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Juniorklasse statt 1. Schuljahr – Schopper plant spezielle Sprachförderklassen

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STUTTGART. Deutschlands Schülerinnen und Schüler haben Sprachprobleme. Verschiedene Bildungsstudien der jüngeren Vergangenheit verweisen auf Kompetenzdefizite im Bereich Lesen und Schreiben. Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will daher die Sprachförderung im Land stärken, mit verpflichtenden Sprachtests für Vierjährige – und speziellen Förderklassen an Grundschulen.

Sprachentwicklung ist komplex – und nicht abgeschlossen mit der Einschulung. Illustration: Shutterstock

Aus Sicht von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sollten Kinder erst eingeschult werden, wenn sie genügend Sprachkenntnisse haben. „Mein Ziel ist klar: Ich will keine Kinder mehr einschulen, die nicht schulreif sind“, sagt Schopper im Interview mit der „Südwest Presse“. Aus Studien sei bekannt, dass diese Kinder sonst Gefahr liefen, schnell abgehängt zu werden.

Mithilfe eines Förderpakets und zusätzlichen Tests will die Grünen-Politikerin den Sprachproblemen von Kindern in Kitas und Grundschulen begegnen. Demnach sollen Kinder im Alter von viereinhalb Jahren künftig im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung auf ihre sprachliche Entwicklung getestet werden und bei Bedarf eine verbindliche Sprachförderung von vier Stunden pro Woche erhalten. „Dann testen wir die Kinder nochmal, ein halbes Jahr vor der Einschulung. Wer dann noch Förderbedarf hat, kommt in der Schule erstmal in eine Juniorklasse und wird weiter vertieft gefördert“, so Schopper.

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Wie viele Kinder künftig zunächst in Juniorklassen gefördert werden sollen, lässt sich laut Schopper bislang nicht abschätzen. Der grundsätzliche Bedarf an Sprachförderung ist aber bekannt: „Wir erwarten, dass rund 30 Prozent der Viereinhalbjährigen einen Förderbedarf haben. Diese Größenordnung sehen wir jetzt schon“, sagte Schopper der Zeitung.

Fokussierung auf Sprachbildung zu einseitig?

Die Heidelberger Bildungswissenschaftlerin Anne Sliwka begrüßte unlängst die baden-württembergischen Pläne zur Sprachförderung, kritisierte aber die einseitige Fokussierung (News4teachers berichtete). „Gleichzeitig geht es mir tatsächlich nicht weit genug, weil alle nur über Sprachbildung sprechen. Wir wissen aus der Forschung, dass Kinder zum Beispiel, die wenig Weltwissen haben, also wenig über die Welt wissen, auch von Sprachbildung nicht genug profitieren“, sagte die Professorin gegenüber der „Heilbronner Stimme“ und dem „Südkurier“. Es sei unheimlich wichtig, dass Kinder die sprachlichen Begriffe und Konzepte, die sie kennenlernen, mit dem Wissen verknüpfen müssten, das sie über die Welt haben. „Es nützt einem nichts, wenn man das Wort Schnee kennt, aber kein Bild von Schnee hat und nicht weiß, wie der Schnee mit dem Regen zusammenhängt“, so Sliwka. Aus ihrer Sicht müsse Sprachbildung daher mit Weltwissen einhergehen. News4teachers / mit Material der dpa

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