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„Sport muss (endlich!) als gleichberechtigter Teil der Bildung begriffen werden“: DFB ruft das „Jahr der Schule“ aus

FRANKFURT/MAIN. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und seine Landesverbände starten eine bundesweite Initiative, die Schulen in den Mittelpunkt rückt: Das „Jahr der Schule“ soll mehr Bewegung und Sport in den Alltag von Kindern und Jugendlichen bringen – und zugleich den gesellschaftlichen Wert des Sports neu betonen. Für DFB-Präsident Bernd Neuendorf ist klar: „Der gesamte Umgang mit dem Thema Sport in der Schule muss überdacht werden.“

Bewegung bitte! (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Die Ausgangslage ist alarmierend: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten sich Kinder mindestens 60 Minuten am Tag bewegen. Doch 75 Prozent der Grundschulkinder in Deutschland verfehlen diese Vorgabe, berichtet der Deutsche Sportlehrerverband. Die gesundheitlichen Konsequenzen sind sichtbar: Mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und 18 Jahren leiden einer Krankenkassen-Studie zufolge aktuell an motorischen Entwicklungsstörungen – ein Anstieg um 64 Prozent seit 2008.

Sport, so betont der DFB, sei weit mehr als körperliche Fitness. Er stärke die mentale Gesundheit, sei ein soziales Lernfeld und leiste einen zentralen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Trotzdem friste das Fach Sport in der Schule noch immer ein Schattendasein.

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Neuendorf: „Aus unserer Sicht wird die aktuelle Situation der besonderen Bedeutung von Sport und Bewegung für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nicht annähernd gerecht. Das ist auch deshalb unverständlich, weil zahlreiche Studien den positiven Einfluss von Sport auf Konzentration, Lernfähigkeit und Sozialverhalten belegen. Dennoch wirkt der Sport in der Schule oft wie das fünfte Rad am Wagen. Sport muss als gleichberechtigter Teil der Schulbildung begriffen werden, so wie es andere Länder bereits vormachen.““

Neuendorf: „Wir wollen konstruktiver Partner sein“

Mit dem „Jahr der Schule“ will der DFB Zeichen setzen – nicht allein für den Fußball, sondern für Bewegung generell. Neuendorf erklärt: „Wir wollen konstruktiver Partner der Schulen und der Länder sein. Sport ist Bildung, er fördert die ganzheitliche Entwicklung von Menschen. Er sollte daher nicht als Nebensache abgetan werden.“

Ein Schlüssel sind die rund 24.000 Fußballvereine, die unter dem Dach des DFB organisiert sind. Schulen könnten von dieser Infrastruktur profitieren, indem sie Vereine stärker in Ganztagskonzepte einbinden. „Wenn wir alle gemeinsam dieses Netzwerk aktiviert bekommen, entstehen Mehrwerte für alle Seiten“, so Neuendorf. „Für die Schulen, die ihr außerunterrichtliches Angebot mit Sport aufwerten können. Für die Vereine, die unmittelbaren Anschluss dorthin bekommen, wo ihre Spielerinnen und Spieler von morgen sind. Und vor allem für die Kinder, weil der Sport gut tut und gesund ist – für Körper und Geist.“

Praxisnahe Konzepte für den Schulalltag

Dass es nicht immer kompliziert und aufwändig sein muss, zeigt das Konzept der „Schule des Kleinfeldfußballs“. Entwickelt vom Trainer*innen-Kompetenzteam des DFB um Hannes Wolf, setzt es auf kleine Spielformen im Drei-gegen-Drei – auf dem Rasen, in der Halle oder sogar auf dem Pausenhof. „In der Schule des Kleinfeldfußballs ist jedes Kind in Bewegung, alle haben Ballaktionen, niemand steht herum. Das sorgt für maximale Beteiligung“, erklärt Wolf.

Neuendorf verweist auf Pilotprojekte wie „Fußball macht Schule“ in Köln, bei denen der DFB eng mit Kommunen, Hochschulen und Landesverbänden zusammenarbeitet. „Das Projekt war im ersten Jahr so erfolgreich, dass es fortgesetzt wird und in Zukunft möglichst auf weitere Standorte ausgeweitet werden soll.“

Demokratie, Integration – und Ganztag als Chance

Neuendorf betont immer wieder, dass Sport weit über den Platz hinauswirkt: „Die rund 90.000 Sportvereine in Deutschland sind Schulen fürs Leben. Respekt, Teamgeist, Zusammenhalt, Fairplay – das lernt man im Sport. Auch der respektvolle Umgang mit dem Gegner gehört dazu – im Erfolg wie im Misserfolg. Fußballvereine sind wichtige Orte der Demokratie und für mich durchaus ein außerschulischer Lernort.“

Der ab 2026 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung betrachtet er nicht als Bedrohung, sondern als Möglichkeit: „Der Ganztag galt zunächst als Schreckgespenst für Vereine. Längst aber begreifen wir ihn als große Chance. Schulen suchen verlässliche Partner für ihr Ganztagskonzept. Wenn unsere Sportvereine sich nicht einbringen, springen kommerzielle Anbieter ein. Deshalb gilt es, gemeinsam unsere Kompetenz, unsere Leidenschaft und unseren Bildungsauftrag in die Schulen zu tragen – zum Wohl der Kinder und des Sportstandorts Deutschland.“

Tägliche Sportstunde als Ziel – Unterstützung für Lehrkräfte

Neuendorf sieht dabei eine klare Perspektive: „Ich sehe drei Stufen: Im ersten Schritt der Ausbau des außerunterrichtlichen Sportangebots an Schulen, danach die Aufwertung des Sportunterrichts, in Stufe drei die tägliche Sportstunde. Sport sollte fester Bestandteil eines Ganztagskonzepts sein. 30 bis 45 Minuten bewegtes Lernen und eine Sport-AG im Laufe des Tages sorgen für Ausgleich und verankern Bewegung als selbstverständlichen Lernbaustein.“

Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet die Initiative auch: konkrete Hilfe. Der DFB bietet seit Jahren kostenlose Fort- und Weiterbildungen an, bringt mit dem „DFB-Mobil“ Fußball direkt an Schulen und stellt praxisnahe Materialien bereit. Bei der Auftaktveranstaltung am DFB-Campus in Frankfurt wurden rund 300 Lehrkräfte geschult. „Wir setzen auf einen Dreiklang aus Qualifikation, Praxis und Partnerschaften“, erklärt Neuendorf. „Unsere Angebote wollen wir im ‚Jahr der Schule‘ noch sichtbarer machen.“ News4teachers 

Hier geht es zum DFB-Journal „Das Jahr der Schule“.

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