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Langzeitstudie: Kinder immer unsportlicher – Experten drängen auf mehr Sportunterricht

BAYREUTH/KLAGENFURT. Kinder bewegen sich zu wenig – darauf verweisen seit Jahren immer wieder wissenschaftliche Erhebungen. Eine aktuell erschienene Landzeitstudie bestätigt diesen Trend. Sportwissenschaftler Jan Wilke, Professor an der Universität Bayreuth, plädiert vor diesem Hintergrund für mehr Sportunterricht an Schulen, um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken. Er und seine Forschungskollegen fordern, „den Schulsport nicht nur als Beigabe zu betrachten“.

Ein möglicher Grund der geringeren Fitness: die viele Zeit, die Kinder sitzend verbringen. Symbolfoto: Shutterstock/sirtravelalot

Kinder sind in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer unsportlicher geworden. Das zeigt eine langfristig angelegte Studie mit über 3.500 Schülerinnen und Schülern: Zusammen mit Professor Jan Wilke vom Lehrstuhl für Neuromotorik und Bewegung der Universität Bayreuth haben Forschende aus Klagenfurt die körperliche Aktivität der Schulanfänger*innen österreichischer Sportschulen untersucht – und das 18 Jahre lang. Durch den langen Zeitraum ließen sich „echte Trends erkennen“, betont Wilke.

An den Sportschulen haben die Kinder mehr Sportunterricht pro Woche als an normalen Schulen. „Dass sogar diese Kinder, bei denen man ein grundlegend hohes Interesse an körperlicher Aktivität erwartet, Leistungsabfall zeigen, ist alarmierend“, sagt Sportwissenschaftler Wilke. Er mahnt: „Es ist gut möglich, dass Kinder, die weniger an Sport und Bewegung interessiert sind, einen noch stärkeren Rückgang der Fitness aufweisen.“

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„Die Schule ist für eine Intervention einer der besten Orte“

Für die Ermittlung der körperlichen Fitness haben die Kinder im Alter von etwa zehn Jahren an diversen Tests teilgenommen, darunter Sprints, Sprünge, Medizinballwürfe, Messungen von Reaktionszeit und Bewegungsschnelligkeit, ein 8-Minuten-Ausdauerlauf sowie ein Agilitäts-Lauf durch einen Parcours. Die ernüchternde Erkenntnis: Die Leistungen haben über die Jahre kontinuierlich abgenommen, mit Ausnahme der Reaktionszeit und der Ausdauer. Besonders deutlich war der Rückgang der Leistung im Kraftbereich. Auch der Body-Mass-Index der Kinder, also das Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergröße, hat zugenommen. Die Abnahme der Fitness waren jedoch auch nach Korrektur um diesen Faktor sowie um Alter und Geschlecht noch sichtbar.

Laut Wilke bieten sich verschiedene Erklärungen für die abnehmende körperliche Fitness an: „die zunehmende Dominanz von sitzenden beziehungsweise inaktiven Lebensstilen, die verstärkte Nutzung von digitalen Medien sowie zu wenige Bewegungsangebote“. Er und seine Forschungskollegen „empfehlen deshalb nachdrücklich, Bewegungsangebote an Schulen und für Kinder auszuweiten, den Schulsport nicht nur als Beigabe zu betrachten und den Vereinssport attraktiver zu machen“, so Wilke. „Die Schule ist für eine Intervention einer der besten Orte, weil hier die Kinder über aktive Pausen oder ein bewegungsfreundliches schulisches Umfeld direkt erreicht werden können, unabhängig von Elternhaus, Freundeskreis oder Wohnsituation.“ News4teachers

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