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Inklusion: Die verborgenen Stereotype angehender Lehrerinnen und Lehrer

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FRANKFURT/MAIN. Wissenschaftler*innen haben untersucht, welche Stereotype angehende Lehrkräfte mit förderbedürftigen Schülerinnen und Schülern verbinden.

Im Zuge der Inklusion unterrichten Lehrerinnen und Lehrer verstärkt besonders förderbedürftige Schülerinnen und Schüler. Inklusion bedeutet auch dabei, Stereotype zu überwinden. Doch noch immer haben viele Menschen Vorurteile gegen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Auch Lehrerinnen und Lehrer haben solche Vorurteile. Welchen spezifischen Stereotypen sie dabei unterliegen, ist bislang noch wenig bekannt. Dabei können stereotype Annahmen über diese Kinder und Jugendlichen erheblich beeinflussen, wie die Lehrerinnen und Lehrer mit ihnen umgehen.

Ein lächelndes Mädchen mit Ponyfrisur
Kompetent und warmherzig? Lehrerinnen und Lehrer sollten sich ihrer Vorurteile zumindest bewusst sein. Foto: Shutterstock

Wissenschaftlerinnen des DIPF Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation sind nun der Frage nachgegangen, welche Stereotype angehende Lehrerinnen und Lehrer mit autistischen Schülerinnen und Schülern verbinden, mit Schülerinnen und Schülern mit Downsyndrom und mit denjenigen, die von Lese-Rechtschreib-Störungen betroffen sind. Unter den angehenden Lehrkräften zeigten sich dabei ausgeprägte Stereotype – unter anderem bezogen darauf, wie kompetent und warmherzig die einzelnen Gruppen sind.

Das Forschungsteam um die Bildungswissenschaftlerin Charlotte Schell arbeitete für seine Untersuchung mit Lehramtsstudierenden zusammen, die sich in unterschiedlichen Phasen des Studiums befanden, verschiedene Fächer belegt hatten und für verschiedene Schulformen studierten. In einer Vorstudie führten die Wissenschaftlerinnen zunächst Interviews mit 13 Studentinnen und Studenten, in denen diese unter anderem Stereotype nennen sollten, die sie mit den genannten Gruppen verbinden. Dabei fand sich ein breites Spektrum von Zuschreibungen – etwa impulsiv, unintelligent, aber auch offen oder inselbegabt.

Die Ergebnisse der ersten Studie arbeiteten die Forscherinnen in einen standardisierten Fragebogen ein, um die empirische Ausprägung der Stereotype im Zusammenhang mit den drei Gruppen von Schülerinnen und Schülern zu erfassen. Diesen Fragebogen füllten in einer zweiten Studie insgesamt 213 Studierende aus. Die Stärke der einzelnen Zuschreibungen wurde anschließend statistisch aufbereitet und übergreifenden Kategorien zugeordnet.

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Im Ergebnis zeigte sich, dass etwa autistische Schülerinnen und Schüler als besonders kompetent und wenig warmherzig wahrgenommen wurden, Schülerinnen und Schüler mit Downsyndrom als besonders warmherzig und wenig kompetent und Schülerinnen und Schüler mit Lese-Rechtschreib-Störung als wenig kompetent und auch relativ wenig warmherzig.

Im Vergleich wurden autistische Schülerinnen und Schüler am kompetentesten und am wenigsten warmherzig empfunden, Kinder mit Down-Syndrom als am warmherzigsten und am wenigsten kompetent. Kinder und Jugendliche mit Lese-Rechtschreib-Störung lagen im Vergleich jeweils in der Mitte.

In die übergreifenden Kategorien „kompetent“ und „warmherzig“ seien dabei systematisch zahlreiche Einzelstereotypen eingeflossen, erinnern die Wissenschaftlerinnen. Einige dieser vielfältigen Zuschreibungen waren besonders verbreitet. „Stark ausgeprägt war es unter den angehenden Lehrkräften beispielsweise autistische Schülerinnen und Schüler als hochbegabt und introvertiert, Schülerinnen und Schüler mit Downsyndrom als gutmütig und unbeholfen und Schülerinnen und Schüler mit Lese-Rechtschreib-Störung als faul und leistungsschwach einzuschätzen“, erläutert Charlotte Schell.

Auch wenn solche Stereotype bei einzelnen Personen zutreffend sein können, seien sie zu verallgemeinert und ignorierten individuelle Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern, wie die Wissenschaftlerin betont. Es greife zu kurz, alle Kinder und Jugendlichen in die gleiche Schublade zu stecken. „Sie haben spezifisch ausgeprägte Verhaltensweisen und Fähigkeiten, die sich stark voneinander unterscheiden. Sie brauchen daher eine individuelle Förderung“, so Schell. Schätzten Lehrkräfte etwa ein Kind aufgrund einer Autismus-Diagnose von vornherein als sehr intelligent oder gar hochbegabt ein, könnten sie eventuell dessen Förderbedarf übersehen und es nicht genug unterstützen. Schließlich seien viele autistische Schülerinnen und Schüler nicht hochbegabt. Würde wiederum ein Kind mit Lese-Rechtschreib-Störung auf Basis von Stereotypen als faul angesehen, könnten die Lehrkräfte es auffordern, sich mehr anzustrengen, anstatt es gezielt gemäß seinem Bedarf zu fördern.

Um solchen Verallgemeinerungen entgegenzuwirken, will das DIPF weitere Bildungsangebote entwickeln, zum Beispiel Seminare, die das Wissen über die Förderbedarfe der einzelnen Gruppen und die Diagnostikkompetenzen vertiefen. Für zukünftige Studien haben die Forscherinnen überdies ein Modell erarbeitet, wie sich einzelne stereotype Zuschreibungen besser strukturieren lassen. Auf Basis ihrer Untersuchungen empfehlen sie eine Einordnung in die Kategorien „Akademische Kompetenz“, „Wärme“, „Soziale Fähigkeiten“ und „Verhaltensauffälligkeiten“. Charlotte Schell unterstreicht, dass weitere Forschung zu dem Thema sinnvoll erscheint: „Wir haben die Stereotype ja nur bei angehenden Lehrkräften und nur für drei der besonders förderbedürftigen Gruppen in den Blick genommen“, so die Bildungsforscherin. Derzeit sei das Projektteam außerdem dabei, die Wirkungen der Stereotype auf das Verhalten genauer zu untersuchen. (pm)

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Unfassbar
13 Tage zuvor

Wieso werden mit LRS, Autismus und Downsyndrom die Förderschwerpunkte mit tendenziell den geringsten Problemen im Schulsystem genannt? ESE ist doch viel gravierender.

potschemutschka
13 Tage zuvor

Sehr interessante Studie. Wie so oft habe ich dazu eine Frage: Woher kam das „Wissen“ der befragten Studenten über Menschen mit diesen Förderbedarfen? Wieviele dieser Studenten hatten in ihrem Leben schon mal realen Kontakt zu mehreren dieser Menschen? Könnte es sein, dass die meisten dies nur aus den Medien (z. B. Spielfilme) kannten, die oft genau diese Stereotype vermitteln?
In ü60 Lebensjahren und 40 Dienstjahren als Sonderschullehrer habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Vorurteile und stereotype Zuschreibungen die Menschen haben, die am wenigsten persönliche Erfahrungen mit dem „Problem“ haben.

trooper
12 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Kann ich nur beipflichten. DEN „Downie“ und DEN Autisten gibt es sowieso nicht. Jeder Mensch mit individuellem Förderbedarf ist, wie ind. schon impliziert, auf seine Art eben nicht stereotyp

potschemutschka
12 Tage zuvor
Antwortet  trooper

Nicht nur“ jeder Mensch mit individuellem Förderbedarf“ ist nicht stereotyp, sondern „jeder Mensch auch ohne Förderbedarf“. Das erlebe ich jeden Tag wieder neu. Man denkt, man hat schon so ziemlich alle Arten des homo sapiens erlebt in ü60 Jahren, weit gefehlt. Deshalb gibt es für mich nur 2 Schubladen: eine für Menschen, die andere für Ar…lö…r. 🙂

potschemutschka
13 Tage zuvor

P.S. Das betrifft übrigens auch alle anderen Vorurteile und Stereotype zu verschiedenen Menschengruppen, auch andere Kulturen, Religionen, sexuelle Orientierung usw. Was der Mensch nicht kennt, steckt er eben gern in Schubladen.

Unfassbar
12 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich halte so etwas auch für überlebensnotwendig. Der Instinkt des Menschen ist da sehr feinfühlig.

Unfassbar
12 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich schließe daraus, dass Sie ein mulmiges Gefühl in Alltagssituationen ignorieren. Finde ich mutig, aber immerhin konsequent von Ihnen.

Unfassbar
12 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Hetze gegen Männer ohne Migrationshintergrund ist also zugelassen? Ich frage, weil diese Gruppe in Ihrer Aufzählung fehlt.

Lisa
12 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Äh nein, das persönliche Bauchgefühl ist absolut notwendig. Wenn ich schräge Typen sehe, wechsle ich die Straßenseite oder nehme einen anderen Weg.
Aber der Instinkt kann, um mit Kant zu sprechen, nicht die Maxime einer allgemeinen Gesetzgebung sein. Sehen Sie den Unterschied?

potschemutschka
12 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Im Gegenteil: feinfühlig wird man erst, wenn man genug Wissen über andere hat. Natürlich ist es einfacher, alle Menschen in verschiedene Schubladen zu stecken. Aber möchten sie persönlich in eine Schublade gesteckt werden von Menschen, die Sie überhaupt nicht kennen? Was sagt denn der „Instinkt“, nach welchen objektiven Kriterien urteilt dieser denn?

Unfassbar
12 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Im Alltag haben Sie nur einen Bruchteil einer Sekunde Zeit, eine Situation als harmlos oder potenziell gefährlich einzustufen. Das erledigt der Instinkt bei den allermeisten Menschen in den allermeisten Situationen sehr zuverlässig. Wie genau der das macht, müssten Sie Mediziner oder Psychologen fragen, wenn Sie das unbedingt wissen wollen. Ich bin zum Glück für mich und alle anderen weder noch.

Allerdings bin ich froh, dass mich mein Instinkt bisher nicht im Stich gelassen hat, wobei ich allerdings Fehlalarme, also potenzielle Gefahr, obwohl keine drohte, nicht ausschließen kann. Spieltheoretisch ist das Ergebnis für mich aber dasselbe.

Beim Besuch eines Fußballspiels wird jeder Besucher ohne Kennenlerngespräch abgetastet, und je nach Ergebnis und Verhalten während der Kontrolle sicherlich auch noch rausgezogen. Das ist mir in meinem gesamten Leben noch nicht passiert. Entweder bin ich ein keinerlei Gefahr ausstrahlender Zeitgenosse (Schublade 1) oder strahle so viel Gefahr aus, dass die Ordner sich das nicht trauen (Schublade 2). Sie dürfen sich eine der beiden Schubladen aussuchen.

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

@unfassbar
Ich glaube nicht, dass die befragten Studenten ihr „Urteil“ in einem Bruchteil von Sekunden fällen mussten. Genausowenig urteilen viele Menschen über andere Gruppen (Ethnie, Religion, sexuelle Orientierung, …) in Bruchteilen von Sekunden über ganze Menschengruppen, sondern oft aus Unkenntnis und auf Grund von Vorurteilen. Das ist das Problem Ihrer Argumentation. Ein „mulmiges Gefühl“ in einer konkreten Situation ist etwas ganz anderes, da kann das „Bauchgefühl“ schon sehr wichtig sein.

Mondmatt
11 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Irgendwie irritiert mich der Zusammenhang von feinfühligem Bauchgefühl und Inklusion.

Ich denke doch Inklusion ist nichts für den kundigen Laien der sich auf sein Bauchgefühl verlässt.
Es ist etwas für Profis die mit Sorgfalt arbeiten. Später dann hoffentlich durch jahrelange Erfahrungswerte ausgebaut.

Was wir für die Inklusion also brauchen würden ist eine fundierte Ausbildung auf diesem Gebiet, verbunden mit einer Klassengröße und einem Deputat das die Möglichkeit gibt dieses Profi Wissen gewissenhaft an zu wenden.

Auf das Bauchgefühl von irgendjemand möchte ich mich jedenfalls bei der Bildung und Erziehung von Kindern mit Defiziten eher nicht verlassen.

Ich persönlich kann mich jedoch in meinem Studium und auch im Referendariat an keinerlei Inhalte zu dem Thema erinnern.

Such den Fehler.

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  Mondmatt

Das mit dem Bauchgefühl bzw. Instinkt war nur die Antwort auf @unfassbar. Natürlich braucht man für die Inklusion fundiertes Wissen über die zu inkludierenden Menschen, aber das sollten keine Stereotype sein, sondern ein Grundgerüst für alle möglichen „Spielarten“. Zumindest habe ich das während meines Studiums der Sonderpädagogik so gelehrt bekommen (Studienfächer waren u. a.: Anatomie und Physiologie des Kindes, Neurologie, Psychologie, Kinderpsychologie, Psychatrie). Das hat mir sehr geholfen. Ich wurde auch darauf vorbereitet, dass kein Kind wie das andere ist und das hat sich immer wieder bestätigt. Es gab ständig neue „Überraschungen“ und genau das hat den Beruf interessant, aber auch anstrengend gemacht. Schema F funktionierte da nur sehr selten. 🙂
Diese Ausbildung ist auch ein Grund dafür, dass ich glaube, Inklusion gehört in die Hände von dafür ausgebildeten Sonderschullehrern, gern an normalen Schulen, aber in speziellen Klassen oder mit einem Sonderschullehrer pro Klasse in jeder Unterrichtsstunde. Man kann in einem „normalen“ Lehrerstudium nicht noch alle möglichen „Beeinträchtigungen“ umfassend lehren. Ich könnte z. B. auch nicht Blinden die Blindenschrift beibringen oder Hörgeschädigten Gebärdensprache und Lippenlesen, obwohl ich Diplom-Sonderpädagoge bin, aber „nur“ für Lernen und Sprachbehinderung. In gewissem Maße auch für em-soz, da dies oft ein „Nebenproblem“ der Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen ist und auch das im Studium Thema war. Letzteres hat mir auch besonders in den letzten Jahren an der Brennpunkt-GS geholfen. Da durfte ich neben den Förderkindern Lernen und Sprache noch zwei temporäre Kleingruppen em-soz bis zu 2 Stunden täglich betreuen.

Mary-Ellen
12 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wie es um Ihre „Feinfühligkeit“ bestellt ist, haben Sie heute in Ihrem Kommentar zum Thema “ Abtreibung“ im N4T-Forum ja eindrücklich dokumentiert.

Unfassbar
12 Tage zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Inkonsistentes Verhalten muss angesprochen werden, wenn es sich während des Beratungsgesprächs so ergibt.

Besseranonym
12 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

„Der Instinkt des Menschen ist da sehr feinfühlig“ – Feinfühlig ist der Mensch – oder auch nicht ( s. Thread zur Abtreibung)
Manche Menschen schaffen es, nach dauerbelastenden traumatischen Erlebnissen, nicht mehr, ein für sie sicheres Bauchgefühl zu entwickeln. Diese werden leider immer mehr und es braucht viel Zeit und oft Therapie, bis diese wieder darauf hören – können.
Veganerei spielt dabei keine Rolle 🙂

E.S.
12 Tage zuvor

Stereotype sind doch bei jedem gang und gäbe. Sie gehören quasi zum Leben jedes Menschen und haben zunächst auch ihren Sinn. Dass man bei näherem Hingucken und Kennenlernen dann einen differenzierteren, vom Stereotyp abweichenden und vielseitigeren Eindruck erhält, der allmählich zur Grundlage des persönlichen Umgangs miteinander wird, gehört zum Dazulernen durch Erfahrung und besseres Kennenlernen.
Jeder Praktiker, also auch Lehrkräfte, unterscheidet sich vom Theoretiker durch sein Erfahrungswissen. In meinem Berufsleben war mir dieses Lernen aus der Praxis jedenfalls viel wichtiger (hilfreicher) als die Belehrungen durch irgendwelche Experten und ihre Studien.
Dass „angehende Lehrkräfte“ erst einmal mit Stereotypen ins Berufsleben gehen, ist total normal. Im Studium werden sie einem sogar vermittelt, damit jeder erst einmal ein grobes Rüstzeug für die Praxis hat.
Kurzum: Die Studie der Leipziger Wissenschaftler mit dem Ergebnis. dass Stereotype auch bei förderbedürftigen Schulkindern mit Vorsicht zu genießen sind, sagt halbwegs erfahrenen Lehrkräften vermutlich nichts Neues.

Alx
12 Tage zuvor

Ich verstehe nicht, warum solche Studien immer mit Studenten durchgeführt werden und nicht mit Lehrkräften, die tatsächlich Erfahrung mit den betroffenen Kindern gemacht haben.

Wahrscheinlich sind die Vorurteile über ein Thema besonders ausgeprägt, je weiter man von dem Thema entfernt ist und ein möglichst deutliches Ergebnis erwünscht.

Hans Malz
12 Tage zuvor
Antwortet  Alx

Wahrscheinlich ist das Interesse der Lehrkräfte nicht wirklich groß. Wie oft kommen Anfragen für irgendwelche blödsinnigen Studien an, aber die Zeit ist ja nicht beliebig vermehrbar. Studenten können sich da ja nicht wehren…

Lisa
12 Tage zuvor
Antwortet  Alx

Wenn die Lehrkräfte ihre Erfahrungen hereinbringen, sind es Urteile und keine Vorurteile mehr.

Alx
12 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Das ist falsch. Vorurteile beziehen sich lediglich auf Gruppen und können auf Urteilen basieren.

PaPo
11 Tage zuvor
Antwortet  Alx

Ist ein verbreitetes Problem psychologischer Experimente, dass diese Gelegenheitsstichproben opportunity/convenience samples) wie z.B. Studenten nutzen, weil die schlichtweg einfacher (und oftmals günstiger, weil es bisweilen auch Credit Points statt Geld für die Teilnahme gibt) zu rekrutieren sind… hat dann aber ggf. Auswirkungen auf die Repräsentativität der Stichprobe, da Studenten sich regelmäßig in allerlei Eigenschaften und Einstellungen systematisch vom Bevölkerungsdurchschnitt unterscheiden. Ist ein naheliegendes und seit Ewigkeiten kritisiertes Problem und einer der vielen Gründe, Abstracts und Co. nicht zu vertrauen, sonden bestenfalls due Studien selbst zu rezipieren.

Fräulein Rottenmeier
12 Tage zuvor

„Kompetent und warmherzig“ aha….tolle Kategorien….kann ich direkt was mit anfangen…..was zum Henker sind das für Studien, die solche Kategorien von Stereotypen aufmachen?

trooper
12 Tage zuvor

Ablage P. Vergeudete Lebenszeit. Und das wo an jedem Eck Sonderpädagogen fehlen und/oder wg. Überlastung ausfallen!

Konfutse
11 Tage zuvor
Antwortet  trooper

Leider nicht nur Ablage P.
Die Studie wurde bestimmt teuer bezahlt. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, dieses Geld in Schulen zu stecken, damit man dort Fachpersonal rekrutieren kann….

Fräulein Rottenmeier
11 Tage zuvor
Antwortet  trooper

Bei mir bestimmt. Ich habe da einen unglaublich schnellen Finger…..Klick und weg…..

Walter Hasenbrot
12 Tage zuvor

Komische Studie: Man fragt nach Gruppenzuschreibungen und kritisiert danach, dass die angehenden Lehrkräfte pauschale Gruppenzuschreibungen vorgenommen haben.

Dieses Ergebnis liegt in der Art der Fragestellung begründet.

Dil Uhlenspiegel
12 Tage zuvor

Seelig, wer nicht mehr angehend. So gehen ihn gewisse Dinge nichts mehr an.

Lisa
12 Tage zuvor

Eine Verständnisfrage: Wird da nicht das Gleichen ausgesagt? Warum schreiben sie „im Vergleich? “
Zitiere aus dem Artikel:
„Im Ergebnis zeigte sich, dass etwa autistische Schülerinnen und Schüler als besonders kompetent und wenig warmherzig wahrgenommen wurden, Schülerinnen und Schüler mit Downsyndrom als besonders warmherzig und wenig kompetent und Schülerinnen und Schüler mit Lese-Rechtschreib-Störung als wenig kompetent und auch relativ wenig warmherzig.

Im Vergleich wurden autistische Schülerinnen und Schüler am kompetentesten und am wenigsten warmherzig empfunden, Kinder mit Down-Syndrom als am warmherzigsten und am wenigsten kompetent. Kinder und Jugendliche mit Lese-Rechtschreib-Störung lagen im Vergleich jeweils in der Mitte.“

PaPo
11 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Im ersten Absatz sind das die jeweiligen Einzelergebnisse der drei Gruppen, also wie das jeweilige Verhältnis von ‚Warmhezigkeit‘ und ‚Kompetenz‘ für die jeweilige Einzelgruppe ist.

Im zweiten Absatz wird eine Hierarchie zwischen den drei Gruppen geboten, welche Gruppe also von allen dreien die höchsten und niedrigsten Werte insg. aufwies (etc.). Ist aber zugegebenermaßen unnötig kompliziert geschrieben.

Lehry aus BY
11 Tage zuvor

Stereotype oder Fakt?
Menschen mit Downsyndrom sind immer geistig beeinträchtigt. Der Durchschnittliche IQ liegt bei 50 (Mittel der Bevölkerung bei 100). Wenn diese Menschen als weniger kompetent wahrgenommen werden ist das kein Stereotype sondern Fakt.
Menschen mit Autismusspektrumstörung haben Schwierigkeiten mit ihrer Umwelt /Mitmenschen in Kontakt zu treten. Deswegen werden sie als weniger warmherzig wahrgenommen.

Natürlich ist bei diesen Beeinträchtigungen jeweils die Bandbreite sehr groß, wie bei allen Menschen, aber die Grundzüge sind eben wie oben beschrieben. Also kann ich die Aufregung und eigentlich auch die Überschrift des Artikels nicht so ganz verstehen.

Was allerdings die Einbeziehung von LRS hier soll bleibt mir verborgen….

Und aus Life of Brian:….. Ja! Wir sind alle Individuen!!!!

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  Lehry aus BY

Auch beim Downsyndrom gibt es eine ziemliche Bandbreite an kognitiven Beeinträchtigungen, die meisten haben einen geringen bis sehr geringen IQ-Wert, aber nicht alle.

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Auch sind nicht alle „Downies“ warmherzig und gutmütig“. Ich erinnere mich an einen Schüler, der sehr bockig und stur sein konnte und auch mal agressiv wurde, wenn es nicht nach seinem Willen lief. Auf die Mehrheit (derer, die ich kennengelernt habe) trifft das mit der freundlichen und gutmütigen grundhaltung zu, aber eben nicht auf alle, wie auch die Sache mit dem IQ.

Lisa
11 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich sehe hier das allgemeine Problem, dass eben nicht das Kind als Individuum betrachtet, sondern genau die in der Studie abgefragten Entwicklungsstörungen auch Diagnosen sind, im ICD nachzulesen. Das wollte man mit der Erweiterung von Autismus zu einem Spektrum ja aufbrechen. Aktivisten erkennen Autismus als Entwicklungsstörung gar nicht an, sie bevorzugen die Eigenbezeichnung “ neurodivers“. Dennoch hilft es, einige Sachen einzuordnen, wenn man Diagnosen kennt, auch wenn Diagnosen immer stereotyp sind.
Die meisten Kinder im Schulalltag haben allerdings gar keine so genau umrissenen Störung, sondern Verhaltensprobleme. In den Neunzigern sprach man durchaus noch von “ Sozialer Behinderung“ und meinte Förderbedarf durch mangelnde Förderung im Elternhaus oder durch die Bezugspersonen.

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Genau das meine ich!

Lehry aus BY
11 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Hatte ich ja geschrieben, dass die Bandbreite sehr groß ist!

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  Lehry aus BY

Okay, allerdings schrieben Sie „es ist Fakt, dass Menschen mit Down-Syndrom weniger kompetent sind“.
Und es ergibt sich wieder eine Frage: Weniger kompetent als wer und auf welchen Gebieten?

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  Lehry aus BY

Ergänzung: Bedeutet ein hoher IQ Kompetenz in allen Lebensbereichen?
Beispiel: vor mehr als 20 jahren hatte ich zwei Schüler in meiner Sonderschulklasse. Einer mit einem IQ von knapp 80, der andere knapp 100. Der zweite war im Gegensatz zum ersten lebenspraktisch ziemlich hilflos, konnte nicht allein einkaufen, Bus fahren und vieles andere. Der mit dem niedrigeren IQ konnte das alles ohne Hilfe (z. B. plante er für die Klasse die Bus und S-Bahn-Verbindungen für Wandertage und Exkursionen, kannte die Preise der gängigen Lebensmittel und konnte sein Taschengeld „verwalten“) und hat sich noch um seine jüngeren Geschwister gekümmert. Das Schülerpraktikum beim ersteren lief super, alle lobten ihn wegen seiner Hilfsbereitschaft, Fleiß und Pünktlichkeit. Beim zweiteren lief nichts ohne ständige Hilfestellung.

RainerZufall
11 Tage zuvor

Hilfreich für das eigene Monitoring, aber rennen wir gerade, bevor wir zu gehen lernten?
Wie viele Lehrkräfte haben noch nicht angenommen, sich um Inklusionskinder kümmern zu müssen?
Wie viele KultusministerInnen und Schulstrukturen unterstützen die Inklusion unzureichend bzw. nicht?

Diese Studie scheint in eine Situation vorzugreifen, die wir noch sehr lange nicht erreichen werden/ wollen… =/

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Zusatzfrage: Wieviele Lehrkräfte werden (auch heute noch) nicht angemessen auf die Bedürfnisse all der verschiedenen Förderbedarfe ausgebildet, um jedem dieser Kinder die entsprechende individuelle Förderung zukommen zu lassen?

RainerZufall
10 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Zustimmung meinerseits.
Ich will die Lehrkräfte nicht davon entbinden, sich auf neue Umstände einstellen zu müssen, aber die Befähigung dazu ist durchaus wünschenswert. Hier ist das Land am Zugzwang.

Umgekehrt können Lehrkräfte den Mangel nicht an Inklusionskindern auslassen oder Studien sich wundern, wie unvorbereitet es so manche KollegInnen trifft.

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wie sieht denn dann eine Lehrer-Ausbildung aus? Wenn neben der 2-Fächer-Ausbildung, jeder Lehrer befähigt werden soll, mit entsprechender Fachkenntnis individuell auf das jeweilige Kind zugeschnittene Förderung anzubieten und gleichzeitig den Unterrichtsstoff lehrplan-konform den „normalen“ Schülern zu vermitteln? Mittlerweile sitzen ja in den Klassen meist mehrere Kinder mit verschiedenen Förderbedarfen und jedes Jahr kommen evtl. andere. Also müssten Lehrer zukünftig in allen Förderbereichen eine solide Ausbildung erhalten.
Mein Kommentar zielte eigentlich darauf ab, dass mehr Sonderschullehrer ausgebildet werden müssen. Ansonsten würde ein Lehrerstudium nicht in der bisherigen Zeit absolviert werden können, um die Qualität zu sichern. Mein Sonderschulstudium dauerte 10 Semester, nur für Lernen und Sprachbehinderung. Meine Studienkollegen für Sehbehinderte oder Hörgeschädigte studierten ebenfall so lange. Okay, manche Vorlesungen und Seminare waren die selben. Ich schätze mal grob, um sowohl Seh- und Hörgeschädigte in der entsprechenden Qualität zu fördern, hätte ich noch mindestens 2-3 Semester ranhängen müssen, fehlt noch Ausbildung für Autismus-Spektrum und für Körperbehinderte, psychisch Kranke (Corona?), em-soz. …
Wenn man wirklich Inklusion in hoher Qualität möchte, dann müssten in den Klassen neben dem „normalen“ Lehrer noch ein Sonderschullehrer für jeden Bedarf sitzen, plus evtl. Schulhelfer/Assistenten. An meiner GS wären dann pro Klasse z. T. 3 Erwachsene auf 25 Kinder gekommen und da sind die DaZ-Kinder noch nicht dabei. Ob das ständige „Getuschel“ aber gut für die Lernathmosphäre wäre? Zum „Glück“ ist das nur Theorie. Meine ehemalige GS wäre schon froh, wenn sie 1 Lehrer pro Klasse hätte.
Aber ich bin Optimist. Die Quer- und Seiteneinsteiger wuppen das mit der bedarfsgerechten individuellen Förderung auf höchstmöglichem Niveau für jedes Kind mit den unterschiedlichsten Bedarfen. 🙂

Unfassbar
10 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wie viele Lehrkräfte haben sich ausgebrannt, weil sie für alle Inklusionskinder und den Regelkindern gleichermaßen erreichbar sein wollten?

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