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Forscher: Angststörungen wichtige Ursache für Schulschwänzen

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OSNABRÜCK. Mehr Schülerinnen und Schüler kommen nicht zum Unterricht. Wie viele betrifft das? Schwer zu sagen. Zur Lösung des Problems müssten die Behörden zunächst fehlende Daten erheben, sagt ein Experte.

Schulangst ist ein zunehmendes Problem (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Angesichts gestiegener Schulschwänzer-Zahlen in Niedersachsen ist aus Expertensicht eine bessere Datenerhebung notwendig. «Bei diesem Thema haben wir bundesweit eine völlig unzureichende Bildungsdokumentation», sagte Prof. Heinrich Ricking, der an der Universität Leipzig zum Thema Schulabsentismus forscht, der «Neuen Osnabrücker Zeitung».

Jedes Bundesland erhebe unterschiedliche Zahlen, die nicht miteinander vergleichbar seien und meist auch nicht veröffentlicht würden. «Es fehlt eine systematische Datenerhebung und das ist sehr, sehr bitter und zeugt von einer unzureichenden Haltung», sagte Ricking. Man scheine es gar nicht genau wissen zu wollen. Notwendig sei ein digitales Monitoring, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

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Schule muss sich um Kinder kümmern

Eine sehr bedeutsame Ursache fürs Schulschwänzen seien Angststörungen. Diese hätten seit der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen, sagte Ricking. Es gebe aber auch das traditionelle Schulschwänzen als eine Art «Ausweichbewegung von der Schule weg hin zu interessanteren Orten». Das sei häufig mit Erlebnissen des Versagens, der Resignation und fehlenden Aussichten auf einen guten Schulabschluss verbunden. Aber auch einige Eltern würden ihre Kinder zu Hause behalten.

Sanktionen wie etwa Arreststrafen seien keine Lösung des Problems, sagte Ricking. Es sei wichtig, sich mit der Schulkultur und dem Schulklima zu beschäftigen. Dabei spiele auch das Thema Gewalt an der Schule oder Mobbing eine Rolle. «Kinder und Jugendliche wollen sich an ihr Schule wohl und sicher fühlen», sagte der Erziehungswissenschaftler. Häufig kämen die eher sozial unsicheren und leisen Schüler zu kurz. «Die Schule muss klar Haltung zeigen, dass sie sich um ihre Schüler kümmert und sich um sie sorgt, wenn sie fehlen», sagte Ricking.

Die Zahl der schwänzenden Kinder und Jugendlichen ist in vielen Landkreisen und Städten gestiegen, wie eine dpa-Umfrage ergab, an der sich rund 40 Landkreise und Städte beteiligt hatten. Wie groß der Anteil ist, blieb allerdings unklar. News4teachers / mit Material der dpa

Kommunen nehmen Trend wahr: Immer mehr Schüler fehlen unentschuldigt

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4 Kommentare
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Tigrib
6 Monate zuvor

Wir kümmern uns um die Kids mit Absentismus.
Bei uns sind es aber, entgegen der Aussage des Artikels, bisher immer Angsstörungen, die häufig mit dem Elternhaus zu tun haben. Trennungsängste und Angst vor Neuem sind bei uns das Problem, nicht die Schule und deren Klima!

potschemutschka
6 Monate zuvor

“Jedes Bundesland erhebe unterschiedliche Zahlen, die nicht miteinander vergleichbar seien und meist auch nicht veröffentlicht würden.”
“Man scheine es gar nicht genau wissen zu wollen.”
Zwei Kernsätze mMn. aus dem Artikel.
Warum dann das große Erstaunen über Zahlen, Fakten, Ursachen …, die man gar nicht genau kennt und wohl auch nicht genau wissen will. Das ist wieder einmal typischer Aktionismus pur, nach dem Motto: “Wir haben da mal gehört, dass es da irgendwo im Bildungssystem ein Problemchen gibt. Da tun wir doch mal so, als ob es uns interessiert. Aber bitte kommt uns nicht mit Fakten/konkreten Zahlen, die würden uns und die Bevölkerung nur verstören. Und überhaupt – Corona ist schuld. Kannste machen nix!”
Ja, der erste Schritt wäre:
“Zur Lösung des Problems müssten die Behörden zunächst fehlende Daten erheben, sagt ein Experte.”
Richtig! Nächste Fragen: Wer ist dafür verantwortlich diese Daten zu erheben, wer wertet sie dann objektiv aus und wer ist für die notwendigen nachfolgenden Schritte zue Behebung des Problems verantwortlich?
Solange das nicht geklärt ist, ist alles nur leeres Geschwätz!

vhh
6 Monate zuvor

Wir teilen unsere Zeit, die physischen und psychischen Reserven, so gut es geht auf und kümmern uns. Um die schüchternen/leisen Kinder und die aggressiven/lauten, um hochbegabte und LB-Schüler, um Helikoptermütter und kaputte Restfamilien, Handysüchtige und Magersüchtige, zehnjährige Schläger mit ESE und zwölfjährige Kiffer. Alles auch bekannte ‘Begleiterscheinungen’ fürs Schwänzen. Mit diesen Problemen sollen wir pädagogisch differenziert umgehen (können), gerne doch, so gut es geht. Für Diagnose und Behandlung von Angststörungen hinter diesem Verhalten ist aber kein Lehrer qualifiziert, da gab es so einen Beruf, richtig, Psychologen, die machen das professionell. Diese seltenen Tierchen tauchen aber nie in den Schulen auf, in denen doch so überaus viele Probleme auf sie warten. Das digitale Monitoring wird sie sicherlich aus dem Nichts erscheinen lassen, vielleicht schafft es unser AG sogar, noch einige einzustellen. Oder doch eher ein paar Formulare mehr für die Lehrer? Vielleicht sollte man den Beruf langsam ‘pädagogischer lernbegleitender Beobachter’ nennen.
Wenn man alle Lehreräußerungen aus der Realität als ‘anekdotisch’ oder ‘Panikmache’ abtut, dann fehlen natürlich ‘systematische Datenerhebungen’. Man könnte ja auch ganz unsystematisch und pragmatisch hundert Schulen jeweils für ein Jahr je einen kompetenten Psychologen zuordnen, die dann ihre Praxiserfahrungen reflektieren.

Besseranonym
6 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Um Gottes Willen, Psycho-Pisa, da schneiden wir ja noch schlechter ab; das will keiner und deswegen im Ernst:
Eine pragmatische Studie, wie von Ihnen gewünscht, wäre wichtig
– Um die Herkunft der ansteigenden psychischen Auffälligkeiten besser zu verstehen
– Die bestehende Corona als Auslöser- hypothese zu untersuchen
– vorhandene Hypothesen über überzogenen handy-und Mediengenuss zu bestätigen/zuordnen zu können
– Vielleicht dadurch das Augenmerk auf die jetzige Gefahr zu lenken ( eine covidaufarbeitung müsste prophylaktisch contra neue Viren sein, doch sollte sie nicht überwiegen )
– publik und präsenter zu machen, dass unsere Kids mehr Hilfe brauchen als KM, die vorrangig bei Handyverbot trouble mit den Eltern fürchten….( s. anderer aktueller Artikel )

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