BERLIN. Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat beklagt, dass die Rechtschreibleistungen von Schülern immer schwächer würden – auch an Gymnasien. Die Hauptursache sieht Meidinger aber darin, «dass wir es insbesondere bei den meisten Jungen mittlerweile mit einer Generation von Jugendlichen zu tun haben, die kaum mehr liest». Ohne intensives Lesen erwerbe man aber auch keine ausreichende Rechtschreibkompetenz, betonte Meidinger, selbst Leiter eines Gymnasiums in Bayern, gegenüber der «Neuen Osnabrücker Zeitung».
Der Bildungspolitik wirft Meidinger vor, den Rechtschreibunterricht in den Lehrplänen seit den 90er-Jahren systematisch zu vernachlässigen. Weil Rechtschreibung als Bildungsbarriere gelte, führe sie in manchen Bundesländern insbesondere in der Mittelstufe ein Randdasein. «Ich halte es für einen schweren Fehler, dass es Bundesländer gibt, in denen zumindest in bestimmten Jahrgangsstufen keine benoteten Rechtschreibdiktate mehr geschrieben werden dürfen», kritisierte Meidinger. In keinem anderen europäischen Land werde dem muttersprachlichen Unterricht in den Stundentafeln so wenig Platz eingeräumt. dpa