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IFS-Studie zur digitalen Bildung: Schädlich? Von wegen – Grundschulkinder lernen am Bildschirm genauso gut lesen (zudem…)

DORTMUND. Immer wieder melden sich Kritiker zu Wort, die meinen, digitale Medien würden das Lernen in der Schule beeinträchtigen. Eine neue Studie der TU Dortmund widerspricht diesem Verdacht nun deutlich – und das in der Königsdisziplin, dem Lesen: Beim Erlernen neuer Wörter erzielen Grundschulkinder am Bildschirm dieselben Ergebnisse wie beim Lesen auf Papier. Tablets bieten darüber hinaus sinnvolle Fördermöglichkeiten. 

Klappt. (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Die Frage, ob Kinder in der Schule lieber mit Papier oder Tablet lernen sollten, spaltet die Bildungsdebatte. Nun liefert das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Technischen Universität Dortmund empirische Evidenz, die manche überraschen dürfte: Für das Lernen neuer Wörter macht es keinen Unterschied, ob Viertklässler kurze Texte digital oder analog lesen. Das belegt die Studie „Digital and Analogue Reading: Effects on Vocabulary Gains“ (DiAna), an der 405 Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen teilnahmen.

Das Samsung-Chancentablet

Nutzen Sie das Potenzial digitaler Lese- und Sprachförderung! Mit dem Chancentablet stellt Samsung Grundschulen eine Lösung zur Verfügung, die nicht nur digitales Lernen ermöglicht, sondern auch die individuelle Förderung von Basiskompetenzen wie Lesen und Schreiben.

Das Chancentablet hilft bei der individuellen Förderung (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Das Paket, das im Rahmen des Startchancen-Programms konzipiert wurde, vereint leistungsstarke und robuste Endgeräte mit integrierten Softwarelösungen von Samsung-Partnern. Damit bietet Samsung Grundschulen einen unkomplizierten Einstieg in das systemoffene technische Ökosystem „Samsung Neues Lernen“ an. Hintergrund: Systemoffene Lösungen binden Schulen nicht an spezifische Hard- und Softwarelogiken einzelner Hersteller. Sie erlauben es den Lehrkräften, Instrumente und Tools eigener Wahl einzusetzen.  Das Chancentablet ist mit drei verschiedenen Lernlösungen für eine differenzierte Lese- und Rechtschreibförderung ausgestattet – und mit Diagnosetools. Damit richtet sich das Angebot insbesondere auch an Kinder mit besonderem Förder- bzw. Unterstützungsbedarf (LRS, DaZ).

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Die Kinder lasen Texte mit rund 300 Wörtern – entweder auf Papier oder am Bildschirm – und wurden anschließend in einem Wortschatztest überprüft. Das Ergebnis: Der Lernzuwachs war in beiden Gruppen gleich groß. Weder das Textverständnis noch die Motivation unterschieden sich signifikant zwischen den beiden Leseformen.

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Lesen am Tablet: weniger anstrengend – aber genauso effektiv

Ein Unterschied zeigte sich allerdings bei der empfundenen mentalen Anstrengung. Viele Kinder gaben an, dass sie das Lesen am Bildschirm als weniger anstrengend empfanden. Projektleiter Dr. Thomas Brüggemann vom IFS erklärt: „Die bisherigen Studien deuten darauf hin, dass das Lesen am Bildschirm nicht grundsätzlich weniger anstrengend ist. Vielmehr scheinen sich die Kinder beim Lesen am Bildschirm etwas weniger anzustrengen. Das könnte daran liegen, dass sie Bildschirme oft mit schnellen Interaktionen und kurzen Textformaten verbinden.“

Für den Lernerfolg hatte das aber keine Bedeutung: Die empfundene Anstrengung wirkte sich nicht auf den Zuwachs des Wortschatzes aus. Damit widerlegt die Untersuchung die weit verbreitete Annahme, dass das Lesen auf Papier grundsätzlich bessere Lernergebnisse hervorbringe.

Keine Nachteile für digitales Lesen – aber klare pädagogische Grenzen

Die Ergebnisse haben bildungspolitische Relevanz: Digitale Lesemedien sind längst Teil des Unterrichtsalltags. Schon 2021 nutzten laut IGLU-Studie knapp 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler mindestens einmal pro Woche ein digitales Gerät im Leseunterricht. Dass digitale Medien den Lernerfolg beim Lesen beeinträchtigen könnten, galt bisher als mögliches Risiko.

Für IFS-Direktorin Prof. Dr. Nele McElvany weisen die neuen Befunde darauf hin, dass digitale Lesemedien sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können. Sie plädiert aber für einen Einsatz mit Augenmaß: „Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Integration digitaler Lesemedien in der Grundschule differenziert betrachtet werden sollte und kein Selbstzweck ist“, betont sie. „Durchdachte, pädagogisch sinnvolle Einsatzmöglichkeiten haben das Potenzial, Lernprozesse zu ergänzen, ohne dabei den Lernerfolg beim Lesen zu beeinträchtigen.“

Digitale Medien böten zudem Funktionen, die das Lernen gezielt unterstützen könnten – etwa integrierte Wörterbücher oder Vorlesefunktionen. Gleichzeitig warnt McElvany davor, die Technik um ihrer selbst willen einzusetzen: „Der Einsatz digitaler Medien sollte immer pädagogisch begründet und didaktisch durchdacht sein.“

Digitale Sprachförderung zeigt Wirkung schon zu Beginn der Grundschule

Bereits im Frühjahr hatte eine weitere IFS-Studie gezeigt, dass digitale Medien Lernprozesse nicht nur begleiten, sondern gezielt unterstützen können – und zwar schon in den ersten Schuljahren. In der Pilotierungsstudie „Speak“ überprüften die Dortmunder Forschenden, wie eine digital gestützte Sprachförderung wirkt. 323 Erstklässlerinnen und Erstklässler wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Zwei Gruppen erhielten über 15 Wochen hinweg regelmäßig digital unterstützte Wortschatz- und Grammatikförderung – entweder nur im Unterricht oder zusätzlich mit Materialien für Ganztag und Familie.

Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Der Wortschatzzuwachs war in beiden Interventionsgruppen deutlich größer (13 bzw. 15 Wörter) als bei den Kindern im regulären Unterricht (7 Wörter). Zwischen den beiden digitalen Fördergruppen gab es keinen signifikanten Unterschied. „Mit den Ergebnissen unserer Pilotierungsstudie haben wir gezeigt, dass die sprachlichen Kompetenzen von Kindern bereits zu Beginn der Grundschulzeit effektiv digitalgestützt gefördert werden können“, erläuterte Projektleiterin Dr. Annik Ohle-Peters. Und Projektmitarbeiterin Leonie Dargiewicz ergänzte: „Eine digitale Sprachförderung mit auditiven und visuellen Elementen eignet sich zum Beginn der Grundschulzeit besonders, da die Kinder beim Schuleintritt sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringen und noch nicht über schriftsprachliche Kompetenzen verfügen.“

Deutschland nutzt Potenziale digitaler Bildung bislang zu wenig

Doch trotz solcher Erfolge bleiben die strukturellen Voraussetzungen begrenzt. Zumindest die jüngsten IGLU-Daten zeigen, dass Grundschulen in Deutschland bei der Ausstattung mit digitalen Geräten und deren Nutzung deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegen. 2021 hatten hierzulande nur rund 57 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler Zugang zu Schulen, an denen im Durchschnitt ein digitales Gerät auf höchstens zwei Kinder kam – europaweit lag der Anteil bei 67,6 Prozent, Spitzenreiter Schweden erreichte sogar 98,5 Prozent. News4teachers / mit Material der dpa

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