MÜNCHEN. Münchner Schüler wollen gegen die bayerische Bildungspolitik demonstrieren – mit einem „Streik“ zur Unterrichtszeit. Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) unterstützt die Aktion. Ist das richtig?
„Schule nervt“, so heißt es auf der Homepage der „StadtschülerInnenvertretung München“, „darin sind sich so gut wie alle Schülerinnen und Schüler einig. Unmotivierte LehrerInnen, gelangweilte Jugendliche… Wir wollen aber Spaß am Lernen, uns selbst entscheiden, was uns wirklich interessiert und wollen nicht mehr in ALLEM gut sein müssen.“ (Hervorhebung im Original) Und deshalb sollen die Schüler der bayerischen Hauptstadt sich am Stachus versammeln, und zwar morgen ab 10.30 Uhr – also zur Schulzeit. Dürfen Lehrer eine solche Aktion, die ja genausogut am Nachmittag stattfinden könnte, unterstützen? Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) tut es. Sein Präsident Klaus Wenzel hat die Schulen aufgefordert, von Strafen gegen „streikende“ Schüler abzusehen.
Der Forderungskatalog der „StadtschülerInnenvertretung München“ erscheint ebenso lang wie beliebig: „Wir protestieren für Mitbestimmung! Wir protestieren für mehr Geld für Bildung! Wir protestieren für Lehrer die nicht nur ihr Fach lieben, sondern echte Pädagogen sind! Wir protestieren für individuelle Förderung! Wir protestieren für eine gute Schule!“, so steht auf der Homepage zu lesen. „DRUCK gute Noten zu schreiben, DRUCK einen guten Abschluss zu machen. Aber wann haben wir ZEIT für uns? ZEIT zum glücklich sein, ZEIT zum entwickeln, ZEIT um Erfahrungen zu sammeln und ZEIT sich selbst zu verwirklichen? Geld und Karriere sind nicht alles. Was ist mit Kreativität, Selbstfindung oder sozialem Engagement? Für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind, wird uns keine Unterstützung im Konzept des Kultusministeriums geboten. Nach 250 Jahren ohne Veränderung reichts uns!“, erklären die Schülervertreter.
BLLV-Chef Wenzel zeigt viel Verständnis für die Aktion. „Wenn Schülerinnen und Schüler für ihr ‚Recht auf lebenslanges Lernen‘, für ‚mehr Freiräume und Mitbestimmung‘, für ‚individuelle Förderung‘ und ‚mehr Geld für Bildung‘ auf die Straße gehen müssen, wirft das ein fragwürdiges Licht auf die bayerische Schul- und Bildungspolitik“, erklärte er. Über die derzeitige Situation an Bayerns Schulen sei damit „eigentlich alles gesagt.“
Weil die am Protestmarsch teilnehmenden Schüler einen Verweis riskierten, appellierte Wenzel an alle betroffenen Schulleiter, von einer „Strafe“ abzusehen. Vielmehr müsse das Engagement der jungen Leute anerkannt und gestärkt werden. „Wer Zivilcourage sanktioniert, fördert gefährliches Duckmäusertum“.
An den bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) appellierte Wenzel, die Forderungen der Schüler ernst zu nehmen. „Die jungen Menschen sind von den Fehlentwicklungen unmittelbar betroffen und müssen verkorkste Reformen ebenso ausbaden wie die Folgen einer überholten Schul- und Bildungspolitik. Der Hilferuf der jungen Menschen darf nicht verhallen. Es müssen konkrete Taten folgen.“ News4teachers
