, „dass vorurteilsmotiviertes Mobbing zu den beobachtbaren schlechteren schulischen Leistungen von Minderheitengruppen beitragen könnte.“ Der Zusammenhang zwischen vorurteilsbasiertem Mobbing und den Auswirkungen auf die schulischen Leistungen sei außerdem bei Schülerinnen und Schülern unabhängig von der besuchten Schule und dem angestrebten Schulabschluss zu beobachten gewesen.

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Die Wissenschaftler um Allison Kurpiel untersuchten Daten von unter 18-Jährigen, die einen Schulkriminalitätszusatz zum National Crime Victimization Survey 2017 und 2019 ausgefüllt hatten – einer alle zwei Jahre durchgeführten Haushaltsbefragung in den Vereinigten Staaten. Die Schülerinnen und Schüler wurden gefragt, ob sich im letzten Jahr jemand über sie lustig gemacht hat, sie beleidigt oder beschimpft wurden, ob Mitschülerinnen oder Mitschüler Gerüchte über sie verbreitet oder versucht hätten, bei anderen Abneigung gegen sie zu wecken. Außerdem konnten sie angeben, ob jemand sie bedroht hat, sie geschubst, gestoßen oder angespuckt wurden oder ob Mitschülerinnen oder Mitschüler versucht hatten, sie zu etwas zu zwingen, was sie nicht tun wollten, wie zum Beispiel Geld zu verschenken. Sie wurden auch gefragt, ob sie absichtlich von Aktivitäten ausgeschlossen wurden oder ob ihr Eigentum absichtlich zerstört wurde.

Diejenigen, die angaben, auf eine oder mehrere dieser Arten Opfer geworden zu sein, wurden gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, dass dies mit ihrer ethnischen Herkunft, Religion, einer eventuellen Behinderung, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Ausrichtung oder ihrem Aussehen zusammenhing. Anschließend wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die angaben, dass ihre Erfahrungen das Ergebnis solcher Vorurteile waren, und diejenigen, die angaben, dass dies nicht der Fall war.

Die Studie ergab, dass etwa ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler im letzten Jahr Opfer von Belästigung geworden war und dass etwa vier von zehn von ihnen glaubten, dass diese Handlungen durch Vorurteile motiviert waren. Etwa drei von zehn Befragten, die der Meinung waren, dass Vorurteile ein Faktor waren, ging davon aus, dass diese sich auf ihr äußeres Erscheinungsbild bezogen.

Die häufigsten Mobbingformen waren Drohungen oder die Verbreitung von Gerüchten, die jeweils von etwa zwei Dritteln der Betroffenen erlebt wurden. Insgesamt hatten Schülerinnen und Schüler, die von Vorurteilen gegen sie berichteten, ein breiteres Spektrum an Mobbingmitteln erlebt als diejenigen, die dies nicht angegeben hatten.

Unter den wahrgenommenen Folgen waren negative Auswirkungen auf das eigene Selbstwertgefühl am häufigsten und wurden von mehr als einem Viertel der Betroffenen angegeben, während Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit am seltensten waren und von weniger als einem von sieben Opfern berichtet wurden. Die Studie ergab allerdings auch, dass diejenigen, die das Gefühl hatten, dass ihre Viktimisierung mit Vorurteilen zusammenhing, nicht nur dreimal häufiger negative Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl erlebten, sondern auch ein höheres Risiko hatten, dass ihre körperliche Gesundheit, ihre sozialen Beziehungen und ihre schulischen Leistungen beeinträchtigt wurden.

Diejenigen, die das Gefühl hatten, unter mehr als einer Art von Vorurteilen zu leiden, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, alle vier gemessenen negativen Auswirkungen zu erfahren. Überdies erhöhte jede weitere Art von erlebten Vorurteilen die Wahrscheinlichkeit, negativer Auswirkungen auf die schulischen Leistungen um 70 %. Mädchen hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit als Jungen, unter allen vier negativen Auswirkungen zu leiden.

Allison Kurpiel zufolge sollten ihre Ergebnisse dazu führen, dass Anti-Mobbing- und Gewaltpräventionsprogramme an Schulen mehr Gewicht auf diese Arten der vorurteilsmotivierten Viktimisierung legen und dass das Personal daran arbeiten sollte, diejenigen zu identifizieren, die aufgrund ihrer Merkmale besonders gefährdet sind. “Andernfalls könnten bestehende Ungleichheiten verstärkt werden, indem das Selbstwertgefühl, die körperliche Gesundheit, die sozialen Beziehungen und der Bildungserfolg der Schüler beeinträchtigt werden, die auch ohne Mobbing zu erleben aufgrund von Vorurteilen benachteiligt sind“, so die Kriminologin.

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