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“Angst behindert Lernen” – GEW fordert Abschiebestopp für alle Flüchtlingskinder und ihre Eltern

Syrisches Flüchtlingskind in der Schule. Foto: UK Department for International Development (CC BY 2.0)

Syrisches Flüchtlingskind in der Schule. Foto: UK Department for International Development (CC BY 2.0)

BERLIN. Die Bildungsgewerkschaft GEW hat vom rot-schwarzen Berliner Senat umfassende Verbesserungen in der Betreuung von Flüchtlingskindern gefordert. Geflüchtete Familien mit Schulkindern sollten nicht mehr abgeschoben werden, sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Mittwoch. «Nichts behindert Lernen so sehr wie Angst.» Eine drohende Abschiebung stehe zudem der Integration der rund 20.000 nach Berlin geflüchteten Kinder und Jugendlichen im Wege.

Für Flüchtlingskinder, die eine Abschiebung fürchten müssen, ist die Situation belastend. Foto: DFID – UK Department for International Development / Wikimedia Commons (CC-BY-2.0)

Derzeit werden in der Hauptstadt laut Senatsbildungsverwaltung rund 6700 Kinder in 639 Willkommensklassen unterrichtet. Dafür stehen demnach 701 Lehrkräfte zur Verfügung. Der Bedarf sei stark gestiegen, sagte die Sprecherin der Verwaltung, Beate Stoffers. Allein zwischen November und Dezember seien 64 Willkommensklassen dazugekommen und 68 neue Lehrkräfte eingestellt worden. An mehr als jeder dritten Berliner Schule lernten geflüchtete Kinder und Jugendliche.

Nach Angaben des GEW sind die Lehrkräfte oftmals aber nur befristet beschäftigt. Das müsse sich ändern, forderte GEW-Vorstandsmitglied Juliane Zacher. «Die Arbeit mit Kindern aus geflüchteten Familien ist eine langfristige Aufgabe für die Berliner Bildungseinrichtungen», so Zacher.

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Dabei werde der Nachschub knapp: Es gebe viel zu wenige Fachkräfte, die Kindern Deutsch als Fremdsprache beibringen könnten. Stoffers von der Bildungsverwaltung betonte jedoch, derzeit könnten alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Pensionierte Beamte seien kaum unter den Bewerbern, es meldeten sich unter anderem Deutschlehrer von Sprachschulen – auch aus dem Ausland.

Probleme bereiteten den Lehrern vor allem die extrem voneinander abweichenden Lernniveaus der Kinder, erklärte Stoffers. Die Lehrerin einer Willkommensklasse, Gülten Alagöz, berichtete auch von psychischen Belastungen: «Ich bin als Lehrkraft manchmal sehr überfordert, wenn ich ein traumatisiertes Kind vor mir habe.» Manchmal fingen Kinder mitten in der Schule an, Bürgerkrieg zu spielen, sagte Gökhan Akgün, der an einer Grundschule die Betreuung koordiniert. Die Lehrer bräuchten mehr Ansprechpartner. dpa

Zum Bericht: Jetzt doch: Syrische Flüchtlinge sind hochqualifiziert – neue Studie des UNHCR

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