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Lehrermangel: Hat Sachsen-Anhalt den Auftakt zur Bewerbersuche verschlafen?

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MAGDEBURG. Es gibt Zulagen für schwer besetzbare Lehrerstellen – und gelockerte Vorgaben. Doch trotz dieser Änderungen rechnet die Opposition in Sachsen-Anhalt damit, dass bei der jüngsten Pädagogensuche wieder Stellen frei bleiben.

Wie kann man den Lehrermangel in den Griff bekommen?                       Foto: Kreisvolkshochschule Harz / flickr / CC BY 2.0

Der Linken-Bildungsexperte Thomas Lippmann rechnet damit, dass bei der aktuellen Lehrersuche etwa jede vierte Stelle frei bleibt. Von den 550 Jobs an allgemeinbildenden Schulen könnten erfahrungsgemäß vielleicht 400 besetzt werden, sagte der Oppositionspolitiker. Das sei auch der Ausschreibungspraxis geschuldet. Sachsen-Anhalt will binnen eines Jahres 1.000 neue Pädagogen einstellen.

Aktuell sind 610 Stellen zu besetzen. Dafür meldeten sich 1.360 Interessenten. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sprach von einem positiven Signal. Aus Sicht des früheren GEW-Landeschefs Lippmann ist der Rücklauf kein Anlass zur Beruhigung.

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Im Wettbewerb mit den Nachbarbundesländern habe die Runde zu spät begonnen. Die Folge sei, dass Bewerber ihre Zusagen aus anderen Ländern eher bekämen. Zudem führe die Praxis, Jobs überwiegend für konkrete Schulen statt für Regionen auszuschreiben, dazu, dass nach der Prüfung der Kandidaten für einzelne Standorte kein geeigneter übrig bleibe, so Lippmann.

Diese Verspätung habe auch Folgen für die Stammbelegschaft an vielen Schulen. «Wenn 500 Kollegen neu ins System sollen, hängt da ein ganzer Rattenschwanz dran», sagte Lippmann. Je nachdem, wer neue Pädagogen bekomme und welche Fächerkombinationen diese mitbrächten, ändere sich auch die Unterrichtsplanung. «Das ist alles kein Problem, wenn die Personalplanung bis zum letzten Schultag in vier Wochen steht», sagte Lippmann. «Aber es wird eins, wenn in den Sommerferien noch Kollegen umsortiert werden müssen.»

Auch der Bildungsminister rechnet damit, dass die Auswahl der Bewerber bis zum Start des neuen Schuljahres dauert. Das Verfahren sei aufwendig. Das gelte vor allem für die Bewerber, die zwar studierte Fachexperten sind – aber bisher kein pädagogisches Studium haben. Sie machen 40 Prozent der Bewerber aus. Drei Fünftel sind klassisch ausgebildete Pädagogen.

In der Vergangenheit konnte Sachsen-Anhalt immer wieder Stellen nicht besetzen. Mehrere Dutzend besonders schwer zu vergebende Jobs wurden jetzt mit einer Zulage versehen, um sie attraktiver zu machen. Auch die Vorgaben wurden gelockert. So soll der Anteil unbesetzter Stellen verringert werden. Ob das hilft, ist erst nach Ende der Auswahl klar. dpa

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