DRESDEN. Im Kampf gegen den Lehrermangel in Sachsen warnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vor den Verbeamtungsplänen von Kultusminister Frank Haubitz (parteilos). Da nicht alle Lehrkräfte verbeamtet werden könnten und Haubitz dies auch nur für Vollzeitkräfte plane, würden die Unterschiede in den Lehrerzimmern nur größer, sagte die GEW-Vorsitzende Uschi Kruse am Montag in Dresden. Alle in der DDR ausgebildeten Lehrkräfte seien aufgrund ihres Alters ausgeschlossen. «Die Verbeamtung an sich ist auch noch kein Grund für junge Leute, nach Sachsen zu ziehen.» Sie sprach sich für eine Erhöhung der Nettobezüge aus, um Anreize zu schaffen.
Kruse bemängelte auch die hohen Kosten einer Verbeamtung. Wenn man sich dafür entscheide, «dann wird sie deutlich teurer als das, was da jetzt zu Buche steht.» Entscheidend sei für die Gewerkschaft eine Entlastung der Lehrkräfte, um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.
Enttäuscht zeigte sich Kruse, dass Haubitz ein Gesprächsangebot der GEW abgelehnt habe. «Auch wir haben ein größeres Interesse daran, dass das Thema Lehrermangel nicht nur aus den Schlagzeilen verschwindet, sondern auch aus den Schulen.» Zum Halbjahreswechsel im Februar könne der Bedarf an Lehrern trotz Seiteneinsteigern nicht gedeckt werden, sagte sie.
Paukenschlag
Sachsens neuer Kultusminister, der bisher als Schulleiter und Landesvorsitzender des Philologenverbands gewirt hatte, sorgte am Tag seiner Vereidigung für einen Paukenschlag. In einem persönlichen Brief an die Schulleiter sprach sich der 59-Jährige für eine uneingeschränkte Verbeamtung ab 2019 aus. «Sie ist ein Signal für Hunderte von Sachsen, die den Freistaat einst verlassen haben und jetzt als verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer in anderen Bundesländern tätig sind», schrieb Haubitz. Die Verbeamtung sorge dafür, dass Lehrer zurückkehren, Stellenangebote in Sachsen nicht mehr ausschlagen und in Nachbarländer abwandern.
Um Gerechtigkeit walten zu lassen und den Schulfrieden zu erhalten, will Haubitz nicht nur neue Lehrer zu Beamten machen, sondern auch jene, die bereits in den Schulen tätig sind. Da Sachsen nur bis zum 46. Lebensjahr verbeamte, schlug Haubitz einen Ausgleich für ältere Kollegen vor. Der Sächsische Lehrerverband zeigte sich begeistert. Die regierende Union schien überrascht. Sachsens designierter Regierungschef Michael Kretschmer nannte das offenbar nicht abgestimmte Vorgehen von Haubitz «suboptimal», will aber die Verbeamtung ernsthaft prüfen lassen. N4t / mit Material der dpa