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Bundesweit fehlen 30.000 Lehrer – Allen Ernstes: Nachhilfeschulen wollen einspringen

BERLIN. Zum neuen Schuljahr fehlen laut Philologenverband bundesweit 30.000 Lehrer an den Schulen. Betroffen seien neben Gymnasien auch Hauptschulen und Berufsschulen, erklärte der Vorsitzende des Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger. Der Bundesverband der Nachhilfeschulen hat bereits Hilfe angeboten – die Institute könnten ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stellen, hieß es. Für Josef Kraus, den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, wäre dies allerdings eine „Bankrotterklärung“ des öffentlichen Schulwesens in Deutschland.

An vielen Schulen in NRW werden Pflichtstunden offenbar gar nicht erst eingeplant. Foto: Luis Priboschek
An vielen Schulen in NRW werden Pflichtstunden offenbar gar nicht erst eingeplant. Foto: Luis Priboschek

Besonders groß, so Meidinger in der „Bild“-Zeitung, sei der Lehrermangel in MINT-Fächern wie Mathe, Physik oder Chemie. Stark betroffen sei auch Ostdeutschland, wo eine große Pensionierungswelle rolle. Ganz daneben scheint Meidinger mit seiner Schätzung nicht zu liegen: So musste beispielsweise die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) unlängst einräumen, dass allein in ihrem Bundesland rund 3.500 Lehrerstellen fehlen.

„Wo staatliche Lehrkräfte fehlen, könnten wir kurzfristig ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stellen“, erklärte Cornelia Sussieck, Vorsitzende des Bundesverbandes der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen im Deutschlandfunk. In einigen Kommunen, etwa in Schwetzingen, gebe es bereits Kooperationen zwischen staatlichen Schulen und Nachhilfeinstituten. Für Lehrerverbandschef Josef Kraus ein Unding: Er habe erhebliche Zweifel an der Qualifikation der Nachhilfelehrer.

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Aus Berlin meldet sich aktuell die GEW zum Thema Lehrermangel zu Wort: Eine Umfrage Gewerkschaft unter den Schulen der Hauptstadt habe ergeben, dass pro Schule eine Lehrkraft fehle. „Selbst bei einer Ausstattung von 100 Prozent ist eine qualitativ gute Versorgung der Schulen in allen Fächern und mit allen benötigten Professionen gegenwärtig nicht gewährleistet“, erklärte Gunilla Neukirchen, Vorsitzende der Vereinigung Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter in der GEW. Der Einstellungsbedarf sei seit einigen Jahren bedeutend höher als die Anzahl der Lehrkräfte, die in Berlin ihre Lehramtsausbildung absolviert haben. Nach dem Referendariat verlassen zudem viele Lehrkräfte die Stadt. „Die Folge ist, dass die Schulen ihre Stellen nicht mit adäquat ausgebildeten Lehrkräften besetzen können“, so Neukirchen. In Mangelfächern müsse vermehrt auf Quereinsteiger zurückgegriffen werden. Aber die bräuchten in der ersten Zeit viel Unterstützung. Die zwei Stunden, die den Schulen zur Anleitung zur Verfügung gestellt würden, reichten nicht aus. Die GEW Berlin fordert daher: „Die Schulen müssen zusätzliche Ressourcen erhalten.“ Sprich: Lehrerstellen.

Aus Nordrhein-Westfalen hat „lehrer nrw“ zum Problem fehlender MINT-Kollegen eine Pressemitteilung herausgegeben: „An den weiterführenden Schulen in NRW ist fast jede zweite MINT-Lehrkraft über 50 Jahre alt. In den nächsten zehn Jahren wird von den rund 52.000 Fachkräften knapp die Hälfte aus dem Schuldienst ausscheiden. Es besteht also dringender Handlungsbedarf in den MINT-Fächern.“ Die Lehrerversorgung in diesem Bereich müsse massiv verstärkt werden, sagte Verbandsvorsitzende Brigitte Balbach. Wie das gelingen könne? Durch Leistungsanreize wie Zulagen, durch eine bessere Ausstattung der Schulen sowie eine gezieltere Nachwuchsförderung. Vor allem mehr Mädchen könnten gewonnen werden. News4teachers

 

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