Website-Icon News4teachers

Immer mehr Disziplinarverfahren gegen Lehrkräfte – Ministerium schafft eigens neue Stelle

Anzeige

KIEL. Im schleswig-holsteinischen Schuldienst nehmen Disziplinarverfahren gegen Lehrkräfte spürbar zu. So stark sogar, dass das Bildungsministerium in Kiel beim Finanzminister eine zusätzliche Stelle beantragt hat, um die wachsende Zahl der Verfahren bewältigen zu können. Die Vorwürfe reichen von verbalen Entgleisungen und der Missachtung dienstlicher Pflichten bis hin zu schweren Straftaten mit sexuellem Hintergrund. Dies berichtet der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z). 

Es wird ermittelt (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Auf den neuen Posten, der über die Nachschiebeliste zum Haushalt 2026 finanziert werden soll, wurde die SPD-Fraktion im Landtag aufmerksam. Sie verlangte vom Bildungsministerium eine detaillierte Aufschlüsselung der Entwicklung der Disziplinarverfahren in den vergangenen Jahren.

Die vorgelegten Zahlen zeigen einen deutlichen Anstieg: Zwischen 2020 und 2024 nahm die Zahl der Verfahren um knapp 84 Prozent zu. Allein im vergangenen Jahr wurden 57 neue Disziplinarverfahren gegen Lehrkräfte eröffnet, im laufenden Jahr sind es bislang 40. Das Ministerium verweist darauf, dass ein erheblicher Teil der Fälle besonders arbeitsintensiv sei. Rund 15 Prozent erforderten „aufwendige Zeugenbefragungen“, weitere 20 Prozent seien „ausgesprochen komplex mit einer Vielzahl von Vorwürfen oder sehr schwierigen Themenfeldern“.

Anzeige

Am häufigsten wurden im Vorjahr Verfahren wegen „Verstößen mit sexuellem Kontext“ eingeleitet – insgesamt 14. Dahinter folgten „Verletzungen des Nebentätigkeitsrechts“ mit sieben Fällen. Jeweils sechs Verfahren betrafen „verbale Entgleisungen“ sowie die „Verweigerung dienstlicher Pflichten“.

„Die Regierung muss den Ursachen für die immer häufiger vorkommenden Disziplinarverfahren genau auf den Grund gehen“

Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin umfasst der Bereich der sexuellen Verstöße sehr unterschiedliche Sachverhalte. Diese reichten von „verbalen zwischenmenschlichen Distanzverletzungen bis hin zum Besitz von kinderpornografischen Dateien“, wie sie der sh:z gegenüber erklärte. Den Anstieg erklärt das Ministerium unter anderem mit einer gewachsenen Aufmerksamkeit bei Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie im schulischen Umfeld. Hinzu kämen vermehrte Hinweise aus den USA zu möglichen Fällen von Kinderpornografie, die an deutsche Ermittlungsbehörden weitergeleitet würden.

In der SPD sorgt die Entwicklung für Unruhe. Beate Raudies, Sprecherin der Fraktion für den öffentlichen Dienst, fragt: „Die Regierung muss den Ursachen für die immer häufiger vorkommenden Disziplinarverfahren genau auf den Grund gehen. Sind das Anzeichen für strukturelle Fehlentwicklungen?“ Zugleich warnt Raudies vor möglichen Folgen für das Vertrauen in Schule und Lehrkräfte: „Die zunehmende Anzahl an Disziplinarverfahren hat das Potenzial, das Vertrauen in das Bildungssystem und in die Lehrkräfte zu untergraben. Der alleinige Fokus auf die Abarbeitung von Disziplinarverfahren greift zu kurz.“

Das Bildungsministerium widerspricht dieser Einschätzung. Die Sprecherin verweist darauf, dass die Zahl der Verfahren im Verhältnis zur Gesamtzahl der Lehrkräfte gering sei: „Gemessen an den 30.000 Lehrkräften im Land liegt die Zahl bei unter einem Prozent, es gibt daher keine strukturelle Fehlentwicklung.“ News4teachers 

Krankgeschriebener Lehrer soll bei Kochshows angetreten sein – Disziplinarverfahren

Anzeige
Die mobile Version verlassen