
In der Debatte über Handyregeln an Schulen verlangen Schüler Gleichbehandlung: Wenn sie selbst kein Handy nutzen dürfen, soll das auch für Lehrkräfte gelten. «Regeln für das Smartphone müssen für alle an der Schule gleichermaßen gelten», sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats in Baden-Württemberg, Joshua Meisel, in Stuttgart. «Es gibt keinen Grund, warum Lehrkräfte ihr Handy während ihrer Arbeitszeit in der Schule privat nutzen dürfen.»
Es gehe unter anderem um Fairness und um die Vorbildfunktion von Lehrkräften. «Wer eine Maßnahme von oben herab durchsetzt, ohne sich selbst daran zu halten, wird für diese Maßnahme wenig Akzeptanz gewinnen können», sagte Meisel. Schaffe ein Lehrer es nicht, die Schülerinnen und Schüler mit seinem Unterricht mitzunehmen, werde er das auch nach einem Handyverbot nicht schaffen.
Schüler fordern breitere Debatte über Social Media-Problem
Die Bildungsgewerkschaft GEW hält dagegen. «Unsinn» sei es, Handys komplett aus Schulen zu verbannen, sagte die Landesvorsitzende Monika Stein. Ein solches Vorgehen sei realitätsfern. Als Beispiel verwies sie auf den Amoklauf von Winnenden 2009: Damals habe der schnelle Kontakt zwischen Lehrkräften und Polizei wohl Schlimmeres verhindert. Regeln zum Umgang mit Handys und sozialen Medien gebe es an vielen Schulen bereits. Wichtig sei, sie weiterzuentwickeln, statt pauschale Verbote auszusprechen.
Der Landesschülerbeirat fordert seinerseits eine breitere Diskussion. Meisel kritisierte, bislang würden Smartphones und soziale Medien einseitig für psychische Probleme bei Jugendlichen verantwortlich gemacht. Andere Ursachen blieben dabei außen vor. Statt nur über Einschränkungen zu sprechen, müsse die Politik das größere gesellschaftliche Problem angehen: Kindern und Jugendlichen werde zu wenig angeboten, sodass das Handy oft zur wichtigsten Freizeitbeschäftigung werde.
Politik will strengere Vorgaben
Die grün-schwarze Landesregierung hatte bereits im Juni eine Änderung des Schulgesetzes auf den Weg gebracht. Künftig sollen sich alle Schulen im Land in ihren Haus- und Schulordnungen eigene Regeln für den Umgang mit privaten Geräten geben. In einer Formulierungshilfe des Kultusministeriums für Grundschulen heißt es klar: «Die Benutzung mitgebrachter privater digitaler mobiler Endgeräte ist grundsätzlich verboten.»
Die GEW empfiehlt jedoch, zunächst die Umsetzung in den rund 4.500 Schulen abzuwarten. Erst danach solle geprüft werden, welche Folgen die neuen Regeln haben und wo nachgebessert werden müsse.
Auch Hagel und Özdemir preschen vor
Unterdessen wird die Debatte auch politisch weiter angeheizt. CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel schlug jüngst ein generelles Handyverbot während des Unterrichts vor – und damit ein deutlich strengeres Vorgehen, als es das Kultusministerium bislang plant. «Es bleibt unser Ziel, ins Gesetz zu schreiben, dass Handys im Unterricht nichts verloren haben», sagte er
Auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir hatte sich eingeschaltet und mit einem Vorstoß für Aufmerksamkeit gesorgt: Er plädierte dafür, soziale Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren zu verbieten.
Die grün-schwarze Landesregierung hatte bereits im Juni eine Änderung des Schulgesetzes auf den Weg gebracht. Sie sieht vor, dass sich alle Schulen im Südwesten in ihren Haus- und Schulordnungen Regeln für den Umgang mit privaten Geräten geben müssen.
Zuletzt hatte der CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel ein allgemeines Handyverbot während des Unterrichts in Baden-Württemberg ins Spiel gebracht, das über diese angestrebte Reform hinausgehen würde. Und auch der Spitzenkandidat der Grünen, Cem Özdemir, sorgte mit einer Forderung zu dem Thema schon für Aufmerksamkeit. Er hatte für ein Verbot sozialer Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren plädiert. News4teachers / mit Material der dpa
Umfrage: Schulen sollen Handy-Nutzung strenger regeln – und Medienkompetenz vermitteln
