In der Debatte um eine Abkehr vom «Turbo-Abitur» nach acht Jahren legt sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nicht fest. «Es ist eine sehr intensive Debatte, die geführt wird. Und ob das zu Veränderungen führt, wird man sehen», sagte die SPD-Politikerin am Freitag in Düsseldorf. Beim SPD-Parteitag in Bochum in zwei Wochen sollen die Delegierten über eine Rückkehr zu G9 und über andere Modelle diskutieren und auch abstimmen, sagte die Landesparteivorsitzende.
Eine endgültige Entscheidung müsse dort aber noch nicht getroffen werden. Es gebe einen weiteren Parteitag Anfang kommenden Jahres, auf dem das Programm für die Landtagswahl im Mai 2017 beschlossen werden soll. Wann es «welche Konkretisierungsstufe» gebe werde, «da sind wir noch im Prozess».
Es sei falsch gewesen, dass die schwarz-gelbe Vorgängerregierung die Sekundarstufe I verkürzt habe, bekräftigte Kraft. Das habe zu Unterrichtsverdichtungen in den Klassen 5 bis 9 geführt. «Auch aus meiner persönlichen Wahrnehmung war das damals ein gravierender Fehler.» Daher habe Rot-Grün nachträglich Verbesserungen in Gang gebracht. SPD und Grüne hatten ursprünglich eine verkürzte Oberstufe angestrebt, erinnerte Kraft.
Landtagspräsidentin Carina Gödecke hatte jüngst in einer Debatte mit Schülern über das ungeliebte G8 gesagt: «Wir Erwachsenen versündigen uns an euch.» Kraft wollte die Äußerung ihrer SPD-Parteifreundin nicht kommentieren. Es gebe ein «Für und Wider in der Bevölkerung» und deutlich auch bei den Sozialdemokraten. Sie verwies auf den erneuten Runden Tisch, zu dem Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) demnächst einladen werde.
Zwar müsse man nun wieder in diese Strukturdebatte eintreten, eine Entscheidung darüber allerdings «in aller Ruhe» treffen, betonte Kraft. Es sei aber zum Leid von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulen, wenn man «ständig» Strukturdebatten führe.
Die Bürgerinitiative «G-ib-8» hatte die Parteien im Düsseldorfer Landtag jüngst aufgefordert, G9 bis Dezember per Gesetz zu beschließen, so dass die Schulen sich zum Schuljahr 2017/18 von G8 wieder auf G9 umstellen könnten. dpa