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Weltlehrertag: Lehrervertreter fordern mehr Anerkennung und Wertschätzung

DÜSSELDORF. Den diesjährigen Weltlehrertag am 5. Oktober nutzen die verschiedenen Lehrerverbände und Gewerkschaften, um auf die steigenden Herausforderungen an den Lehrerberuf und die zunehmende Belastung der Lehrkräfte hinzuweisen. Sie fordern bessere Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung.

Zum Weltlehrertag wünschen sich Verbände und Gewerkschaften, dass den Lehrern mehr Wertschätzung für ihre Arbeit entgegengebracht wird. Illustration: Sean McEntee / Flickr (CC BY 2.0)

Der Weltlehrertag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober begangen, im Gedenken an die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“, die 1964 von der UNESCO und der Internationalen Arbeitsorganisation angenommen wurde. Der Sächsische Lehrerverband setze sich nach eigenen Angaben für die weltweite Durchsetzung dieser Charta zur Stärkung des Lehrerberufs ein, gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung und weiteren 30 Millionen Lehrkräften weltweit, die sich im Gewerkschaftsdachverband „Education International“ (Bildungsinternationale) zusammengeschlossen haben.

„Lehrerkräfte leisten einen wesentlichen Beitrag, um junge Menschen auf das Leben vorzubereiten. Das Hauptaufgabenfeld der Pädagogen ist die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen. Der Anspruch an einen guten Unterricht ist vor dem Hintergrund des sich ständig vermehrenden Wissens und der globalen Vernetzung sehr hoch“, so der Verband. Gleichzeitig erhöhe sich die Heterogenität der Schüler. In den Schulklassen lernten Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen, aus verschiedenen Kulturen und sozialen Milieus.

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Auch dadurch steige die Belastung der Lehrer, so Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Durch viel zu große Klassen, zunehmend schwierigere Schüler, anspruchsvolle Reformvorhaben und zuweilen unerfüllbare Erwartungen von Seiten der Eltern, der Wirtschaft und der Politik würden Lehrer immer mehr unter Druck gesetzt. „Wenn irgendetwas in der Gesellschaft schief läuft, soll es die Schule möglichst geräuschlos und möglichst rasch richten“, sagt Brand, und das, obwohl man es den Lehrern eigentlich gar nicht so richtig zutraue. Die Klage, dass Schule Lehrer krank machen könne, stimmten nicht etwa hypersensible pädagogische Jammerlappen an, sondern sei durch diverse verschiedene Untersuchungen unabhängiger Wissenschaftler empirisch nachgewiesen. Gerade die engagierteren Lehrer erwische es am heftigsten, so die Studien.

Gerhard Brand, VBE-Vorsitzender Baden-Württembergs, kritisiert, dass für alles, was in der Gesellschaft schief läuft, die Lehrer verantwortlich sind. Foto: VBE

Unter immensem Druck litten allerdings nicht nur die Lehrer, betont Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. „Heranwachsende stehen unter einem unglaublichen Druck, ein erfolgreiches Leben zu führen. Erfolg wird verbunden mit gutem Einkommen, Karriere und Wohlstand. Sind diese Ziele aufgrund schlechter Leistungen in Gefahr, geraten viele Eltern in Panik und setzen – obwohl sie es eigentlich gut meinen, ihre Kinder unter immensen Druck“, so Wenzel.

Dieser Druck setze schon in den Grundschulen ein und mache Kinder krank: „Oft berichten mir Lehrerinnen und Lehrer davon, dass Mädchen und Buben müde im Unterricht sitzen, weil sie nicht einschlafen können, Bauch- oder Kopfweh haben, sich nicht konzentrieren können oder Angst vor der Schule haben.“ Auch andere Probleme würden in den Schulen sichtbar: „Leider hat das Thema Essstörung inzwischen auch die Grundschule erreicht. Schon achtjährige Mädchen machten sich Gedanken über ihr Essverhalten und beschäftigten sich intensiv mit ihrer Figur. Viele finden sich zu dick oder nicht attraktiv genug – das Gefühl kennen im Übrigen auch Jungen.“

Wenzel bezeichnet die heute gesetzten Maßstäbe als nicht nur unerfüllbar, sondern im Kern auch als nicht kinderfreundlich. „Der damit verbundene Druck ist subtil und lastet schwer – vor allem auf Kindern, weil sie ihm ausgeliefert sind. Sie können das, was täglich auf sie einströmt, nicht ausreichend differenzieren und einordnen.“ Die Aufgaben der Lehrer seien entsprechend vielschichtig und schwierig geworden. „Sie unterrichten nicht nur, sie sind in vielen Fällen auch Lebensberater, Helfer und Ansprechpartner. Natürlich gibt es auch Lehrerinnen und Lehrer, die bei der Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgaben große Probleme haben. Sie brauchen Hilfe und keine Geringschätzung.“ Mit der hätten es Lehrerinnen und Lehrer leider oft zu tun. „Angesichts der Herausforderungen ist diese Geringschätzung unangemessen und kontraproduktiv“, betont der BLLV-Präsident. Lehrerkräfte müssten vielmehr gestärkt werden, damit sie ihre Schüler stark machen könnten. Das gelte für Lehrer auf der ganzen Welt.

Eine ähnliche Meinung vertritt der VBE-Vorsitzende Brand: „Lehrer sollen und können Schulen voranbringen. Sie wollen gemeinsam aufbrechen, dabei aber nicht zusammenbrechen.“ Täglich arbeiteten Lehrer mit ihren Schülern an der Zukunft der Gesellschaft. „Sie haben es verdient, dass man ihre Arbeit anerkennt, sie wertschätzt und verlässlich unterstützt – und das nicht nur an dem von der Unesco verordneten Weltlehrertag.“

Die „Unterstützung und Anerkennung der gesamten Gesellschaft“, fordert auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, für die Lehrer. „Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher haben eine besondere Verantwortung in unserer Gesellschaft. Sie begleiten die junge Generation auf ihrem Weg zu ganzheitlich entwickelten und denkenden Persönlichkeiten, die an der Gesellschaft teilhaben und Verantwortung übernehmen. Um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden, brauchen Pädagoginnen und Pädagogen eine gute Aus-, Fort- und Weiterbildung.“

Die Entwicklung zu einem inklusiven Bildungswesen stelle neue Anforderungen an die Lehrenden, auf die in der Ausbildung reagiert werden müsse. „Wer gute Bildung will, muss in die Erstausbildung der Lehrerinnen und Lehrer investieren und ihre berufliche Entwicklung durch Fort- und Weiterbildung fördern“, betont Tepe. Mit dem „Zukunftsforum Lehrkräftebildung“ will die GEW einen neuen Impuls für eine Reform der Ausbildung der Lehrer in Deutschland setzen.

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