Website-Icon News4teachers

Schulabbrecher-Rekord – Linke: Lehrermangel trifft besonders die schwächsten Schüler

MAGDEBURG. Jeder zehnte Schüler schafft in Sachsen-Anhalt keinen Abschluss, das sind relativ so viele Schulabbrecher wie in keinem anderen Bundesland. Die Linke fordert deshalb zusätzliches Personal. Das Bildungsministerium verweist dagegen auf bereits beschlossene Maßnahmen.

Der Anteil der Schulabbrecher in ganz Deutschland ist zwischen 2014 und 2016 von 5,7 auf 5,9 Prozent gestiegen. Foto: ryan melaughn/ flickr (CC BY 2.0)

Um schwächere Schüler besser zu unterstützen, fordert die Linke mehr Personal an Grund- und Förderschulen. Unterrichtsausfall und Lehrermangel treffe besonders die Schwachen, sagte der Bildungsexperte der Oppositionsfraktion, Thomas Lippmann, am Mittwoch in Magdeburg. Gute Schüler kämen dagegen besser zurecht, wenn Unterricht ausfalle. Die Linke macht sich deshalb für ein Sofortprogramm stark: Es müssten 200 Förderschullehrer, 200 Sprachlehrer und 200 pädagogische Mitarbeiter zusätzlich eingestellt werden. Die dafür nötigen Kosten von rund 30 Millionen Euro pro Jahr seien durch Haushaltsüberschüsse finanzierbar.

“Kein Naturgesetz”

Hintergrund der Forderung ist die hohe Zahl von Schulabbrechern in Sachsen-Anhalt. Jeder zehnte Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss – bundesweit der höchste Wert. «Die Schulabbrecherquote ist kein Naturgesetz, sie hängt ganz eng mit Strukturen zusammen», sagte die stellvertretende Linken-Fraktionschefin, Eva von Angern. Die Linke stellt den Nutzen spezieller Förderschulen generell in Frage. «Der Großteil des Schulversagens entsteht an den Förderschulen», sagte Lippmann. Wer auf eine solche Schule gehe, habe es besonders schwer, zu einem Abschluss zu kommen. Erfolgversprechender sei, Kinder mit besonderem Förderbedarf an den Regelschulen zu unterrichten.

Anzeige

Studie: Schulabbrecherquote erhöht – fast 50.000 jungen Menschen pro Jahr droht dauerhaft Hartz IV

Laut Bildungsministerium wird an den Problemen bereits intensiv gearbeitet. In diesem Jahr seien bereits rund 100 zusätzliche pädagogische Mitarbeiter eingestellt worden, sagte ein Sprecher von Minister Marco Tullner (CDU). Vorschläge für eine neue Struktur der Förderschulen würden demnächst im Landtag diskutiert, das Ministerium habe dazu ein Papier erstellt. An der Schulform soll aber grundsätzlich festgehalten werden. Viele Eltern wollten, dass ihre Kinder an speziellen Förderschulen unterrichtet werden.

Die Forderung nach zusätzlichen Sprachlehrern wies der Ministeriumssprecher zurück. Sinnvoller als Klassen nur für Kinder mit Migrationshintergrund zu bilden sei es, die Kinder in Regelklassen zu integrieren. Der Schwerpunkt liege deshalb darauf, die Zahl der Lehrer insgesamt zu erhöhen. Der hohe Anteil von Schulabbrechern hatte zuletzt auch Ministerpräsident Reiner Haseloff auf den Plan gerufen. Er wolle sich die besonders betroffenen Schulen genau ansehen, kündigte der CDU-Politiker an. Von Angern kritisierte, nur auf einzelne Schulen zu schauen, reiche nicht aus. dpa

 

Die mobile Version verlassen