DUISBURG. Am Duisburger Steinbart-Gymnasium ist eine 14-Jährige während des Unterrichts von Mitarbeitern der Ausländerbehörde abgeholt worden. Sie wurde mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben. Das Mädchen wurde in Deutschland geboren. Angesichts der Häufung solcher Fälle in ganz Deutschland fordert der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV), Abschiebungen von Kindern und Jugendlichen aus der Schule heraus sofort zu stoppen.
Die Schülerin wurde in Deutschland geboren, wie eine Sprecherin der Stadt Duisburg sagte. Der Schulleiter und ein Lehrer haben die 14-Jährige am Montag aus der Klasse gebracht und im Lehrerzimmer über die Gründe der Abschiebung informiert, sagte die Sprecherin. Die 14-Jährige sei in Tränen ausgebrochen, sagte der Schulleiter. Möglicherweise hatten die Eltern ihre Tochter nicht über die drohende Abschiebung informiert. Das Mädchen konnte sich im Lehrerzimmer noch von ihren beiden besten Freundinnen verabschieden. Die Schüler des Gymnasiums seien geschockt gewesen.
„Wir mussten am Ende sogar einen Arzt rufen und haben auch unseren Pfarrer und Religionslehrer als helfenden Seelsorger in diese Klasse geschickt“, erklärte der empörte Schulleiter gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). „Schule muss ein Schutzraum für Kinder sein! Niemand darf hier solch ein emotionales Trümmerfeld anrichten“, so sagte er. Die Familie sei mustergültig integriert gewesen. Das Mädchen spricht perfekt Deutsch, ihre Eltern betrieben einen gut laufenden Sushi-Laden, zahlten Steuern, so heißt es in dem Bericht.
Die Familie wurde zum Frankfurter Flughafen gebracht und dort der Bundespolizei übergeben, wie die Sprecherin der Stadt Duisburg sagte. Am Abend hätten die Eltern und ihre Tochter das Land mit einem Flieger verlassen. Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet.
Nach Angaben der Sprecherin war die Aufenthaltserlaubnis der Familie bereits Ende 2013 ausgelaufen. Die letzte Klage der Betroffenen gegen die Entscheidung wurde demnach im März 2016 abgewiesen, kurz danach lehnte auch die Härtefallkommission des Landes NRW einen Antrag ab. Erstmals sei der Asylantrag vor etwa 15 Jahren abgelehnt worden, sagte die Sprecherin. Danach ging der Fall durch alle Instanzen. Mittlerweile hat sie sich laut „WAZ“ bei ihren Mitschülern gemeldet: „Mir geht es gut. Macht euch keine Sorgen.“ Die Eltern ihrer Mitschüler wollen trotzdem versuchen, die Familie wieder nach Deutschland zu holen.
“Nicht aus dem Unterricht zerren”
„Mit der Praxis, junge Menschen aus dem Schulunterricht herauszuholen, um sie abzuschieben, muss Schluss sein. Der BLLV unterstützt daher die damit verbundenen Proteste von Schülern und Lehrern. Junge Menschen, die zur Schule gehen oder in einem Ausbildungsverhältnis stehen, dürfen nicht aus dem Unterricht gezerrt werden, um sie abzuschieben. Dies ist wörtlich zu nehmen und hat grundsätzlich zu gelten: Flüchtlinge in Schulen oder Ausbildung dürfen nicht abgeschoben werden“, so erklärte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann.
„Für die abgeschobenen Schüler und deren Mitschüler stellt die Situation eine immense psychische Belastung dar. Die Gefahr ist zudem groß, dass ihr Vertrauen in den Staat nachhaltig erschüttert wird. Motivation und Leistungsbereitschaft junger Menschen, die sich integrieren wollen, hängen auch von Perspektiven ab. Wenn diese den jungen Menschen systematisch entzogen werden, ist das kontraproduktiv“, sagte sie – und betonte: „Auch für Lehrerinnen und Lehrer ist die Situation untragbar. Sie wollen den jungen Menschen helfen und ihnen Chancen eröffnen – doch dann müssen sie hilflos zusehen, wie ihre Integrationsanstrengungen zu Nichte gemacht werden. Dieser Missstand gehört beendet.“
Gestern hatte es Tumulte an einer Berufsschule in Nürnberg gegeben, als die Polizei einen 20-Jährigen aus dem Unterricht holte, um ihn nach Afghanistan abzuschieben. Ein weiterer Fall wurde aus Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa