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Fachgesellschaft: Lebensstil beeinflusst die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern

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BERLIN. Seit Jahren beobachten Expertinnen und Experten eine Zunahme neurologischer Erkrankungen. Kopfschmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Dazu trägt auch der moderne Lebensstil bei, betont die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) mahnt, ‚Lebensstilfaktoren‘, die zur Zunahme neurologischer Erkrankung beitragen, stärker in den Blick zu nehmen. Eine aktuelle in Kanada durchgeführte bevölkerungsbasierte Studie habe erneut gezeigt, dass Lebensstilfaktoren die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen. „Als sogenannte potenziell modifizierbare Risikofaktoren sollten sie in der Praxis angesprochen werden, denn hier gilt es gegenzusteuern“, so DGN-Kopfschmerzexperte Hans-Christoph Diener.

Ungefähr jedes zweite Kind mit wiederkehrenden Kopfschmerzen wird im späteren Leben noch immer darunter leiden. Illustration: Shutterstock

Drei von vier Jugendlichen kennen das Phänomen wiederkehrender Kopfschmerzen. Bereits im Kindesalter gehören Kopfschmerzen zu den häufigsten Schmerzen – bis zum Schuleintritt verfünffacht sich laut Wissenschaftlern des Dresdner Kinder und Jugendkopfschmerzprogramms gar die Häufigkeit.

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Obwohl einzig eine nachgewiesene Migräne den Einsatz schmerzstillender Medikamente rechtfertige, nehmen dem Bundesforschungsministerium zufolge etwa 80 % der Jugendlichen mit wiederkehrenden Kopfschmerzen regelmäßig Schmerzmittel ein. Langfristig bestehe hier wie bei Erwachsenen die Gefahr, dass sich ein sogenannter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz entwickelt.

Wie bei Erwachsenen sind auch bei Kindern und Jugendlichen bestimmte „moderne“ Lebensstilfaktoren bzw. Verhaltensweisen mit wiederkehrenden Kopfschmerzen assoziiert. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Depressionen und Angststörungen. Auch wenn kausale Zusammenhänge schwer zu ermitteln seien, sei klar, dass Kinder mit Kopfschmerzerkrankungen oft im Alltag (Schule, Familie, Freunde, Hobbies) stark beeinträchtigt sind – wobei der Schmerz das Sozialleben beeinflusse und umgekehrt. Eine gründliche Suche nach möglichen Kopfschmerzursachen führe oft bereits zu hilfreichen Behandlungsansätzen. Neben klassischen innerfamiliären Belastungssituationen spielten dabei sowohl eine Überorganisation des kindlichen Alltags, eine Reizüberflutung mit fehlenden Ruhepausen, aber auch Langeweile und daraus entstehende Gewohnheiten eine Rolle.

Die kanadischen Wissenschaftler untersuchten die Auslöser von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 17 Jahren. Mit einer Teilnehmerzahl von 4.978.370 und einem Durchschnittsalter von 10,9 Jahren (wobei 48,8 % weiblich waren) wurden verschiedene Faktoren untersucht, die mit der Häufigkeit von Kopfschmerzen in Zusammenhang stehen. Dabei habe sich deutlich gezeigt, dass Faktoren wie spätes Zubettgehen, langen Bildschirmzeiten und unregelmäßige Mahlzeiten das Risiko für häufige Kopfschmerzen (mehr als 1 Mal pro Woche) deutlich erhöht habe. Bei den 12 bis 17-Jährigen komme insbesondere noch der Konsum von Alkohol und Zigaretten oder Cannabis hinzu.

Die Wahrscheinlichkeit für häufige Kopfschmerzen stieg signifikant mit dem Alter an und war für Mädchen und junge Frauen höher als für ihre männlichen Altersgenossen. Zwischen der angegebenen körperlichen Aktivität der Kinder und Jugendlichen und der Häufigkeit von Kopfschmerzen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler keinen Zusammenhang ermitteln.

„Wir wissen heute, dass viele neurologische Erkrankungen, die seit Jahren zunehmen, zu einem großen Teil auch lebensstilbedingt sind“, so DGN-Generalsekretär Peter Berlit. „Natürlich beweisen nicht alle statistischen Assoziationen eine Kausalität, aber Programme […], die an der Modifikation möglicher Auslöser ansetzen, zeigen gute Erfolge. In der aktuellen Studie war auch Cannabis ein relevanter Risikofaktor. Auch unter diesem Aspekt ist die Freigabe dieser Droge in Deutschland kritisch zu sehen.“ (zab, pm)

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