BERLIN. Die Ampelkoalition plant, im kommenden Jahr weniger Geld für Sprach- und Integrationskurse für Zuwanderer bereitzustellen. Das wurde aus Regierungskreisen in Berlin bekannt. Das Bundesinnenministerium, das aktuell 1,1 Milliarden Euro in Integrationskurse investiert, kann hierfür dem Haushaltsentwurf 2025 zufolge nur noch 500 Millionen Euro ausgeben, also weniger als die Hälfte. Ein renommierter Verlag der Bildungsbranche, der Ernst Klett Sprachen Verlag, schlägt deshalb Alarm.
Der Vorschlag zu dieser Kürzung kam dem Vernehmen nach aus Faesers Haus. Angesichts des Spardrucks will die Innenministerin Prioritäten bei der inneren Sicherheit setzen, sie spricht von einem „Sicherheitshaushalt“. In Berlin hofft man aber, für Integrationskosten noch Geld von der EU-Kommission zu bekommen, weil Deutschland, Polen und Tschechien besonders viele Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen haben.
Integrationskurse bestehen zum Großteil aus Sprachkursen, es gibt aber auch einen Orientierungsteil, dazu kommen bei Bedarf Alphabetisierungskurse. Nicht immer sind solche Kurse erfolgreich, die Bundesregierung will das Konzept überarbeiten, gleichzeitig aber Kosten sparen.
Es sei unbestreitbar, dass die Stärkung der Sicherheitsbehörden und die Schaffung neuer Polizeistellen in Zeiten wachsender internationaler Unsicherheit wichtig ist – meint nun der Ernst Klett Verlag. Die geplanten Kürzungen der Mittel des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bei den Integrationskursen seien jedoch der falsche Weg, um diese Maßnahmen zu finanzieren. „Nur wer auf das Leben und die Gesellschaft in Deutschland vorbereitet ist, kann sich aktiv beteiligen und langfristig integrieren. Dies gilt insbesondere auch für die Sprachkurse, die sich in der Regel an die Integrationskurse anschließen: die berufsbezogenen Sprachkurse auf höherem Sprachniveau“, so erklärt die Geschäftsführung des Unternehmens.
„Integrationskurse sind essenziell, um Deutsch als Zweitsprache auf einem Basisniveau zu sprechen, um Sprachbarrieren abzubauen und ein Verständnis für das Leben, die Kultur und die Werte in Deutschland zu erlangen. Sie sind der Schlüssel zur beruflichen Integration von Zugewanderten. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse und das notwendige kulturelle Verständnis wird die Bundesrepublik die Herausforderungen des Arbeitsmarktes und des Fachkräftemangels langfristig nicht lösen können. Zudem können die Eltern von zugewanderten Schülerinnen und Schülern oft nicht als Bildungsstützen fungieren, wenn ihnen der Zugang zu Sprachkursen erschwert oder versagt wird“, so heißt es weiter.
„Der Erfolg von Integrationsmaßnahmen ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“
Die Entscheidung, die Mittel für Integrationskurse zu kürzen, sei ein gefährliches Signal, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt langfristig weiter schwächen kann. Der Verlag Ernst Klett Sprachen fordert Innenministerin Faeser auf, von ihrem Vorschlag Abstand zu nehmen und alternative Finanzierungsquellen für die Stärkung der Sicherheitsbehörden zu suchen. Diese Maßnahmen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Der Verlag appelliert daher an die Bundesregierung, diese Sparmaßnahme nicht umzusetzen und die Mittel für Integrationskurse aufrechtzuerhalten. Denn: „Nur so kann sichergestellt werden, dass Geflüchtete und zugewanderte Menschen in Deutschland die Chance erhalten, sich erfolgreich zu integrieren.“ News4teachers / mit Material der dpa
