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Bouffier: «Wir geben die Hauptschule nicht auf, es gibt sie nur nicht mehr»

Hatte angekündigt, die Schulpolitik der CDU nicht ändern zu wollen: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Foto: Armin Kübelbeck / Wikimedia Commons

Hatte angekündigt, die Schulpolitik der CDU nicht ändern zu wollen: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Foto: Armin Kübelbeck / Wikimedia Commons

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OBERTSHAUSEN. Der Vorschlag der Landesschülervertretung zu einem künftigen zweisäuligen Schulsystem hat möglicherweise noch einmal Bewegung in den festgefahrenen hessischen Bildungsgipfel gebracht. Führende CDU-Politiker setzen sich für den Vorschlag ein. Doch nicht Allen gefällt das Ende des dreigliedrigen Schulsystems, das mit der Abschaffung der Hauptschule verbunden wäre. Schon jetzt gibt es allerdings nur noch vier reine Hauptschulen in Hessen.

Auch bei einer Abschaffung der Hauptschule sollen Schüler in Hessen künftig ihren Hauptschulabschluss machen können. «Der Hauptschulabschluss wird bleiben», sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) auf dem Landestag der Jungen Union in Obertshausen (Kreis Offenbach). In seiner Partei war Kritik laut geworden, die jüngst von der Landesschülervertretung vorgeschlagene Sekundarschule sei «die Einführung der Einheitsschule durch die Hintertür». Die schwarz-grüne Landesregierung hatte sich hinter den Vorschlag gestellt. In der «Sekundarschule» sollen Haupt- und Realschule zusammenfließen.

Das Ende der Hauptschule bedeutet nicht das Ende des Hauptschulabschlusses, betont Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Foto: Staatskanzlei Hessen

Bouffier entgegnete den Kritikern: «Wir geben die Hauptschule nicht auf, es gibt sie nur nicht mehr». Gerade einmal vier reine Hauptschulen gebe es noch in Hessen, drei in Frankfurt und eine in Wiesbaden.

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Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hatte am Montag den Vorschlag der Landesschülervertretung (LSV) unterstützt, demzufolge das Schulsystem künftig nur noch auf zwei Säulen ruht: Gymnasien und Gesamtschulen. Zum zweiten Bereich sollen auch die neuen «Sekundarschulen» zählen. Nur weil ein Vorschlag von der LSV komme, müsse er nicht falsch sein, sagte Bouffier. Eine Änderung des dreigliedrigen Schulsystems in Hessen war in der CDU lange Zeit ein Tabuthema.

«Es geht nicht um die Hauptschule, es geht um die Hauptschüler», betonte Bouffier. Er bekannte sich zu einem ausdifferenzierten Schulsystem, in dem Schüler mit verschiedenen Fähigkeiten auch unterschiedliche Abschlüsse machen können. «Die Einheitsschule ist mit uns nicht zu machen», sagte er weiter.

Das Zwei-Säulen-Modell sieht vor, dass die Gymnasien in ihrer heutigen Form bestehen bleiben und es daneben die Gesamtschule gibt, die sich in drei Bereiche aufteilt: Die Kooperative Gesamtschule, die Integrierte Gesamtschule und eine «Sekundarschule», in der nach den Plänen die Haupt- und Realschule zusammenfließen.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, bezeichnete Bouffiers Rede als «schwere Hypothek» für eine mögliche Einigung beim Bildungsgipfel. Die CDU falle langsam wieder in ihre alten bildungspolitischen Rollenbilder zurück. «Die angebliche Kompromissbereitschaft der CDU in Bildungsfragen ist beim besten Willen nicht zu erkennen», sagte Degen.

Hessens Landesschülervertretung macht sich unterdessen dafür stark, die Debatte um eine bessere Schule auch nach dem Bildungsgipfel nicht abreißen zu lassen. «Die Diskussion darf auf keinen Fall zu Ende sein», sagte Landesschulsprecherin Fevzije Zeneli in Wiesbaden. «Wir müssen uns die Offenheit der Gespräche, die es gerade in der letzten Zeit gab, erhalten.»

Die Landesschulsprecherin äußerte sich überzeugt davon, dass die Diskussionen beim Bildungsgipfel auf Grundlage des LSV-Modells nun zielgerichteter geführt werden könnten. Trotz der kurzen Zeit bis zur letzten Sitzung der Expertenrunde am 17. Juli werde mit dem Vorschlag die Möglichkeit eröffnet, in einigen Aspekten zu einer Vereinbarung zur künftigen Schulstruktur zu kommen.

Die Landesschülervertretung habe für ihren Vorschlag eines Zwei-Säulen-Modells «viele positive, aber auch viele skeptische Rückmeldungen bekommen», berichtete Zeneli weiter. Deswegen werde es in Kürze auch noch ein Treffen mit Vertretern von Eltern-, Lehrer- und Schulverbänden geben. Die Ergebnisse sollen in der letzten Sitzung der Arbeitsgruppe zur künftigen Schulstruktur am 8. Juni in das Modell eingearbeitet werden. Die abschließenden Empfehlungen müssen vier Tage später an das Kultusministerium geschickt werden. (dpa)

zum Bericht: Künftige Schulstruktur: Landesregierung kann sich für Schülervorschlag erwärmen

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