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Von wegen «Heulsusen»-Image: Umfrage zeigt, Lehrer haben ein hohes Ansehen

STUTTGART. Diffamierungen von Lehrern kennen keine Parteigrenzen. Was für den Christdemokraten Günther Oettinger die «faulen Hunde» waren, sind dem Genossen Claus Schmiedel die «Heulsusen». Doch auf das Bild der Pädagogen bei der Bevölkerung wirkt sich die Lehrerschelte nicht aus – in Baden-Württemberg jedenfalls nicht.

Lehrer genießen bei der Mehrheit der Bürger ein hohes Ansehen – in Baden-Württemberg jedenfalls. Foto: Luis Priboschek

«Heulsusen», «Jammerlappen», «faule Hunde» – diesen Ruf haben Lehrer eher in Politikerkreisen weg als bei den Bürgern. Denn nach einer vom Lehrerverband VBE Baden-Württemberg in Auftrag gegebenen Umfrage hält die Hälfte der Bevölkerung im Ländle viel von den Pädagogen. Nur 14 Prozent sehen sie negativ. «Trotz Unzufriedenheit mit Projekten der Bildungspolitik ist das Ansehen der Lehrer hoch», resümierte VBE-Landeschef Gerhard Brand in Stuttgart.

Der Umbau des baden-württembergischen Schulsystems und damit verbundene Probleme hätten ihrem Renommee nicht geschadet. Damit werde deutlich, dass die Arbeit der Lehrer unabhängig von der bildungspolitischen Arbeit der grün-roten Landesregierung gesehen und beurteilt werde.

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Die Belastungen und Unwägbarkeiten für die Lehrer – Einkommenseinbußen, 60-Stunden-Arbeitswochen oder zunehmend unterschiedliche Schülerschaft – kämen bei den Schülern gar nicht an. Auch die unsichere Zukunft Tausender Lehrer der abzuwickelnden Haupt- und Werkrealschulen schlage sich im Unterricht nicht nieder. «Lehrer sind für ihre Schüler da», betonte Brand und fügte hinzu:  «Dies wird in der Öffentlichkeit honoriert.»

Anders sehen die Antworten aus, wenn man nach der allgemeinen – also nicht persönlichen – Einschätzung fragt: 41 Prozent der Befragten glauben, das Image der Pädagogen habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Nur sechs Prozent gaben an, generell würden Lehrer besser beurteilt. Brand: «Die Befragten sorgen sich um den Ruf und das Ansehen der Lehrer.»

Diese Sorge sei nicht unbegründet. Deshalb müsse das Land bessere Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit schaffen. Zunächst müsse sie gemäß der selbst ausgerufenen Politik des Gehörtwerdens die Lehrer ernst nehmen. Brand: «Hört zu, wenn sie auf handwerklich oder ideologische Fehler hinweisen.» Dazu gehöre aber auch, den Lehrern die Stunden zu geben, damit sie ihre Arbeit verrichten könnten. Die geplante Streichung von 11 600 Stellen müsse zurück genommen werden. Würde nur die Hälfte gestrichen, bestünde die Chance, das Bildungssystem «brauchbar aufzustellen», sagte Brand. Aber: «Wenn Sie die Schulen fit machen wollen, sollten Sie alle Lehrer im System lassen.»

Laut der Umfrage genießen die Lehrer bei der Altersgruppe der 60-Jährigen und älteren, für die die Schule am längsten zurückliegt, das höchste Ansehen (57 Prozent). Obwohl sich vor etwa einem Jahr SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel mit dem Begriff «Heulsusen» über die Lehrer mokiert hatte, genießen diese bei SPD-Anhängern höchste Wertschätzung (65), gefolgt von Grünen-Fans (62 Prozent) und CDU-Affinen (52 Prozent). Bei den Beamten erreichen die Lehrer die höchsten Zustimmungswerte (74 Prozent).

Dagegen stehen sie bei nur 44 Prozent der Selbstständigen hoch im Kurs, bei 30 Prozent von ihnen ist das Ansehen der Pädagogen niedrig. Dieser Wert liegt bei den Beamten bei nur vier Prozent. Die Achtung vor dem Beruf steigt mit dem Bildungsgrad der Befragten. JULIA GIERTZ, dpa

Zum Bericht: GEW-Umfrage zeigt zunehmend miese Stimmung unter Lehrern

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