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Kein Platz für GPS-Tracker in Kindertagesstätten: Stadt setzt Eltern Grenzen

HANAU. Sollen Eltern ihre Kinder mit GPS-Trackern überwachen dürfen? Nein, sagt der Bürgermeister der hessischen Stadt Hanau – zumindest nicht in der Kita. Die Stadt hat die umstrittene Praxis daher in den eigenen Einrichtungen ab Dezember verboten. Sie sei überflüssig und kontraproduktiv.

Smartwatches für Kinder enthalten eine GPS-Funktion. Foto: Shutterstock

Ob per Smartwatch, Handy, Einlegesohle oder direkt per Mini-Peilsender – die Möglichkeiten für Eltern, ihre Kinder per GPS (Global Positioning System) zu orten, sind umfangreich. Das Verkaufsargument der Unternehmen: das Gefühl von Sicherheit, zu wissen, wo sich der Nachwuchs gerade befindet. „Mit der GPS Kinderortung könnt ihr euer Kind auf den Meter genau lokalisieren“, wirbt beispielsweise ein Anbieter.

GPS-Ortung ab Dezember verboten

In Hanauer Kindertagesstätten ist diese Ortung allerdings ab Dezember verboten, wie die Stadt nun mitteilt. Der Hanauer Bürgermeister und Sozialdezernent Maximilian Bieri begründet die Entscheidung damit, dass die Praxis in Kindertagesstätten nicht nur überflüssig, sondern sogar kontraproduktiv sei: „Kindertagesbetreuung hat den Auftrag die Rechte und die Autonomie der Kinder zu achten und zu fördern. Jedes Kind hat das Recht auf Selbstbestimmung und darauf, seine Umwelt frei und ohne ständige Überwachung zu erkunden. Der Einsatz von GPS-Trackern, Handys, Smartwatches und Ähnlichem kann dieses Recht erheblich einschränken und das Gefühl vermitteln, unter ständiger Beobachtung zu stehen.“

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Bieri verweist zudem auf die pädagogischen Konzepte der städtischen Kitas, die unter anderem darauf abzielen, Kinder zu mehr Eigenständigkeit zu ermutigen. Diesen Bemühungen könnte die Überwachung seitens der Eltern zuwiderlaufen. „Unsere Erzieherinnen und Erzieher sorgen für die richtige Balance zwischen Eigenständigkeit und Freiheit sowie Begleitung und Beobachtung. So fördern sie am Ende die Selbstständigkeit der Kinder. Damit diese Effekte auch einsetzen, ist es nötig, dass sich keine äußeren Einflüsse negativ darauf auswirken“, so der SPD-Politiker.

Gegenüber Spiegel-Online erklärte der Bürgermeister die Hintergründe des Verbots. Demnach hätten ihn Kita-Angestellte im Zuge der Diskussion um ein Handyverbot an Schulen auf das Problem aufmerksam gemacht. Kita-Eltern kontrollieren lassen, will der 34-Jährige allerdings nicht. Er setzt auf die sensibilisierende Wirkung des Verbots.

Eingriff in die Privatsphäre

Zustimmung erhält Bieri laut Spiegel-Online vom Deutschen Kitaverband, der Vertretung der freien Kitaträger in Deutschland, und dem Bundeselternrat. Die ständige Beobachtung per GPS widerspreche dem Prinzip von Kita, Kindern einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie eigenständig wachsen könnten, mahnt Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands. Dirk Heyartz, Vorsitzende des Bundeselternrats, sieht darüber hinaus ein weiteres Problem: Da Kinder in der Kita oftmals in Gruppen unterwegs seien, bedeute die Ortung auch ein Eingriff in die Privatsphäre anderer Kinder. Beide appellieren an Erziehungsberechtigte deshalb, auf GPS-Tracker zu verzichten und den pädagogischen Fachkräften zu vertrauen.

Auch Hanaus Bürgermeister bat in seinem Schreiben an die Eltern um Vertrauen und warb für einen offenen Dialog mit den Erzieher*innen: „Sollten Sie Fragen oder Bedenken zum Aufenthalt oder zum Verhalten Ihres Kindes in der Einrichtung haben, stehen Ihnen die Fachkräfte und die Leitung jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.“ News4teachers

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