BERLIN. Wie absurd ist das? Deutschlands braucht Fachkräfte – und schafft es nicht ausreichend, das Potenzial der Migration zu nutzen (wie die PISA-Studie unlängst erst wieder deutlich gemacht hat). Und in dieser Situation will die Bundesregierung auch noch die Mittel für Sprach- und Integrationskurse zusammenstreichen. Der Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP) warnt vor massiven Auswirkungen des aktuellen Haushaltsentwurfs für 2025.

Deutschland, als zweitgrößtes Einwanderungsland der OECD, hat eine Erwerbstätigenquote von 70 Prozent bei Zugewanderten erreicht – immerhin. Ein Erfolg, der dem VDP zufolge maßgeblich durch das bisherige Angebot an Sprachkursen erzielt wurde. Der jüngste OECD-Bericht zur Integration bestätige, dass die bisherigen Maßnahmen (ungeachtet der PISA-Ergebnisse) Millionen Zugewanderte erfolgreich in Wirtschaft und Gesellschaft eingebunden haben.
Die geplanten Kürzungen gefährden aus Sicht des Verbands diesen Erfolg massiv: Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht eine Senkung der Mittel für Integrationskurse von 1,24 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf nur noch 500 Millionen Euro vor – obwohl der Bedarf weiterhin hoch ist. Dies bedeutet, dass weniger als die Hälfte der geplanten Teilnehmenden versorgt werden könnte und fast 180.000 Menschen ohne Kursplatz bleiben würden.
„Wir riskieren lange Wartezeiten, den Abbau essenzieller Strukturen und den Verlust qualifizierter Fachkräfte. Einmal verlorene Kapazitäten lassen sich nur schwer wiederherstellen“, sagt Ellen Jacob, VDP-Bundesgeschäftsführerin. Auch für Bildungsträger und Kursleitende bedeutet die Unterfinanzierung ein wirtschaftliches Risiko, da sie durch den möglichen Abbau von Strukturen in eine kritische Lage geraten könnten. Ein flächendeckendes Kursangebot ließe sich so langfristig nicht mehr sicherstellen. Die geplanten Kürzungen könnten also nicht nur den bisherigen Erfolg der Integration von Zugewanderten gefährden, sondern perspektivisch die wichtige Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt aufs Spiel setzen.
Die Mittel für Berufssprachkurse sind im aktuellen Haushaltsentwurf ebenfalls stark begrenzt und reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf an neuen Kursen zu decken. Ohne eine Erhöhung könnten die vorgesehenen Mittel nur 30 Prozent der notwendigen neuen Kurse abdecken. Das hat weitreichende Folgen – sowohl für Zugewanderte, die sich in den Arbeitsmarkt integrieren möchten, als auch für Unternehmen, die dringend auf qualifizierte, deutschsprachige Arbeitskräfte angewiesen sind und durch die Kürzungen mit längeren Wartezeiten bei der Personalgewinnung rechnen müssten.
„Integration braucht verlässliche Strukturen, die gut finanziert sind. Das Geld ist gut investiert, denn Integration in Deutschland gelingt, millionenfach – jenseits der Schlagzeilen”
Unterstützung erhält der VDP in seinen Forderungen auch von Reem Alabali-Radovan, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration: „Integration braucht verlässliche Strukturen, die gut finanziert sind. Das Geld ist gut investiert, denn Integration in Deutschland gelingt, millionenfach – jenseits der Schlagzeilen. Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht erhebliche Kürzungen vor. Ich habe einen Wunsch: Kürzen wir nicht bei wichtigen Integrationsstrukturen, sondern investieren wir in das gute Zusammenleben unserer pluralen Gesellschaft.“
Der VDP fordert eine Erhöhung des Budgets für Integrationskurse auf mindestens 1,1 Milliarden Euro sowie eine ausreichende Finanzierung der Berufssprachkurse, um das notwendige Kursangebot gewährleisten zu können. „Nur mit den erforderlichen Maßnahmen und ihrer Finanzierung gelingt weiterhin erfolgreiche Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. Die gewachsenen Unterstützungsstrukturen müssen erhalten bleiben“, betont Jacob. News4teachers
