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Wie sich die AfD lächerlich macht beim Versuch, die Wissenschaft zu gängeln – sie nennt den menschengemachten Klimawandel „geballten Unfug“

SCHWERIN. Die AfD macht in diesen Tagen deutlich, was sie von der Freiheit der Wissenschaft hält: nichts. Die Politik, so meint die Partei offenbar, hat über Form und Inhalt von Forschung zu entscheiden – und über deren Ergebnisse gleich mit. Augenfällig wird das in diesen Tagen an zwei Streitpunkten in Mecklenburg-Vorpommern. Dass sich die seit 1933 nach dem Nationalisten Ernst Moritz Arndt benannte Universität Greifswald von ihrem bisherigen Namenspatron gelöst hat – und zwar nach einer Abstimmung im Senat –, mag die AfD nicht akzeptieren. Und die wissenschaftlich unstrittige Erkenntnis, dass die Erde mitten in einem vom Menschen verursachten Klimawandel steckt, nennt ein AfD-Abgeordneter im Schweriner Landtag „geballten Unfug“.

Von der Freiheit der Wissenschaft hält die AfD wenig. (Foto: Friedrich Petersdorff/Wikipedia CC BY 2.0)

AfD-Fraktionschef Leif-Erik Holm spricht von einer „politisch oberkorrekten Bilderstürmerei“, dass die Universität ihren bisherigen Namen „Ernst Moritz Arndt“ ablegt. Arndt sei einer der berühmtesten Söhne Vorpommerns, meint Holm. „Und wir sind ihm zu Dank verpflichtet, für seinen Kampf gegen die Leibeigenschaft, für die Befreiung von der napoleonischen Fremdherrschaft und für die Nationwerdung Deutschlands.“

Das kann man auch anders sehen: Historiker kritisieren, Arndt  (1769 – 1860) sei antisemitisch und nationalistisch gewesen. Die Nationalsozialisten sahen in ihm einen Vordenker und sorgten unmittelbar nach der Machtergreifung für die Umbenennung der Universität Greifswald. Die will nun ihren 560 Jahre alten, schlichten Ursprungsnamen wieder annehmen. Die Begründung: Das Festhalten am umstrittenen Namenspatron würde es erschweren, internationale Studierende und Wissenschaftler zu gewinnen und die Universität als ein Ort fortschrittlicher Wissenschaft erscheinen zu lassen. Mit Zweidrittelmehrheit entschied der Senat in der vergangenen Woche, den Namen des umstrittenen Publizisten und Hochschulprofessors abzulegen.

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Die freie Entscheidung einer Universität, sich selbst einen Namen zu geben, mag die AfD allerdings nicht akzeptieren. Sie legte im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern einen Dringlichkeitsantrag vor, mit dem die Landesregierung gezwungen werden sollte, die Namenänderung zu verweigern. Nur: Das kann sie gar nicht. Sofern der Sitz der Hochschule Namensbestandteil bleibe, könne eine Genehmigung nicht versagt werden, sagte ein Ministeriumssprecher mit Verweis auf das Landeshochschulgesetz. Doch das ficht die AfD nicht an: Für den hochschulpolitischen Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, den Greifswalder Juraprofessor Ralph Weber, ist die Entscheidung der Universität ein „verheerendes Signal“.

„Panikmache“ ist hingegen aus Sicht der AfD die wissenschaftliche Erkenntnis, dass der vom Menschen verursachte CO2-Ausstoß zur Erderwärmung führt. Mehr noch: Der Befund sei „geballter Unfug“, meinte der AfD-Abgeordnete Ralf Borschke am Mittwoch in der Aktuellen Stunde des Landtags in Schwerin. Borschke zeigte sich – im Gegensatz zu weltweit allen Klimaforschern  – überzeugt, dass der CO2-Ausstoß durchweg positiv zu bewerten sei, weil er der Vegetation nutze. „Wir kommen aus einer Kälteperiode und nähern uns einem Klimaoptimum, wie es auch im Mittelalter herrschte“, weiß der AfD-Politiker, Rohrschlosser von Beruf – blieb allerdings Quellen seiner Erkenntnis schuldig.

Zur Erinnerung: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“, so heißt es in Artikel 5 des Grundgesetzes. Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa

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