MÜNCHEN. Eltern sollen ihre Kinder erziehen. Doch wer bringt den Vätern und Müttern das bei? Vielen Paaren fehlt es am nötigen Wissen, meint Lehrerpräsident Klaus Wenzel – und fordert gemeinsam mit dem Bayerischen Elternverband Kurse schon für werdende Eltern.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) plädiert für eine Erziehung der Eltern. Gemeinsam mit dem Bayerischen Elternverband und dem Münchner Mediziner Karl-Heinz Brisch wirbt der Verband dafür, Eltern besser auf die Herausforderung der Kindererziehung vorzubereiten. «Viele Kinder kommen heutzutage in die Schule, ohne die Grundlagen des Miteinander zu kennen», sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel am Mittwoch. «Dass man Rücksicht nimmt, dass man sich hilft, dass man sich einordnet. Es fehlt vielen Kindern das, was früher zur Grundausstattung gehörte.»
Wenzel fordert die Wiedereinführung des in den 1990-er Jahren abgeschafften Fachs Erziehungskunde. «Vor vierzig Jahren hatte die Schule eine familienergänzende Funktion», sagte der BLLV-Präsident. «Heute ist es vielfach eine familienersetzende Funktion.» Es sei ein Ärgernis, dass dauernd über das G8 und G9 diskutiert werde, nicht aber über die Belange kleiner Kinder.
Der Elternverband und der Kinderarzt Brisch haben jeweils eigene Initiativen gestartet, um Eltern möglichst früh auf die Kindererziehung vorzubereiten. Der BEV nennt sein 2013 gestartetes Projekt «Elfe» – Eltern möglichst früh erziehen. «Wichtig ist, dass die Eltern möglichst vor der Entbindung Informationen über die Grunderziehung haben», sagte Wenzel.
Immer mehr Kinder brächten in Kita und Schule nicht die erforderliche Grunderziehung mit, so heißt es beim BEV. Das sei keine „Schuld” der Eltern, sondern habe mehrere Ursachen: „Erziehungswissen ging verloren, weil viele junge Eltern niemanden haben, den sie fragen können. Erziehung in der Art, wie man selbst erzogen wurde, wirkt nicht mehr, denn die Gesellschaft hat sich verändert. Menschen aus anderen Kulturen kennen die unausgesprochenen kulturellen Grundregeln in Deutschland nicht. Die Erziehungsziele haben sich geändert – zum Beispiel selbstbewusst kreativ statt gehorsam und fleißig -, die Methoden sind noch nicht angepasst.“ Weiter heißt es auf der Seite des BEV: „Erziehungskurse für alle Eltern vor der Geburt des ersten Kindes müssen in Bayern so selbstverständlich werden wie die Hundeschule. Sie müssen zum guten Ton gehören.“
Wenzel wird vom BEV folgendermaßen zitiert: „In unseren Schulen haben wir immer mehr Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten. Zahlreiche Ursachen führen dazu, dass viele Schülerinnen und Schüler orientierungslos sind und Beziehungsprobleme haben. Gelegentlich liegt es auch an überforderten Eltern und deswegen sind wir froh, dass mit dem Projekt Elfe eine wertvolle Hilfe angeboten wird. Der BLLV wird diese Projekt nach Kräften unterstützen”. News4teachers / mit Material der dpa
Zum Kommentar: Woher rührt die Verunsicherung der Eltern? Es fehlt an Werten

