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Weniger Unterrichtsausfall – erstmals seit zehn Jahren. Kultusminister jubelt: “Trendwende”

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Erstmals seit 10 Jahren ist an sächsischen Schulen weniger Unterricht ausgefallen als im Jahr zuvor. Auf dieses Ergebnis habe man lange hingearbeitet, sagte Kultusminister Conrad Clemens (CDU) in Dresden. «Die Trendwende ist da. Mehr Lehrkräfte, weniger Ausfall. Zum ersten Mal seit zehn Jahren sinkt der Unterrichtsausfall – und das bei steigenden Schülerzahlen.» Die ersten Daten des neuen Schuljahres zeigten, dass die Maßnahmen der letzten Jahre wirkten. 

Grund zum Feiern? (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

«Wir sind noch nicht am Ziel. Es fällt noch zu viel Unterricht aus», sagte Clemens. Aktuell würden 1.154 Lehrkräfte fehlen, um den Unterricht komplett abzudecken. Die Zahl der Kinder mit individuellem Förderbedarf liege mittlerweile bei 7,2 Prozent. «Wir haben viel zu wenig Sonderpädagogen.» Das müsse sich auch in der künftigen Ausbildung widerspiegeln. Jeden Monat kämen rund 300 Anmeldungen von schulpflichtigen Kindern aus Migrantenfamilien dazu. Die überwiegende Mehrheit spreche kein Deutsch.

Wie wird der Unterrichtsausfall berechnet?

In der Statistik wird zwischen planmäßigem und außerplanmäßigen Unterrichtsausfall unterschieden. Planmäßig gibt es ihn, wenn die Stundentafel wegen Lehrermangel und fehlenden Unterrichtsräumen ausfällt. Außerplanmäßiger Unterrichtsausfall entsteht etwa durch Krankheit der Lehrkraft, schulische Veranstaltungen, Fortbildungen, Streik, Verspätung des Schulbusses oder andere unvorhersehbare Ereignisse.

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Wie stellt sich die Situation in Sachsen konkret dar?

Nach Angaben des Kultusministeriums fielen im August insgesamt 3,1 Prozent der Unterrichtsstunden aus (Vorjahr: 3,6 Prozent). Im September waren es 3,2 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent).

Die größte Verbesserung gab es in Oberschulen mit einer Verringerung von 8 Prozent auf 5,8 Prozent (August) und von 7,8 Prozent auf 5,8 Prozent (September). Im Gymnasium reduzierte sich der Ausfall im August von 1,8 auf 1,5 Prozent und im September von 1,8 auf 1,4 Prozent. In den Grundschulen nahm er dagegen zu: im August von 0,8 auf 1,0 Prozent und im August von 1,0 auf 1,4 Prozent.

Auch der außerplanmäßige Unterrichtsausfall war leicht geringer als im Vorjahr. Er sank im August von 3,8 auf 3,4 Prozent und im September von 5,6 auf 5,4 Prozent.

Im Frühjahr hatte Clemens ein Maßnahmenpaket aufgelegt, um die Situation zu verbessern. Unter anderem sollen ältere Lehrkräfte mehr Stunden arbeiten als bisher. Zudem wurden stärker digitale Formate und mehr fächerübergreifender Unterricht angestrebt. Es soll zudem weniger Klausuren und Klassenarbeiten geben, um Korrekturaufwand zu verringern. Lehrkräfte sollen an Schulen mit besonderem Mangel abgeordnet werden.

Mehr als ein halbes Jahr später sieht das Ministerium Erfolge. Die abgeordneten Lehrkräfte hätten dafür gesorgt, dass an Oberschulen weniger Unterricht ausfalle, hieß es. «Wir haben dafür einen Preis bezahlt. Wir haben einen minimalen Anstieg des Ausfalls an den Grundschulen, an den Berufsschulzentren.»

Sächsischer Lehrerverband hält Darstellung für irreführend

Die Gewerkschaften betrachten die Entwicklung differenzierter. Durch Abordnung von Lehrkräften sinke zwar der Ausfall an Oberschulen, nehme aber an Grundschulen zu, heißt es. Es handele sich lediglich um eine Umverteilung, betonte Michael Jung, Chef des Sächsischen Lehrerverbandes (SLV). Wichtig sei nicht nur, «ob Unterricht stattfindet, sondern was und wie unterrichtet wird». Man erlebe ein «Schönwetterbild», das mit der Wirklichkeit an den Schulen wenig zu tun habe.

Der SLV hält den Begriff Trendwende für irreführend. Die Zahlen würden nicht abbilden, was in vielen Schulen tatsächlich passiere: «Die Statistik verschleiert die Realität. In zahlreichen Schulen fand wochenlang kein regulärer Fachunterricht statt – stattdessen gab es ausschließlich Klassenleiterunterricht, verkürzten Unterricht oder gar nur eine pädagogische Betreuung. Das taucht in der Statistik aber nicht als Unterrichtsausfall auf.»

Sinkendes Arbeitsvermögen durch mehr Teilzeit

Dem Ministerium zufolge stehen nicht alle Lehrkräfte für den Unterricht voll zur Verfügung. Im vergangenen Jahr habe der Anteil der in Teilzeit tätigen Lehrer 35,3 betragen, nun sei er auf 35,9 Prozent gestiegen. Clemens unterstützt einen Vorschlag aus Bayern, bei einer Teilzeit aus familiären Gründen die Altersgrenze der Kinder von 18 auf 14 Jahre abzusenken – dann müsste das Land Lehrpersonal mit älteren Kindern keine Teilzeit mehr genehmigen.

Mehr Schüler – aber weniger in den Grundschulen

Insgesamt gibt es in Sachsens Schulen aktuell 440.414 Schülerinnen und Schüler. Das sind 1.276 mehr als im Vorjahr – ein Zuwachs von 0,3 Prozent. Zugleich macht sich bereits der demografische Wandel bemerkbar. Während in allen weiterführenden Schularten die Schülerzahl wuchs, nahm sie an den Grundschulen ab – von 141.386 auf 139.145 Mädchen und Jungen. News4teachers / mit Material der dpa

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