DÜSSELDORF. Ein neu formulierter Erlass des NRW-Schulministeriums zum Thema Flüchtlingskinder sorgt für Verwirrung unter Lehrkräften. Sollen die zugewanderten Schülerinnen und Schüler in der Regel sofort in einer Regelklasse unterrichtet werden, wie Verbände nach der Veröffentlichung mutmaßten? Das Ministerium widerspricht. Die Aufregung aber zeigt: Lehrkräfte fühlen sich mit der Integration der zusätzlichen Schüler gehörig unter Druck.
Stephan Rebernik / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Die Neufassung des bisherigen „Integrations-Erlasses“ verändere keine bestehenden Rechtsnormen oder Organisationsformen, so stellt das Schulministerium klar. Es gehe lediglich um geänderte Begrifflichkeiten. „Die Organisationsformen ‚Auffang- bzw. Vorbereitungsklassen‘ werden in der Neufassung als „Sprachfördergruppen“ beschrieben. Es entfällt lediglich die Bezeichnung, um den Schulen größeren Spielraum für die flexible Gestaltung eines individuellen, am Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler orientierten Übergangs in das Regelsystem (auch unterjährig) zu geben“, so heißt es in einer Pressemitteilung. Grundsätzlich gelte, was schon bisher gegolten habe und was der im Oktober letzten Jahres verabschiedeten Strategie der Kultusministerkonferenz entspreche: die Beschulung von zugewanderten Schülerinnen und Schülern in Regelklassen sei die „grundsätzliche Form“.
GEW-Landeschefin Dorothea Schäfer hält es einem Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ trotz des Dementis aus Düsseldorf für möglich, dass die Landesregierung die Integrationsklassen – andernorts heißen sie “Willkommensklassen” – auflösen möchte. „Das wäre fatal. Es ist gut, dass diese Kinder zunächst unter sich sind. In den Regelklassen würden viele von ihnen erst mal nur dasitzen und nichts verstehen“, sagte Schäfer laut Bericht. Der Erlass und die Diskussion darüber verunsichere viele Lehrer. Schäfer: „Wir kriegen immer wieder Hinweise, wie pädagogisch wertvoll die Vorbereitungsklassen mit ihren gezielten Förderangeboten für die Integration der Flüchtlingskinder sind.“
Auch „lehrer nrw“ lehnt eine sofortige Zuweisung neu zugewanderter Kinder in Regelklassen ab. Stattdessen fordert der Verband die Einrichtung von halbjährigen Deutschkursen für Flüchtlingskinder an den Schulen. Diese Vorbereitungskurse müssten der Zuweisung in Regelklassen oder Seiteneinsteigerklassen stets vorgeschaltet werden. Verbandschefin Brigitte Balbach: „Eine Chance auf eine fundierte Bildung und spätere berufliche Perspektiven in Deutschland gibt es für neu zugewanderte Kinder nur mit soliden Deutschkenntnissen. Und die lassen sich nicht nebenher in der Regelklasse vermitteln.“ Sie sofort in Regelklassen zu stecken, wäre eine „Katastrophe für die schulische Integration.“ News4teachers
