Website-Icon News4teachers

Bildungsminister wirft Lehrern vor, bei Krankschreibungen zu mogeln – Verbände empört

POTSDAM. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) verdächtigt Lehrer offenbar, bei Krankmeldungen zu betrügen. Auf einer Pressekonferenz zum Schuljahrebeginn sprach er von „Auffälligkeiten“ zum Schuljahresbeginn. So seien 2014 im Schulamtsbereich Frankfurt/Oder, so rechnete er vor, während der Sommerferien 145 Lehrkräfte krankgemeldet gewesen, eine Woche nach dem Schuljahresbeginn 339. Baaske: „Das macht mich schon sauer.“ Lehrerverbände zeigten sich empört und forderen eine Entschuldigung. Baaske wies das zurück.

Brandenburgs Schulminister Günter Baaske hat sich nicht eben beliebt bei den Lehrern im Land gemacht. (Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg)

Flapsig hatte Baaske auf seiner Pressekonferenz bemerkt, das Ferienende in Brandenburg könne man auch daran erkennen, dass die Zahl der Krankschreibungen unter Pädagogen sprunghaft steigt. Damit habe der Minister „die auf Grundlage von ärztlichen Attesten krankgeschrieben Lehrerinnen und Lehrer diskreditiert“, schreiben die Verbände in ihrem Brief. «Ihre Äußerungen werden von den Lehrkräften als anmaßend und beleidigend empfunden.» Stattdessen solle Baaske konkrete Vorschläge zur Absenkung der hohen Arbeitsbelastung der Lehrkräfte und Angebote zum Vorruhestand vorlegen. GEW-Landeschef Günther Fuchs kritisierte, Baaske habe die kranken Lehrer diskreditiert, obwohl er eine Fürsorgepflicht habe. Baaske bediente „vorhandene Klischees und Vorurteile”. Tatsächlich würden die Brandenburger Pädagogen unter oft schwierigen Bedingungen täglich gute Arbeit leisten.

Baaske wies die Vorwürfe umgehend zurück. «Ich habe die Zahlen ohne jede Interpretation genannt und habe auch nicht spekuliert», sagte der Minister. «Wenn ich von 300 Fällen unter 18000 Lehrern gesprochen habe, muss auch den nicht Mathematik unterrichtenden Kollegen klar sein, dass von Pauschalisierung keine Rede sein kann.»

Anzeige

Der Brandenburger Philologenverband lieferte eine mögliche Erklärung für das von Baaske kritisierte Phänomen. Dass der Krankenstand nach den Ferien sprunghaft ansteige, sei Fakt, habe aber auch praktische Gründe, sagte die Verbandsvorsitzende, Kathrin Wiencek Wiencek, gegenüber der „Märkischen Allgemeinen“.: Viele Ärzte schrieben dauerkranke, angestellte Lehrer für die schulfreie Zeit gesund. Das hänge mit Krankengeldfortzahlungen zusammen. Brandenburg hat zwar 80 Prozent seiner Lehrer verbeamtet, viele ältere, krankheitsanfälligere Kollegen befänden sich aber in einem Angestelltenverhältnis, Der Eindruck, Lehrer verlängerten gern ihre Ferien, sei jedenfalls falsch, betont sie „Einzelfälle wird es geben, davor ist man in keinem Berufsstand gefeit“, räumt sie ein, „aber man kann nicht die Lehrer pauschal verunglimpfen.“ News4teachers / mit Material der dpa

Die mobile Version verlassen