DÜSSELDORF. Etwas Plus, mehr Minus – unter dem Strich sind die Gewerkschaft GEW und ihr Dachverband DGB nicht zufrieden mit der rot-grünen Bildungspolitik in NRW unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Zur Mitte der Legislatur fordern sie mehr Investitionen.
Die Gewerkschaft GEW und ihr Dachverband DGB haben der rot-grünen NRW-Regierung in der Bildungspolitik ein mittelmäßiges Zwischenzeugnis ausgestellt. Verbesserungen gebe es bei Betreuungsplätzen für Unterdreijährige oder auch einem – auf knapp 80 Prozent – gesteigerten Schüler-Anteil mit mindestens einem mittleren Schulabschluss. Zugleich seien an anderer Stelle Stillstand oder sogar Verschlechterungen zu beobachten. Vor allem setze sich die soziale Schieflage fort, kritisierten DGB-Landeschef Andreas Meyer-Lauber, die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer und die Bochumer Schulforscherin Gabriele Bellenberg in Düsseldorf.
Bellenberg sagte, mit rund 155 000 Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren zu Beginn des Kita-Jahres 2014/15 sei der Bedarf in etwa gedeckt. Positiv klinge es, dass 2013/14 im Durchschnitt lediglich 2,4 Prozent der Schüler in der Sekundarstufe I sitzenblieben. In den Hauptschulen sei diese Zahl aber auf 5,1 Prozent geklettert. Und immer noch verließen in NRW 5,9 Prozent der Jugendlichen die Sekundarstufe I ohne Schulabschluss.
Es bestehe weiter ein hoher Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung, betonte Bellenberg. Einen «dramatischen Befund» nannte sie, dass bei den 13-Jährigen 39 Prozent der Hauptschüler aus einer Arbeiterfamilie kämen. Bei den Gymnasiasten betrage der Anteil nur 13,7 Prozent. Problematisch bei der Inklusion – dem gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung an Regelschulen – ist laut der Forscherin: Zwar könnten inzwischen 40 Prozent der Kinder mit sozialpädagogischem Förderbedarf in den Grundschulen inklusiv lernen. Beim Übergang in die Sekundarstufe I seien es aber nur noch 20 Prozent. Sie lernten meistens an Hauptschulen.
Meyer-Lauber sprach von einer «ernüchternden» Bilanz. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt habe sich weiter verschlechtert – schon rein rechnerisch stehe jedem Bewerber aktuell nur 0,7 Lehrstelle gegenüber. Auch Schäfer forderte mehr Investitionen in die Bildung. Sie betonte: „Trotz durchaus positiver Entwicklungen sind wir aber mit den Ergebnissen insgesamt nicht zufrieden.“ dpa