HEIDELBERG. Klassen lernen im Gleichschritt und im 45-Minuten-Takt Inhalte, die die Lehrpläne für ihren Jahrgang vorsehen – ist dieses Unterrichtsmodell noch zeitgemäß? Anne Sliwka, Professorin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg, spricht von der „Schule der Industriegesellschaft“ – dem sie ein neues Konzept für die postindustrielle Wissensgesellschaft entgegensetzt, das international als wegweisend gilt: Deeper Learning. Wir sprachen mit ihr über den Ansatz.
News4teachers: Deeper Learning, was ist das, Frau Professorin Sliwka?
Sliwka: Deeper Learning ist ein Oberbegriff, der seit einigen Jahren durch die internationale Bildungslandschaft läuft. Er beschreibt alle Bestrebungen, Lernen im Kontext des 21. Jahrhunderts neu zu denken – im Spannungsfeld zwischen Wissensaneignung und den 21st Century Skills oder Future Skills, im Kontext der digitalisierten Schule, in der der Zugang zu Wissen anders stattfindet als in der Schule der Industriegesellschaft. Also nicht mehr über Schulbücher oder über das Wissensmonopol der Lehrkraft, sondern darüber, dass man auf das globale Internet mit allen Wissensressourcen, die zur Verfügung stehen, zugreifen kann.
News4teachers: Eher konservative Vertreter der Zunft sagen: „Na ja, digital ist schön und gut, aber es muss erst mal die Grundlage gelegt sein, um vernünftig mit den Informationen umgehen zu können, die aus dem Internet kommen. Wir brauchen gerade deshalb tradierte Unterrichts- und Lernformen, um junge Menschen darauf vorzubereiten, um auswählen zu können, welche Informationen valide sind und welche nicht.“ Was würden Sie dem entgegnen?
Digital unterstütztes Lernen kann nicht nur die individuelle Lernmotivation der Schüler*innen steigern, sondern bietet die Möglichkeit, den Unterricht mehr und mehr mit der Lebenswelt der Lernenden zu verknüpfen.
Das Conrad Education Team hat für das neue Whitepaper „MINT mal anders“ zwei Expertinnen befragt, die mit ihrem Angebot und ihrem Tun allen interessierten Lehrkräften praxisnahe Hilfestellung und damit zeitliche Entlastung im Schulalltag bieten.
Herausgekommen ist ein umfangreicher Ratgeber mit Praxistipps für eine alltagsbezogene Unterrichtsgestaltung und geteiltem Erfahrungswissen, das einfach und kostenfrei für den eigenen Unterricht genutzt werden kann. Holen Sie sich Ihr kostenfreies Whitepaper „MINT mal anders“ – hier geht es hin: kurse.conrad.de/mint_mal_anders
Sliwka: Grundsätzlich ist da schon was dran, in dem Sinne, dass man wirklich in sehr vielen Teilen der Welt sehen kann, dass die Basiskompetenzen, also auf Englisch würde man sagen Literacy und Numeracy, sehr stark an Bedeutung gewinnen. Ein sicheres Beherrschen der eigenen Muttersprache oder Verkehrssprache des Landes, in dem man lebt und ein breiter Wortschatz in dieser Sprache ist ein ganz bedeutungsvolles Fundament. Und das Gleiche sagt man auch für Numeracy, also für die mathematischen Grundlagen. Ich kann die Wissensressourcen, die zur Verfügung stehen, nicht erschließen, wenn ich nicht über das Fundament in Literacy und Numeracy verfüge.
Deeper Learning sieht keinen Widerspruch zwischen Wissensaneignung und 21st Century Skills, beides wird eingebettet in projektorientierte Lernprozesse. Wir haben ein Modell entwickelt für den deutschsprachigen Raum. Das greift die Stärken dessen auf, was ich in Kanada, Australien und Neuseeland sowie in Singapur gesehen habe. Das ist ein Phasenmodell, das sich so grob aus drei Phasen zusammensetzt. In einer ersten Phase wird ein Wissensfundament gelegt. Das ähnelt noch sehr stark dem Unterricht, wie wir ihn traditionell kennen. Dort kommen auch Phasen der lehrerzentrierten Instruktion vor. Im Englischen sagt man dazu nicht Frontalunterricht, sondern „direct instruction“, also einfach die direkte Instruktion durch die Lehrkraft.
“Am Ende der ersten Phase soll ein stabiles Wissensfundament gelegt sein, das ermöglicht, dass Schülerinnen und Schüler in die zweite Phase übertreten”
Die direkte Instruktion muss aber nicht mehr ausschließlich durch die Lehrkraft in der Klasse stattfinden, sondern kann auch über Expertinnen und Experten stattfinden, die von außen in die Klasse zugeschaltet werden oder auch über Erklärvideos, die den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden. Das bietet auch die Möglichkeit, die direkte Instruktion der sogenannten Zone der nächsten Entwicklung von Schülerinnen und Schülern anzupassen, weil ich die Möglichkeit habe, Schülerinnen und Schülern, die schon sehr viel Vorwissen mitbringen, zum Beispiel über Erklärvideos auf höherem Niveau, einen Zugang auf ihrem Level zu ermöglichen.
Oder ich habe die Möglichkeit, diese direkte Instruktion durch die Lehrkraft zu ergänzen durch Erklärvideos. Da hätten wir dann so etwas wie „flipped classroom“, in dem sich Schülerinnen und Schüler einfach den Lehrervortrag noch mal anschauen können.
Am Ende der ersten Phase soll ein stabiles Wissensfundament gelegt sein, das ermöglicht, dass Schülerinnen und Schüler in die zweite Phase übertreten. Wir stellen uns auch Formen des Assessments vor, um das Wissensfundament zu überprüfen, aber nicht mehr den klassischen Test oder die Klassenarbeit, sondern Formate wie ein Concept Mapping. Schülerinnen und Schüler erstellen dabei eine Concept Map und stellen diese vor, halten einen Kurzvortrag oder legen ein Multiple Choice Quiz digital ab, um so eine Art „Wissensführerschein“ abzulegen, der ihnen den Übergang in die nächste Phase ermöglicht.
Denn die Grundannahme ist: Man braucht Vorwissen, um mit diesem Vorwissen mit den 21st Century Skills – also kommunikativ, kollaborativ, kreativ und kritisch – arbeiten zu können. In der zweiten Phase steht dann die Arbeit mit den 21st Century Skills im Vordergrund. Alle Schülerinnen und Schüler haben ein gemeinsames Rahmenthema. Das kann ein fachliches Thema sein wie zum Beispiel „Exponentielles Wachstum“ oder „Essayistisches Schreiben“ – mal Mathe, mal Deutsch. Es kann aber auch ein überfachliches Thema sein oder ein interdisziplinäres Thema, wie zum Beispiel „Klimawandel“ oder „Soziale Ungleichheit“.
News4teachers: Können Sie das konkretisieren? Wie sieht denn dann Unterricht aus?
Sliwka: In Phase zwei ist es so, dass die Schülerinnen und Schüler – ausgehend von dem in Phase eins angeeignetem Wissensfundament – verschiedene Lernpfade beschreiten können. Das Prinzip des „voice and choice“ spielt hier eine große Rolle. Das kommt aus der kanadischen Pädagogik. Voice, die eigene Stimme beim Lernen finden, und Choice, über Lernwege eigene Entscheidungen treffen. Typischerweise arbeiten die Schüler*innen in kleinen Teams zusammen. Wir arbeiten mit Dreier- bis Fünferteams. Diese Teams wählen sich einen der Lernpfade aus. Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler sind diese Lernpfade stärker von den Lehrkräften vorbestimmt oder auch offener. Möglich ist auch, dass die Lehrkraft drei oder vier Lernpfade vorbereitet und skizziert, inklusive bestimmter Meilensteine in diesen Lernpfaden. Gleichzeitig sollte man für Schülerinnen und Schüler, die besonders leistungsstark sind oder über besondere Talente verfügen, die Möglichkeit bieten, im Rahmen des gemeinsamen Themas eigene Lernpfade vorzuschlagen.
News4teachers: Das heißt, es ist eine Form von Projektunterricht? Und der Lehrer fungiert als Lernbegleiter, wie es so schön heißt?
Sliwka: Genau. Mit dem Unterschied, dass der Weg vorstrukturiert ist. Deeper Learning lebt von einer sehr starken Strukturierung. Es gibt diese Strukturierung in Phase eins. Diese erste Phase muss durch die Lehrkräfte gut vorbereitet werden. Das ist kein spontaner Projektunterricht oder eine Ad-hoc-Projektwoche. Für mich war der Besuch der Australian Science and Mathematics School in Adelaide ein Schlüsselerlebnis, das ist eine staatliche Schule, die die Provinz Südaustralien gegründet hat. Sie arbeitet auch nach einem Deeper-Learning-Konzept.
“Die Rolle der Lehrkräfte beim Deeper Learning ist anspruchsvoll und komplex. Wir sprechen von Adaptivität, also von adaptiver Expertise”
Dort bereiten die Lehrkräfte im Team diese Deeper-Learning-Sequenzen vor. Nehmen Sie beispielsweise eine Deeper-Learning-Sequenz zum Thema Klimawandel oder Klimakrise. Die Schule würde entscheiden, dass sie das Thema einbaut in ihren Bildungsplan und dann würde sich ein Team von Lehrkräften finden, also ich sage mal, drei, vier Lehrkräfte. Weil das ein interdisziplinäres Thema ist, wären das Lehrkräfte möglicherweise aus der Geographie, Biologie, Mathematik, Geschichte oder Englisch. Die Lehrkräfte würden im Team das Design von dieser Deeper-Learning-Einheit entwickeln.
Man spricht mittlerweile von Design for Learning. Der Begriff des Designs hält Einzug in die Realität der Schulen. Das bedeutet, dass die Lehrkräfte sich diese drei Phasen überlegen. Sie starten mit Phase eins, bereiten die vor, suchen Medien und Materialien, bilden das Ganze auf einer digitalen Lernplattform ab, strukturieren das auch schon vor, sodass die Schülerinnen und Schüler eine Art vorbereitete digitale Lernumgebung vorfinden.
News4teachers: Müssten das eigentlich zwingend Lehrkräfte vorbereiten? Oder könnten das auch Bildungsverlage zum Beispiel tun?
Sliwka: Aus meiner Sicht könnten das auch Bildungsverlage tun. Der Vorteil, wenn Lehrkräfte das mit vorbereiten ist, dass sie sich den Prozess mehr zu eigen machen.
News4teachers: Ich denke auch an die Kapazitäten. Statt alle Lehrkräfte selber Materialien entwickeln zu lassen, könnte man sich ja auch eine zentrale Bereitstellung zum Beispiel in einer Bibliothek vorstellen, oder?
Sliwka: Absolut, ja. Ich denke, dass es Sinn machen würde, dass man zum Beispiel die verfügbaren Bildungsmedien der öffentlich-rechtlichen Sender stärker zusammenführt. Das könnte auch der Staat zum Beispiel ganz anders machen als bisher. Natürlich könnte man das bündeln und thematisch ganz anders vorstrukturieren, so wie das Estland zum Beispiel macht. Die haben dort eine nationale Bildungsplattform, auf der die Lernmedien auch schon thematisch vorsortiert sind. Das erleichtert die Arbeit von Lehrkräften.
News4teachers: Wie verändert sich beim Deeper Learning die Leistungsbewertung?
Sliwka: Die Idee beim Deeper Learning ist, dass die 21st Century Skills schon in den Assessments zum Tragen kommen. Wir knüpfen sehr stark an die internationale Bewegung zu Authentic Assessment an. Das ist eine Entwicklung der letzten zehn, 15 Jahre. Da hat sich eine weltweite Bewegung entwickelt, die versucht, Prüfungsformate authentischer zu gestalten. Also nicht die Klassenarbeit, in der alle gleichzeitig im gleichen Tempo unbedingt ein und dasselbe Prüfungsformat absolvieren, sondern Prüfungsformate, die näher an der Lebens- und Arbeitswelt sind.
In Phase zwei arbeiten die Schülerinnen und Schüler ja projektorientiert und in Teams an ihren jeweiligen Lernpfaden. In Phase drei mündet diese Arbeit in eine authentische Leistung. Wir haben angefangen, eine Liste zu erstellen mit über hundert verschiedenen Leistungsformen – beispielsweise Podcast aufnehmen, Blogs gestalten, eine Ausstellung gestalten, einen Marktstand organisieren, an dem man was verkauft oder einen Markt organisieren, ein Buch schreiben, einen Film drehen, einen Garten anlegen, einen Tanz aufführen.
“Sie können Deeper Learning aber erst einsetzen, wenn die Schüler*innen Basiskompetenzen auf Mindeststandard oder noch besser Regelstandard haben.”
Ich habe in einer kanadischen Schule eine Schüler*innengruppe erlebt, die haben sich zusammen mit anderen Gruppen mit dem Thema „Soziale Ungleichheit“ beschäftigt. Sie hatten die Möglichkeit, unter verschiedenen authentischen Prüfungsformen zu wählen. Eine Gruppe von Schüler*innen hat das Thema soziale Ungleichheit dann in einem Tanz aufgeführt. Eines von den vier „K“ bedeutet ja Kreativität, also eine kreative Leistungsform, die aber gleichzeitig kognitiv ist, weil ein komplexes Thema wie soziale Ungleichheit in Form einer Choreografie abgebildet wird.
Die Leistung am Ende von Phase drei steht auch nicht für sich, sondern die Schüler*innen haben eine Art Kolloquium absolviert, in dem sie ihren Tanz den Lehrkräften oder dem Publikum, erklärt haben.
News4teachers: Wie stellt man denn sicher, dass sich alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen beteiligen?
Sliwka: Die Rolle der Lehrkräfte beim Deeper Learning ist anspruchsvoll und komplex. Wir sprechen von Adaptivität, also von adaptiver Expertise. Adaptive Expertise bedingt, dass Lehrkräfte zum Beispiel mit einem diagnostischen Blick die Schülerinnen und Schüler in den Phasen zwei und drei begleiten und auch beraten.
Im Englischen sagt man „Scaffolding“, was wörtlich heißt „Gerüste bauen“. Wenn ich diagnostiziere, dass jemand im Team sich nicht gut einbringt, kann ich daraus beim nächsten Mal Schlussfolgerungen ziehen und Teams anders zusammenstellen oder andere Hilfestellungen geben.
Im Team zu arbeiten, ist Teil des Lernprozesses, denn es geht um die 21st Century Skills, und Collaboration und Communication sind neben Creativity (und Critical Thinking zwei weitere der vier 21st Century Skills. Es wird zum Lerninhalt zu lernen, wie man mit anderen zusammenarbeitet.
Sie können Deeper Learning aber erst einsetzen, wenn die Schüler*innen Basiskompetenzen auf Mindeststandard oder noch besser Regelstandard haben. Deshalb sehe ich Deeper Learning eher in Sekundarstufe eins und zwei.
News4teachers: Gibt es denn schon Schulen in Deutschland, die das Konzept umsetzen?
Sliwka: Ja, wir haben zwei Netzwerke für Deeper Learning, eins gefördert von der Robert Bosch Stiftung mit Schulen in Baden-Württemberg, und dann haben wir ein bundesweites Netzwerk von der Telekom Stiftung unterstützt mit Schulen bundesweit. Das sind insgesamt 26 Schulen. Es ist also noch eine relativ kleine Gruppe, die das umsetzt. Ich bekomme aber immer wieder Mails und Anfragen auch von einzelnen Lehrkräften und Lehrkräfteteams, die sich für das Konzept interessieren und jetzt einfach loslegen. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.
Deutsch Skandinavische Schule: „Uns ist es wichtig, dass unsere Schüler die treibende Kraft sind“
Basiskompetenzen sind auch Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Initiative, Anstrengungsbereitschaft….
Manche Bundesländer bewerten das unter anderen Namen als Verhaltensnoten/Kopfnoten. Sie sind also aktueller denn je.
Natürlich wäre es schön, wenn freies und selbstbestimmtes Lernen funktionieren würde. Tut es aber in vielen Fällen nicht. Denn die Vorgabe des freien Oberthemas ist eben auch eine Setzung, die in aller Regel nicht dem momentanen Interesse der Schüler entspricht. Ein Teil der Jugendlichen wird trotzdem zu motivieren sein, ein anderer Teil taucht aber in der Gruppe ab oder sieht die Freiheit als Möglichkeit, sich ganz aus dem Lernprozess auszuklinken. Das sind übrigens insbesondere die Schüler, denen in Gemeinschaftsschulen sowieso schon die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gilt. Soll heißen, zwei Schüler nutzen die Möglichkeit, tatsächlich im Internet etwas über Windkraft in Erfahrung zu bringen, mehrere weitere bauen immerhin aus Papier ein Model eines Windrades, einige sieht man gar nicht mehr, weil sie rauchen gegangen sind, weitere kaspern rum, verteilen den Papierkleber als Scherz auf diversen Stühlen und zerteilen anschließend mit einem gelungenen Karateschlag das fast fertige Papiermodell in zwei saubere Hälften. Chantal hat außerdem Bauchschmerzen, Jasmine wird geärgert, Kim findet das Projekt sowieso doof und Max hat sein Schreibzeug nicht dabei, was als Begründung dafür gilt, dass er ja nicht mitmachen kann. Willkommen in der Wirklichkeit.
Da die Idee sehr gut war, ist der faule Lehrer schuld, der Jasmin, Kim und Max einfach nicht richtig motivieren kann. Diese faulen S****, echt jetzt mal.
Ich wollte gestern meinen Beitrag nicht überdehnen, möchte aber jetzt noch hinzufügen, dass “Deeper Learning” ja letztendlich seit Jahren z.B. in Projektarbeit betrieben wird – was ja auch okay ist. Mein Eindruck dabei war aber immer, dass ein großer Teil der Schüler während solcher Arbeitsphasen nicht zu grundsätzlich neuen Erkenntnissen kommt, weil bei freien und eigenverantwortlichen Arbeiten immer die Gefahr besteht, in seinem eigenen geistigen Saft zu schwimmen. Welchen Erkenntnisgewinn hat z.B. eine Schülergruppe, die besagte Windkraftanlage als Papiermodell nachbildet? Welcher intellektueller Input wird erfahren beim Bau eines Insektenhotels im Rahmen eines Umweltthemas. Klar macht das alles Spaß und schult auch motorische Kompetenzen – aber um eine selbstreflektierende und abwägende Einsicht in eine Materie zu bekommen braucht es mehr.
Gebe Ihnen Recht. Schon aus hirnphysiologischen Gründen heraus kann lernen zwar Freude, aber niemals “fun” /kurzfristigen “Spaß” bereiten. (Extreme Vereinfachung) So ein “deppert learning” (im Schulkontext) funktioniert mit den SuS, mit denen ohnehin alles klappt – das übliche Dilemma der Methodenforscherei. (Wieder: Stark vereinfacht)
Freies und selbstbestimmtes Lernen klappt – eine Zeit lang – bei Schüler:innen, die
a) über Sozialkompetenz verfügen
b) aufmerksam sind
c) sich konzentrieren können
d) sinnfassendes Lesen können
e) schreiben können
f) selbstständig sind
g) Freude am Lernen haben
h) zuhören können
i) Einzelarbeit können
j) und teamfähig sind
k) …
und
Lehrer:innen
a) eine kleine Lerngruppe haben
b) Zeit haben, alles gleich zu korrigieren,
c) Zeit haben, Einzelfeedback zu geben
d) Zeit haben, a l l e s zu kontrollieren
e) auf Freizeit ganz verzichten
f) …
Ich habe eine Zeit lang nach dem Beatenberg-System gearbeitet.
Das hat viele gute Ansätze, tolle Ideen.
Doch ich hatte eine 80-100 Stunden Woche – das ist nicht gelogen.
Alles prima differenziert….. mit Hilfebögen …. eine Gruppe korrigieren … für die andere Plan vorbereiten … Hilsmittel organisieren …
Lernwerkstatt wurde das genannt.
Das war in fünf Klassen mit mehreren Fächern nicht durchhaltbar – an meiner damaligen Schule jedoch gefordert.
Wichtigste Voraussetzung:
Erzogene Kinder mit Sozialkompetenz.
Wenn über Tische und Bänke gegangen wird, das Material kaputt gemacht wird, nicht gearbeitet wird, …. Nicht empfehlenswert.
Sie sagen es. Mit solchen Kindern könnte man allerdings mit ca. 90% weniger Aufwand plus einmal zur Belohnung Fussball spielen die gleichen Zuwächse oder MEHR erreichen. Das Taboo überhaupt im Lehrerberuf: Die Methode hat nicht sonderlich viel Einfluß, fast garkeinen. (Die päd. und persönliche Beziehung dagegen sehr wohl)
Was auch immer “deeper Learning” sein soll, es muss “deeper Learning” heißen, denn es ist etwas Neues, wofür es keinen passenden deutschen Begriff gibt und auch keiner möglich wäre und es auf Deutsch auch keiner mehr verstehen würde.
Ist “deeper Learning” vielleicht auch “Üben”?
Bestimmt nicht.
Üben ist verpönt, drangsaliert die Schülys (entgendern nach Phettberg 😉 ), ist m e g a boring – und würde was bringen.
Nachhaltiges Wissen zum Beispiel – eine bzw. DIE Grundlage für vernetztes Denken.
Na, werden Sie wohl sofort damit aufhören! Erschauern Sie vor dem deppert learning mit den “21st century sch-killz”!
Ala Stufe1 – Wissen aneignen,
Stufe 2 – ÜBEN, Stufe 3 – Wissen in verschiedensten Situationen anwenden ? Ja pfui, das geht ja jetzt schon nicht gut.
( Ich muss den Artikel noch mal lesen; das Grundschema ist erkennbar, mal sehn, wo sich die wirklich innovativen skills verbergen. )
“Deeper Learning ist ein Oberbegriff, der seit einigen Jahren durch die internationale Bildungslandschaft läuft. Er beschreibt alle Bestrebungen, Lernen im Kontext des 21. Jahrhunderts neu zu denken – im Spannungsfeld zwischen Wissensaneignung und den 21st Century Skills oder Future Skills, im Kontext der digitalisierten Schule, in der der Zugang zu Wissen anders stattfindet als in der Schule der Industriegesellschaft.”
Genau so weit bin ich beim Lesen gekommen, dann hatte ich die Schnauze voll.
Wieder eine Visionärin die uns erzählen will mit welch tollen Konzepten wir die Zukunft gestalten könnten ohne den Schimmer einer Ahnung zu haben wie die Realität an den Schulen aussieht.
In einer Realität ohne Lehrer, in baufälligen Gebäuden, mit uralter Ausstattung, Bergen an unnötiger Verwaltung und endlosen Konferenzen, mit problematischen Sus und einer Aneinanderreihung von Sinnlos-Augenwischerei-Reformen kann ich mir den Stuss einfach nicht mehr anhören.
Haltet doch einfach den Mund wenn ihr nichts wirklich produktives und umsetzbares zu sagen habt.
Sehr geehrter Schattenläufer,
nein – Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher sollen nicht den Mund halten. News4teachers ist ein Bildungsmagazin, das heißt, wir führen hier selbstverständlich auch Diskussionen über Corona, schlechte Schulausstattung und Lehrermangel hinaus. Internationale Perspektiven und Erfahrungen sollten für alle, denen die Bildung von jungen Menschen am Herzen liegt, ein wichtiger Input sein. Dann darf gerne auch darüber gesprochen werden, dass hierzulande vielerorts schlechte Bedingungen herrschen. Ein Denk- und Sprechverbot für Menschen, die über den Tellerand hinausblicken, ist damit aber nicht verbunden, im Gegenteil: Wir geben ihnen gerne ein Bühne.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Allerdings ist jedem in der Lehre beschäftigten sofort klar, dass hier eine Bildungsreise in ein Konzept umgesetzt wurde das von der Realität so weit wie der Mars entfernt ist.
Mit haltet einfach den Mund war eigentlich nicht die Redaktion gemeint.
Ich dachte an die Bildungswissenschaftler und habe in Frage gestellt, ob es Sinn macht uns Rezepte für Sterne-Küche zu liefern, obwohl wir nur Wasser und Brot haben.
Nachricht aus dem Elfenbein-Turm ” Wer kein Brot hat kann ja Kuchen essen”.
Kam schon mal nicht so gut an.
Leute die solche Konzepte erstellen und erwarten, dass diese an Schulen mit Lehrermangel, Problemschülern und ohne räumliche Möglichkeiten nur im Ansatz umgesetzt werden können haben einfach das Thema verfehlt.
Wenn da nur ein kleiner Teil umgesetzt werden soll, dann nur durch noch höheren Einsatz und no0ch höhere Belastung der noch vorhandenen Lehrkräfte.
Nein Danke.
Wer abseits der Realität arbeitet der sollte an der Uni bleiben aber nicht die reichlich vorhandenen Probleme an den realen Schule durch aufgeblasene Belehrungen zur Pädagogik-Utopien ignorieren oder gar verschlimmern.
Wer als Bildungswissenschaftler ernst genommen werden möchte, der sollte heute zunächst mal ein Konzept erarbeiten wie man die Schulen wieder so weit auf Kurs bringen kann, dass sie in der Lage sind für das Erste funktionsfähig zu bleiben.
Der Wert von abgehobenen Zukunftsvisionen geht in der Praxis momentan gegen Null.
Sie als Bildungsmagazin haben natürlich die Pflicht über solche Konzepte zu berichten.
Bei der Mehrheit der Lehrer wird die Reaktion nach meiner Einschätzung aber momentan zwischen einem müden Lächeln oder einem Wutausbruch liegen.
Das Lehrreiche an dem Artikel war für mich die Erkenntnis, dass solche Leute die Politik beraten. Das erklärt einiges.
Lieber Schattenläufer,
ja, es gibt in den Schulen massive Probleme, über die wir auf News4teachers Tag für Tag berichten. Allerdings ist die Schullandschaft bunt, und nicht überall sehen sich Kollegien außerstande, pädagogisch neue/andere Wege als Regelschulen zu gehen. Womöglich sind neue/andere Wege sogar Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme.
Das bisherige Modell stößt nämlich an Grenzen – es gibt in den nächsten zehn Jahren schlicht nicht genug Lehrkräfte, um einen konventionellen Schulbetrieb so zu gewährleisten, dass die Qualität nicht massiv sinkt. Und die Frage ist, ob der Lehrerberuf im bestehenden Zuschnitt überhaupt noch Zukunftsfähig ist, weil schlicht der Nachwuchs ausgeht. Wer möchte sich schon eine solche Mangelverwaltung antun? In dieser Situation über den Tellerrand hinaus zu schauen und beispielsweise mal zu gucken, was international passiert, hat mit “Utopien” nichts zu tun, sondern ist ein Gebot der Vernunft. In der Energiekrise handeln wir nicht anders – wir setzen auf Innovationen, auf nachhaltige Energieträger. Warum sollte das in der Bildung nicht möglich sein?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Hallo Redacktion,
in der Theorie kann ich mit, ich kann übrigens eh schon volle viel. Aber dennoch würde mich interessieren, wie es austattungs- lehrer- und schülermäßig um die besagten Schulen bestellt ist. Gibt’s da eine Chance auf eine Fortsetzung zu diesem Artikel? Sie kriegen von mir dann auch die Mathe-Hausi*.
Tschüß, Dil
[* also wenn ich sie halt vorher woanders herkriege]
Lieber Dil,
die Schulen, die sich an dem Modellprojekt Deeper Learning beteiligen, sind vorwiegend staatliche Schulen – also Schulen, die nicht besser personell ausgestattet sind als andere. Gerne hier nachlesen: https://www.telekom-stiftung.de/aktivitaeten/deeper-learning
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Volle cool Danke <3 Ich sags Fraulau. Die liest bei euch immer heimlich in der Stunde und sagt sie übt mit dem Tablett.
🙂
Mir fehlt hier ehrlich gesagt eine Vision für die Schulart, die räumlich, personell und materiell am schlechtesten ausgestattet ist: die GS.
Ist hier eine Konzentration auf die Basiskompetenzen angedacht? Und wie sollen wir das jetzt besser schaffen, mit immer größeren und heterogeneren Klassen, immer weniger grundständig ausgebildeten LK?
Mit 28 Erstklässlern auf 51m2 ist das Einhalten einer minimalen Arbeitsruhe das größte Problem. Aber auch in den höheren Klassen geht vieles nicht mehr. Das Sichern des Grundwortschatzes, der Einmaleins Reihen, ohne Hausaufgaben oder ausreichend Übungszeit an der Schule ist unmöglich! Lesen die Kinder ausschließlich im Unterricht werden viele abgehängt.
In der OGS sind über 20 Kinder in einer Hausaufgaben Gruppe, die von einer Person beaufsichtigt werden. Individuelles Üben wie früher zu Hause findet kaum noch statt, wie das Abfragen von Rechenaufgaben oder das 10 minütige Lesetrainig oder das tägliche Übungsdiktat.
So wird das nichts mit den Basiskompetenzen, also auch nichts mit allem Weiteren.
Insgesamt kleinere Klassen PLUS individuellen homogenen Kleinstlerngruppen in den ersten Schuljahren wären die Grundvoraussetzungen für die oben genannten Visionen.
Ansonsten ist das ein schönes Gedankengebäude, das ohne Erdgeschoss in der Luft schwebt.
Ich gebe Ihnen ein bahnbrechendes Konzept: Beginnen Sie in der ersten Grundschulstunde nicht mit einem Stuhlkreis und einer Wohlfühlgeschichte, sondern mit dem Erlernen des Buchstabens “A”. Hat in meiner Schulzeit super funktioniert. Und vergessen Sie nicht Hausaufgaben zu geben.
Ich bin schon zu alt um auf jeden modernen Zug aufzuspringen. Einen Stuhlkreis könnte ich in dem kleinen Raum sowieso nicht machen, das Vorlesen findet, nach guter alter Klostermanier, überwiegend während der Frühstückszeit statt.
Ich bastele auch nicht sinnbefreit im Deutschunterricht, eine spielerische Übung, die keinen direkten Nutzen für das Lesenlernen hat (von Motivation einmal abgesehen) entwickele ich nicht.
Ich nutze die Neugier der Erstklässler vom ersten Schultag an und steige sofort in das Lernen ein. (Der erste Buchstabe kann niemals ein Vokal wie A sein, dieser ist als Laut nicht eindeutig!)
Zum Thema Hausaufgaben habe ich ja schon oben genug geschrieben. Die Eltern, die sich nach der OGS noch damit beschäftigen wollen, sind selten. Deren Kinder haben natürlich einen großen Vorteil, was viele als unfair ansehen! Weshalb das Thema auf Elternabenden auch für viele hitzige Debatten sorgt!
So war das in meiner Grundschulzeit auch. Und schließlich haben auch schwächere Klassenkameraden Lesen und Schreiben gelernt.
Oben im Artikel steht doch: “Sie können Deeper Learning aber erst einsetzen, wenn die Schüler*innen Basiskompetenzen nach Mindeststandard oder noch besser Regelstandard haben.”
Das klingt wieder nach Jesuiten-Sophistik. Überall heißt es doch, genau der Erwerb dieser Basiskompetenzen ist das Hauptproblem. Bei VerA 8 erreichten in BaWü an den Gemeinschaftsschulen nur 14 % die Regelstandards in Mathematik, bei VerA 3 sieht es an vielen Schulen nicht besser aus. In Berlin waren die Ergebnisse so jammervoll, dass die Regierung sie erst gar nicht veröffentlichen wollte.
Die neue Bildungswissenschaft präsentiert ständig Konzepte mit “wenn und aber”, die aber für die eigentlichen Probleme sowieso nicht funktionieren. Dazu gehört der “flipped classroom” vermutlich auch, sogar an Hochschulen. Es ist die Stunde der Traumtänzer und Elfenbeinturmbewohner und natürlich der Wichtigtuer.
FRAGE: Wie sollen denn nun die Basiskompetenzen flächendeckend erreicht werden? Alle predigen, wie wichtig das ist, aber niemand sagt, wie es geht. Mehr Ressourcen fordern, das ist billig, aber letztlich kein Konzept.
Sehe ich genauso wie die Redaktion
Herr Möller: Können Sie uns bitte mal eine gerade in Mode befindliche, aber ziemlich nichtssagende Phrase aus der neueren Bildungswissenschaft nennen, die von der Frau Sliwka im Interview NICHT gesagt wird? Alles muss unbedingt mit englischen Begriffen “verziert” werden, sonst kann man nicht mehr sagen, worauf er ankommt. Aber die SuS sollen ein gutes Deutsch lernen, oder ist damit neuerdings eine Art von Denglisch” gemeint? Sollen Lehrer auch “Denglisch” reden, um anderen zu imponieren?
Wenn Sie wirklich glauben, dass dieses Konzept zur Lösung der Probleme des Schulsystems beitragen kann, dann möchte ich ihnen nicht widersprechen.
Was soll ich sonst noch sagen?
Viel Glück wäre wohl angebracht.
Das könnte unter Umständen funktionieren, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen….
Die Probleme sind gesellschaftlicher Art. Das schlägt sich in der Schule nieder.
Wir haben jetzt kaum eine Woche, in der es keine Ausnahme vom Unterricht gibt – ständig irgendwelche Aktionen, die Zeit kosten und das Lernen der Basiskompetenzen unterbrechen.
An a l l e m muss Schule teilhaben – kein Wunder, dass wir nicht zum Lernen kommen. Es kommt keine Ruhe rein.
Sportaktionen kommen auch dazu. Feten, Fasching, Ausflüge – der WPUs, da fehlen dann immer einige im Unterricht und man kommt nicht weiter, außerschulische Turniere .. alles wichtig, keine Frage. Aber was wir brauchen sind Regelmäßigkeit, Ruhe und Zeit für … die Grundlagen.
Unruhe in allen Klassenräumen, die mehr als 20 Schüler:innen haben. Also in allen Klassen.
Ich hätte nichts dagegen, bei unseren neuen fünften Klassen das inhaltliche Lernen für sechs Wochen/Monate (flexibel) auszusetzen und erst einmal Sozialverhalten zu üben und vor allem Beziehungsarbeit zu leisten. Wenn aus dem wilden Haufen eine Gemeinschaft wird, ist sehr viel gewonnen.
Das wird nie passieren. Ist ja sinnvoll.
Deswegen
schließe ich mich den Glückwünschen an und drücke die Daumen (zwischen “gähn”, “seufz”, “kopfschüttel” und “Wutanfall”).
@Riesenzwerg
Ich beteilige mich gerne mit zwei weiteren Daumen.
Hallo Redaktion,
ja, wir fahren in eine Mangelverwaltung mit viel zu wenig Fachkräften an der Basis. Und genau aus diesem Wissen heraus reagieren viele Kollegen zunehmend genervt auf immer neue blumige Konzepte und arbeitsaufwändige Reformbestrebungen, die am Ende nicht weniger sondern mehr Personal erfordern.
In einem vorangegangenen Beitrag hatte ich bereits angemerkt, dass uns die Rolle rückwärts in die 90er mit ganz klassischem Unterricht, Lernzielen und Bewertungsverfahren vermutlich deutlich weiter bringt als irgendein neues Wolkenkuckucksheim.
So richtig auch mit klarer Einteilung in Arbeits- und Freizeit ? Bin dabei.
Viele kennen nur noch scheinbare “Freiheit” und knicken, wenn minimale Anforderungen kommen, ein. Wenige sind in der Lage, sich selbst zu strukturieren und können den Schalter dann auch in der Schule nicht umlegen.
Viele Praktiker haben halt einfach eine als Ei des Kolumbus angepriesene Innovation nach der anderen erlebt, die dann ausser mehr Aufwand nichts brachte – je klangvoller die englischen Begriffe, desto weniger Substanz. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Das Denken und Sprechen muss man ihnen nicht verbieten – man sollte nur aufhören, sie mit Steuergeld zu finanzieren.
Das so gesparte Geld könnte man etwa für einen zweiten ordentlichen und NEUEN Kopierer an unserer Schule ausgegeben – diese würde das paper-based knowledge aquisition team (=Lehrer die kopieren) echt mal hardcore celebraten. (=hart abfeiern, dass es zwei, woooow, zwei gute Kopierer gibt)
Hallo, Sie da, Herr(?) Schattenläufer! Sie sind leider jetzt nicht mehr Teil der clearing-Komission, die in-house das vertiefte deeper learning im teaching plan festschreibt, um uns zum leading house zu machen! Schade!
(Auch bekannt als: Die Fachkonferenz schreibt wieder mal wolkige Begriffe in den Lehrplan)
Bei schulischen Projekten nicht des Teams zu sein klingt gut.
Erfahrungsgemäß ist an unseren Schulen die Belohnung für das Graben einer großen und tiefen Lochs die Verleihung einer größeren Schaufel.
You save my day
Und die Grundlage – für jedes Lernen in Gruppen – ist …. Sozialverhalten.
Wenn das schon fehlt, ….
Und dann müssen die Basiskompetenzen wie lesen, schreiben, rechnen vorhanden sein.
Sonst wird das ein Satz mit x.
Ein weiteres Problem ist, dass die Schülys (entgendern – neutrale Form nach Phettberg) mit der Zeit das Gefühl haben, allein gelassen zu werden – von der Lehrkraft.
In der heutigen Zeit haben wir doch zum Glück durch Corona erfahren, wie wichtig der Kontakt zu einem Lehry ist.
Und auch selbstbestimmtes Lernen ist …. LERNEN. Das müssen die Kids in Eigenregie machen. Und das muss überpüft werden.
Wenn ich sehe, dass die Hälfte der Klasse nicht in der Lage ist, normale ABs überhaupt abzuheften …. die gehen völlig unter in ihrem Chaos.
Bei großen Klassen klappt das nicht. Allein das Feedback – soll wann gegeben werden?
Große Klassen haben wir – Thema durch!
….Arbeitsblätter abheften? Wohin denn? In den Hefter, der -wenn wir Glück haben – zuhause liegt??
Inzwischen gibt es auch immer mehr Schüler, die auswählen, welches Fach es Wert ist, daran teilzunehmen … die sind dann mal da und mal nicht … wie soll man die mitnehmen??? Die bekommen dann immer das von mir hin- und hergeschleppte gesammelte Material der letzten paar Stunden, das sie dann nicht in den nicht vorhandenen Ordner heften können und somit bis zum nächsten Wiedersehen verschmissen haben …
Dann gibt es die anderen, die in der Unterstufe den Stift nicht richtig halten können, die keine Stifte oder Blöcke dabei haben, die kein Lineal verwenden können, die nicht mit einer Schere umgehen können, die sich selbst ohrfeigen, die nie was zu Essen dabei haben und in der 5. Stunde fast vom Stuhl kippen, die ohne Unterlass Red Bull trinken / Chips essen und völlig aufgekratzt sind, die sich während der Klassenfahrt die Schuhe nicht binden können, die in Hausschuhen oder im Schlafanzug zur Wanderung während der Klassenfahrt erscheinen, die im Herbst ohne Jacke/Regenschutz/Pulli, nur mit T-Shirt auf der Klassenfahrt aufkreuzen …. KEIN WITZ!!!
Da liegt gaaaanz viel im Argen … nicht nur bei den Kindern … ganz und garnicht …
Ist das in den ausgewählten Pilotschulen auch so?
Je mehr sie anbieten, aufbewahren, hinterherschleppen, desto stärker verabschieden sich diese Schüler aus der Eigenverantwortung. In Zeiten der Hauptschule konnte man solche Schüler viel besser auffangen und ihnen eher praktische und berufsbezogene Angebote machen. Als Pflasterer, Dachdecker usw. sind die nämlich oft später gut.
Oh bitte – nicht soviel Realität!
Ja, das kenne ich auch.
Ich bin mir aber ganz sicher, dass in den ausgesuchten Pilotschulen geschummelt wird – es werden Schulen sein, in denen Mappen, Klebe, Scheren, Bleistifte, …. wie Milch und Honig fließen.
Bei uns klappt das nicht. Arbeitmaterial ist auch in Klasse 7 sechs Wochen nach Schulbeginn nicht da.
Die Unterrichtsstunden vergehen häufig mit der organisatirischen Lösungssuche von: welches Kind kann woran arbeiten, welchen AB findet es, kann ein Bleistift verliehe werden, habt ihr zu siebt eine Schere, wer hat ein Radiergummi? Hat jemand das Deutschbuch dabei?
Man könnte irre werden…..
“Man könnte irre werden …”
Und ich glaub’, ich bin im falschen Film und mich knutscht eine ganze Gruppe von Elchen!
Der ausgeflippte Classroom … kenn ich! :o)
Alles hübsch so. Aber komm, einmal noch die Frage, ganz schnell:
Wie sehen die Schulen dazu genauer aus: verfügbare Zimmergrößen und -anzahl je Klasse/je Team/je SuS, tägliche zeitliche Strukturierung, Ausstattung (mit einfach allem), Arbeitsnischen/-zonen/Werkstatt/Medienräume/Arbeitsbibliothek, SuS-pro-LuL-Anzahl, staatlich-zentrale Abschlussprüfungen?
Und (mit unschuldigem Bambi-Blick) wieso braucht’s da zwei große Stiftungen für diese Schulen, mhh?
Also, so nen Stiftungsjob, das wäre für mich auch was… ich stehe bereit. Nur falls wer mitliest.
… kann man womöglich gut stiften gehen?
Ich pumpe die sprachverstümmelten… ähhh, “progressiven” Anglizismen gerne raus wie sonst was. Stift geht übrigens garnicht, dieses patriarchale Phallussymbol hat bei der Unterdrückung durch Hausaufgaben ganze SchülergenerationInnen mikroaggressiv traumatisiert. Lieber digitales Homeoffice in Brüssel!
Das Prinzip des flipped Classroom hat ein Nachbarssohn in seinem Mathestudium kennengelernt. Nach dem “Ich-du-wir” Prinzip wurde das Script des Dozenten von jedem Studenten vom Uniserver heruntergeladen und durchgearbeitet. Dann traf man sich mit anderen, um darüber zu reden, Fragen zu klären und gemeinsam in der Kleingruppe zu arbeiten. Zum Abschluss kamen dann alle in der Uni mit dem Dozenten zusammen, um noch offene Fragen zu klären und das Gelernte anzuwenden.
Alle fanden das toll, zumindest zuerst!
Doch in der Praxis sah es ganz anders aus! Ein Script durchzulesen war ungleich anstrengender als in der Vorlesung zu sitzen, wo man sofort die Möglichkeit hat nachzufragen. ( Einige überflogen es auch nur, oder ließen sich zu schnell durch ihre Umgebung ablenken!) In den Kleingruppen war es oft auch ein Ratespiel, was nun genau gemeint sei, oft verfestigten sich falsche Annahmen. Erst in der gemeinsamen Zeit mit dem Dozenten konnte dann etwas geklärt werden, manche Fehlannahmen konnten aus Zeitgründen oder weil diese als solche nicht erkannt wurden nicht ausgeräumt werden.
Da die Kurse signifikant schlechter abschnitten als “normale” Kurse, wurde das erst einmal wieder aufgegeben.
Selbst Studenten scheinen nicht immer in der Lage zu sein, sich selbst ausreichend zu motivieren und zu organisieren.
Vielleicht auch ein Grund, warum es die Menschheit bis dato anders gehandhabt hat.
Bei C. Spannagel?
https://youtu.be/5RxFIKQieWM
@Dil Uhlenspiegel
Sehr gut!
Auch sehr informativ für (etwas ältere) SuS, die dann gleich wissen was im Studium auf sie zukommen kann …
Ich bin immer auf der Suche nach revolutionär-progressiven Ideen in der Bildung.
Und stelle fest, dass, wenn ich fünf Jahre später wieder danach suche, es fast nichts mehr zu finden gibt, das nicht wenigstens bereits zwei Jahre alt ist :o)
PS: Bevor jetzt alle sagen, ich wär halt ein verbohrter Holzkopf. Nönö, ich hab schon viel mitgemacht und war schon von vielen Ansätzen überzeugt. Aber nichts war nachhaltiger als das, was sich in der Realität des Alltags eben so herausbildet und was man täglich in Schulen sehen kann. Denn genau das kommt “als reales Optimum” heraus, wenn die Sache läuft, wie sie läuft unter den gegebenen Umständen. – Meine Erkenntnis: Trau keinem Ansatz, der nicht bei vollem Deputat in einer durchschnittlichen Schule wenigstens seit 4-5 Jahren von der Person selbst durchgezogen wurde, die eben diesen Ansatz da vor dir vorstellt. – Da kommt quasi nichts durch durch diesen Filter.
Super, das wäre ein gutes Gesetz: Alle Bildungswissenschaftler müssen ihre Vorschläge, Ideen, Methoden vorher mindestens an drei Stadtschulen mit verschiedener Klientel erfolgreich (!) höchstpersönlich selbst durchgetestet haben, bevor sie diese revolutionären Weisheiten an ein Kultusministerium weiterleiten.
Haken dabei : Die Schüler, die als Versuchskaninchen dienen (müssen).
Nutzen dabei: Es werden viel weniger Versuchskaninchen als bei der jetzigen Praxis, alle progressiven Errungenschaften mit viel Trara gleich flächendeckend über die Schüler auszuschütten und nach ein paar Jahren die ebenso flächendeckenden Misserfolge ausbügeln zu müssen…
Bin ganz bei Ihnen!
Habe nach Beatenberg gearbeitet…. Dieselben Erfahrungen. Abgesehen von völliger Überarbeitung meinerseits.
“völliger Überarbeitung meinerseits”
Einfach effizienter arbeiten.
This tip was provided by courtesy of Landesrechnungshof.
Mich würde vor allem interessieren, wie sich dann die dabei erworbenen Fähigkeiten mit einem derzeit standardisierten Test wie Vera8 oder PISA (um mal völlig willkürlich etwas herauszugreifen) vertragen.
Ich hab immer irgendwie das Gefühl, dass es mehr als eine Strömung in diesen Bildungsimpulsen gibt und deren Wirkkräfte zielen nicht nur nicht auf dasselbe Ziel, sondern wirken mitunter diametral.
Ich finde die Intentionen und Ideen von dem Deeper Learning total spannend und reizvoll und ich habe einzelne SuS und sogar auch ganze Lerngruppen die das auch total bevorzugen würden, aber – natürlich kommt eines, was haben Sie denn gedacht? – ich habe halt auch reichlich SuS und ganze Lerngruppen, die sind kurz vor Ende der Schulpflicht und wir kämpfen immer noch, um die erwähnten Basiskompetenzen.
Und gerade in einer gnadenlos umgesetzten Inklusionszusammensetzung lässt sich solch ein Ansatz, ganzheitlich gar nicht groß verfolgen. Wie soll das bewertet werden? Und begründet? Wo bleibt da die Transparenz der Notengebung? Und wie mach ich das logistisch mit meinem 130+ SuS in 9 Lerngruppen? Binnendifferenziert mit den Nachteilsausgleichen und Förderbedürfnissen für LRS, Dyskalkulie, Willkommen-SuS, emotional-sozial, Förderbedarf Lernen und wohlmöglich noch dem ein oder anderem Kind mit geistiger Entwicklung…? Fragen über Fragen… und meine ernüchternde Erkenntis war, dass eine Fortbildungstutorin für binnendifferenzierten, schülerzentrierten Unterricht unter dem Aspekt “Sprachbildung” nach knapp 90min in einer recht normalen 8. Klasse einer ISS das Handtuch mit dem sinngemäßen Ausspruch geworfen hat “Das hat keinen Zweck, die muss man erstmal erziehen.” Hat sie natürlich nicht so gesagt – sie war ja gut sprachgebildet.
Deeper Learning wird bestimmt gut funktionieren, wenn die eine SuS miteinander und der Schule hinereichend gut sozialisiert ist. Und nicht allzu heterogen ist. Ja, ich weiss.. gerade dann, wird bestimmt gesagt werden. Nur ist meine Erfahrung halt auch die, dass wann immer mir z.B. ein Seminarleiter vorgeführt hat, wie toll etwas in seiner “heterogenen” Klasse funktioniert, war ich immer erstaunt, was da als “heterogen” verstanden wird. Für mich war das ein zutiefst homogener ER-Kurs, was er als heterogene Klasse mit drei deutlich unterschiedlichen Niveaustufen verstanden hat. Was mir bei dem Begriff “heterogene” Klassen vor Augen steht, muss für Ihn wie Parallelwelten erscheinen.
Und abschließend bleibt dann die Frage: Wie generiert man da die geforderten Benotungen mit einer notwendigen Kriterienorientierung und einer hinreichenden Vergleichbarkeit? Und einen Fachwissen und Kompetenzsstand, der sich in den diversen Tests und Abschlussarbeiten dem SuS dienlich abzeichnet.. denn ich meine, alleine dass er dann einen Tanz bezüglich der sozialen Ungerechtigkeit unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels aufführen kann, wird ihn kaum durch die BBR oder MSA Prüfung in Mathematik oder Deutsch bringen… oder werden die dann entsprechend abgeändert? So ähnlich wie bei Flash Dance? (sic)
Aber mal im Ernst: Wenn ich als Lehrkraft mich auf den Unterricht, also die Motivierung der SuS und das Vermitteln von Wissen oder dem Begleiten von SuS bei der Wissensaneignung konzentrieren könnte, das würde den Beruf unglaublich aufwerten. Aber leider muss ich die SuS nach Vorgaben auch bewerten und das ist echt nicht leicht, wenn man sieht, wie sich einige ins Zeug legen und dann letztlich doch nicht den geforderten Erwartungshorizont erfüllen. Aber ich habe halt auch den Anspruch, der geforderten Leistungsbewertung gerecht zu werden…. und bin damit in mehr als einer Hinsicht der Arsch!
Ziemlich viele Schlagwörter in dem Interview. Ich weiß auch nicht, welche Vorstellungen von der heutigen Schülerschaft die Professorin hat. Es klingt zumindest wie das bildungsnächste Drittel eines Gymnasiums in einer nicht zu großen Stadt.
Nach meiner Erfahrung braucht eine Klasse umso mehr Lenkung aka Frontalunterricht, je leistungsschwächer oder unmotivierter sie ist. Deswegen funktioniert Binnendifferenzierung auf unterschiedlichen Abschlussniveaus auch nicht.
Mein alter Lateinlehrer (100% Frontal, maximal strukturiert) sagte immer:
„Mit diesem Schülermaterial ist leider nichts anderes möglich.“
Das war vor über 25 Jahren und die Lage hat sich nicht unbedingt gebessert.
Frage zur „ersten Phase“: Dauert die zufällig vier Jahre und heißt Grundschule?
Ok, Checkliste her und hopp … https://de.wikipedia.org/wiki/Deeper_Learning
Durch die William and Flora Hewlett Foundation wurde 2013 ein Set von Bildungszielen definiert:[10]
Alles paletti soweit.
2012 stellte der Education for Life and Work Bericht folgende forschungsorientierte Methoden vor, um das Deeper Learning zu entwickeln:[13]
Juhuu, ich mach deeper learning und wusst’s gar nicht!
Laut meinen Kindern ist bei Teamarbeit nicht selten nur einer am arbeiten und die Anderen lassen arbeiten oder stören sogar noch die Arbeit des Einen. Der Eine kriegt dann eine schlechtere Note, als wenn er alleine gearbeitet hätte. Bei den Anderen ist es umgekehrt.
Ihre Kinder haben die Realität erkannt!
@Fr.M.
Das ist das Grundschema von Team-Arbeit:
Toll,
ein
anderer
machts.
Leider läuft es oft so. 🙁
In dem Punkt bin ich mit Ihnen einig. Das war sogar schon zu meiner Schulzeit so, wenngleich Gruppenarbeit selten war. Auch bei studentischen Gruppen trat und tritt das Phänomen auf, dass manche nur ihren Namen unter ein gemeinsam erarbeitetes Thesenpapier setzen und damit einen Leistungsnachweis für ein Proseminar bekommen (nicht bei der Mathematik, wohl aber bei der Germanistik, wie ich so nebenbei mitbekommen habe).
@Carsten60.
Das gab es schon zu meiner Studienzeit (64-69) auch in Mathematik in Münster.
Und wie erfolgreich ist nun Gruppenarbeit sowie “flipped classroom”? Gibt es empirische Untersuchungen? Ohne die geht doch heute nichts mehr. Ich argwöhne aber, bei gewissen Prestigeprojekten soll dann der Erfolg lieber nicht empirisch untersucht werden. Dazu gehört heute auch die Gemeinschaftsschule in Berlin.
Sehr schwammig formuliert aber die Quintessenz von Deeper learning:
21st century skills oder “Future-skills” sind weg vom Lehrbuch, hin zum Internet-Wissen.
Oder kurz: Google es halt.
Dass Lehrwerke sehr genau konzipiert werden um eine Vorauswahl zu treffen und gesichert korrektes Wissen vermitteln ist sooooo 2000er ihr Boomer!
Deeper Learning der 21st. Century Skills hört sich nach einem sehr guten Konzept an, wenn ich auch behaupten möchte, dass es eine deutsche Übersetzung dafür gibt. Ich glaube, einige Privatschulen und manche Gymnasien könnten das Konzept umsetzen. Ich bin grundsätzlich sehr dafür, dass in Schulen in der hier vorgestellten Form unterrichtet wird, sehe dafür aber weder die räumlichen, noch die personellen Voraussetzungen. Es bräuchte dafür kleinere Klassen, wesentlich mehr Lehrkräfte, auch um Teams zu bilden und um gut vor- und nachzubereiten, außerdem Sozialarbeiter oder Therapeuten an jeder Schule, um auffällige SuS zu betreuen und zu unterstützen, außerdem natürlich die persönlichen Integrationshelfer mit durchgängiger Anwesenheit, um ihre Schützlinge permanent gut zu begleiten.
@TaMu
“Deeper Learning der 21st. Century Skills hört sich nach einem sehr guten Konzept an, …”
Hhhhhmmmmm,
ist das am Ende von den Schlaubis im Penthouse des Elfenbeinturmes nur schlecht (Verzeihung!) abgeguckt?!
Das kommt mir so bekannt vor: 21 Jump Street – Tatort Klassenzimmer.
https://de.wikipedia.org/wiki/21_Jump_Street_%E2%80%93_Tatort_Klassenzimmer
Und schlecht geklaut, weil:
“… Für die Probleme der Jugendlichen wurde meist am Ende der Folge eine Lösung präsentiert. …” (vgl. Wiki-Link oben)
Im “real school life” bleiben die 16 Glorreichen und die mit Steuergeldern gesponsorten “Forscher-Teams” leider ebendiese Lösung(en) schuldig! … Naja, wir wollen mal nicht gierig oder undankbar sein – an Stelle von Lösungen erhalten wir immerhin neue Probleme, und die in rauhen Mengen!
Ich sag’ mal einfach: Danke!
PS.:
Nein, ausdrücklich die letzte Zeile, also das “Danke!” habe ich nicht ernst gemeint.
Ich wollte nur mal sehen, wie sich das anfühlt, wenn man wissentlich Blödsinn verbreitet. … Naja, geht so, ne?! Also als lebenszeitfüllende Tätigkeit wäre das für mich persönlich nix. Aber jeder Jeck is anders. 😉
Da haben wir doch das Grundproblem: Es gibt zahlreiche Konzepte, bei denen immer gesagt wird, dafür bräuchte man aber wesentlich andere räumliche und personelle Voraussetzungen. Die Theoretiker lieben das. Aber praktisch niemand denkt sich Konzepte aus, die tatsächlich mit den realen Voraussetzungen funktionieren. Was also haben wir davon? Träume fürs Wolkenkuckucksheim und natürlich die Möglichkeit der Theoretiker, noch 100 Jahre lang so weiterzumachen.
Genauso geht es mir auch.
Ich war schon auf zig Fortbildungen, auf denen uns tolle Konzepte präsentiert wurden, die garantiert und ganz in echt aber auch wirklich ALLEN Kindern gerecht werden und auch uns würden sie langfristig die Arbeit ganz sicher erleichtern,
rosarotes Wolkenkuckucksheim halt.
Dann bist du motiviert in die Arbeit zurück und hast früher oder später festgestellt: Du kannst dich anstrengen soviel du willst – es funktioniert einfach nicht, weil: ZU VIELE KINDER, ZU WENIG PERSONAL, ZU WENIG ZEIT!!!!
Ich habe auch gemerkt: War die Gruppe kleiner, wegen Ferien, Windpocken oder sonstiger Seuchen und trotzdem genügend Personal anwesend, dann hat man all das, was einem in der Fortbildung als was ganz revolutionär Neues präsentiert wurde, von ganz alleine umgesetzt, weil: WENIGER KINDER, MEHR PERSONAL, MEHR ZEIT.
“Numeracy” – süß!
Hier das zugehörige “Innovationszentrum”:
https://hse-heidelberg.de/hsedigital/hse-digital-teaching-and-learning-lab/deeper-learning-initiative
Schon bei der Internet-Adresse ist alles “Denglisch” außer dem letzten Wort, das gibt’s in beiden Sprachen. Alles ist Teil der neuen “Heidelberg School of Education”, eine Co-Produktion von Uni und PH. Merkwürdig ist, dass es keinen Mangel an neuen Einrichtungen dieser Art gibt. Geld scheint genug da zu sein, Personal auch. Lehrermangel? Nie gehört.
In dem Link zu der deeper learning initiative steht etwas über die Aneignung der vier Zukunftskompetenzen. Als eine davon wird “kritisches denken” genannt.
Da werden sich die Vefechter dieses Konzepts sicher ganz dolle darüber freuen, wenn ich mich seeehhhr kritisch mit der Digitalisierung im allgemeinen und ihrem Konzept ganz konkret auseinandersetze, oder?