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Kretschmann-Herausforderer Wolf positioniert sich klar gegen neue Gemeinschaftsschulen – bei G8 eiert er herum

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STUTTGART. Sieben Monate vor der Landtagswahl lässt die oppositionelle CDU in der Bildungspolitik nicht locker. Im Zentrum ihrer Kritik steht die von Grün-Rot in Baden-Württemberg eingeführte Gemeinschaftsschule. Dabei ist sich die CDU in einigen Punkten selbst nicht ganz einig.

Guido Wolf, Spitzenkandidat der CDU-Baden-Württemberg für die Landtagswahl 2016 schlägt harte Töne an. Foto: Robin Krahl /Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)

Unter einer CDU-geführten Landesregierung wird es keine neuen Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg geben. Dies machte der Spitzenkandidat zur Landtagswahl 2016, Guido Wolf, noch einmal klar. In Stuttgart sagte der Herausforderer von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): «Wir werden als CDU-geführte Landesregierung keine neuen Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg gründen.» Warum eigentlich nicht? Eine Begründung lieferte Wolf nicht.

Zugleich räumte er ein, dass die Frage eines acht- oder neunjährigen Gymnasiums (G8, G9) in der Partei umstritten sei. «Wir werden die endgültige Entscheidung auf dem Parteitag im November fällen», sagte Wolf. Für ihn sei die Frage allerdings falsch gestellt. «Sie darf nicht lauten: G8 oder G9? Die Frage muss lauten: Was müssen wir tun, um an unseren Gymnasien maximale Qualität zu gewährleisten?»

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Das sogenannte Turbo-Abitur in acht Jahren war noch unter der früheren Landeskultusministerin Annette Schavan (CDU) in Baden-Württemberg eingeführt worden. Das früher übliche, neunjährige Abitur gibt es heute im Südwesten nur an wenigen Modellschulen. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel hatte einst gefordert, das G9 an mehr Gymnasien zu ermöglichen – die Grünen sind aber dagegen.

Nun gab sich Schmiedel in den «Stuttgarter Nachrichten» zurückhaltender. «Wir wollen die Erfahrungen aus den 44 Schulversuchen mit G9 sammeln und dann entscheiden, wie es weitergeht.» Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 halte er zwar für gut. «Aber ich bin nicht als Solist unterwegs.» Grün-Rot habe sich darauf verständigt, die Ergebnisse der Überprüfung abzuwarten. «Deshalb fällt die Entscheidung, ob es Wahlfreiheit oder andere Angebote gibt, in der nächsten Legislaturperiode», kündigte er an.

Wolf beteuerte, dass er gegen die Wiedereinführung der von Grün-Rot abgeschafften verbindlichen Grundschulempfehlung sei. «Wir hätten sie nicht abgeschafft. Sie aber nach fünf Jahren wieder einzuführen, hielte ich für den falschen Weg.» Er befürwortete aber ein verpflichtendes Beratungsgespräch auf Basis der Grundschulempfehlung.

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) glaubt aber nicht, dass die CDU im Wahlkampf mit dem Bildungsthema punkten kann. «Die Opposition kann keine Alternativen zum zweigliedrigen Schulsystem, zur Inklusion und zum Ausbau von Ganztagsschulen bieten», sagte er. «Auch die Attacken gegen die Gemeinschaftsschulen laufen ins Leere, weil viele CDU-Kommunalpolitiker diese Schulart sehr schätzen.»

Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser meinte: «Guido Wolf sehnt sich zurück nach einem alten dreigliedrigen Schulsystem, dem Eltern und Schüler per Abstimmung mit den Füßen längst den Boden entzogen haben.» Ein eigenes Gesamtkonzept, wie angesichts sinkender Schülerzahlen im Land alle Schulabschlüsse erhalten bleiben könnten, habe der CDU-Spitzenkandidat nicht. «Die Gemeinschaftsschule hat dagegen inzwischen eine hohe Anziehungskraft.»

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger steht Gemeinschaftsschulen abwartend gegenüber. «Ob die Gemeinschaftsschule richtig ist, muss sich erst noch zeigen», sagte Dulger. «Noch gibt es ja keine Absolventen.» In der Gemeinschaftsschule werden Schüler mit der Empfehlung für das Gymnasium, für die Realschule sowie für die Haupt- und Werkrealschule in einem Klassenverband unterrichtet. Von Bettina Grachtrup, dpa

Zum Kommentar: Merkels stille Schulrevolution – Wie die Kanzlerin die Gesamtschule für die Union salonfähig macht

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